CSU fordert kostenloses Parken in München – Kritik von den Grünen: "Völlig falsche Richtung"

Niemand gibt in der Innenstadt in München so viel aus wie alle, die dort parken müssen, sagt eine neue Studie. Die CSU fordert deshalb mehr Autofreundlichkeit. Doch die Erhebung hat auch noch anderes herausgefunden.
von  Christina Hertel
Die CSU will es Autofahrern in der Innenstadt einfacher machen, einen Parkplatz zu finden. Doch eigentlich wünschen sich die Menschen mehr Sitzgelegenheiten und mehr Grün.
Die CSU will es Autofahrern in der Innenstadt einfacher machen, einen Parkplatz zu finden. Doch eigentlich wünschen sich die Menschen mehr Sitzgelegenheiten und mehr Grün. © Sigi Müller

Altstadt - Wer ein Auto fährt, kann es sich leisten, seinen leeren Kofferraum voll teurer Dinge zu laden. Es scheint, als würde dieses Klischee tatsächlich zutreffen. Das zeigen Zahlen einer noch recht neuen Studie, die das Wirtschaftsreferat in Auftrag gegeben hat.

Demnach gibt niemand so viel an einem Tag in der Innenstadt aus wie all jene, die mit dem Auto anreisen. Sie leisten sich Ausgaben in Höhe von 246 Euro. Wer mit dem ÖPNV kommt, konsumiert bloß für 114 Euro am Tag. Mit den Öffentlichen reisen die meisten Besucher an – nämlich zwei von drei. Wer aus dem Umland kommt, setzt sich sogar noch etwas häufiger in die S-Bahn, um die Fußgängerzone zu erreichen.

Nirgends in Deutschland sind mehr Menschen unterwegs als in der Altstadt in München

Unwichtig ist das Auto trotzdem nicht. 17 Prozent fahren insgesamt für den Einkaufsbummel in die Innenstadt. Von denen, die im Umland leben, sind es sogar 27 Prozent. Mit dem Fahrrad kamen sieben Prozent der Besucher. Zehn Prozent spazierten ins Zentrum.

Gleichzeitig zeigte die Studie, die das Wirtschaftsreferat in Auftrag gegeben hat, dass die Münchner Altstadt zwar immer noch ein Besuchermagnet ist: 2023 wurden in der Fußgängerzone 29 Millionen Passanten gezählt. In keiner anderen Einkaufsstraße Deutschlands waren so viele Menschen unterwegs wie in der Kaufingerstraße.

Allerdings: Der Leerstand ist ebenfalls auf einem Rekord-Niveau. In den letzten zehn Jahren hat er sich mehr als verdoppelt. Und Läden, die es schaffen, sich mehrere Jahre im Zentrum zu halten, sind selten geworden: In der Dienerstraße, der Sendlinger Straße und der Kaufingerstraße haben seit 2005 überall um die 80 Prozent der Läden gewechselt.

Der Chef der CSU-Stadtratsfraktion Manuel Pretzl zieht aus diesen Zahlen einen Schluss: "Geschäfte und Gastronomie leben in hohem Maße von den Besuchern, die mit dem Auto kommen", sagt er. Eine vielfältige Innenstadt sei auf Autofahrer angewiesen. "Man könnte auch sagen: Ich parke, also kaufe ich."

Parkplätze in München weg: Die CSU schießt gegen die Grünen

Die Grünen würden am liebsten alle Autos aus der Innenstadt verbannen, meint Pretzl. Aus seiner Sicht ist das der falsche Weg. Er hat deshalb mehrere Anträge eingereicht, die Autofahrern das Shopping-Erlebnis einfacher machen sollen. Eine Forderung: Parken in den Tiefgaragen soll kostenlos werden, sofern die Besucher in den Geschäften einen gewissen Betrag ausgeben.

Abends soll das Parken ganz kostenlos werden. Samstags ab 17 Uhr und montags bis freitags ab 18 Uhr sollen Autofahrer keinen Parkschein mehr lösen müssen. Die CSU hofft, so einen Anreiz zu schaffen, dass Besucher außerhalb des Berufsverkehrs anreisen. Und auch Park&Ride-Anlagen, auf denen Besucher ihr Auto am Stadtrand abstellen können, um dann mit dem ÖPNV in die Innenstadt zu fahren, sollen günstiger oder ganz kostenlos werden, beantragt die CSU.

"In die völlig falsche Richtung" weise dieser Vorschlag, findet die Vorsitzende der Grünen-Fraktion Mona Fuchs. "Wir brauchen in der Innenstadt nicht mehr sondern weniger Autoverkehr – und das erreicht man nicht durch das Setzen vollkommen falscher Anreize." Außerdem weist Fuchs auf weitere Ergebnisse der Studie hin. Die Befragten sollten nämlich auch angeben, was sie sich für die Münchner Innenstadt wünschen. "Autofreundlich" landete da auf dem letzten Platz. Die ersten drei Plätze belegten "ÖPNV-freundlich", "fußgängerfreundlich" und "begrünt".

Die Menschen in München wünschen sich die Innenstadt als "Ort des Austauschs und der Begegnung"

Viele Befragte hätten außerdem gerne mehr Verweil- und Entspannungsmöglichkeiten (zum Beispiel Sitzgelegenheiten). Den Handlungsbedarf in diesem Bereich stuften die Studienverfasser als "überdurchschnittlich hoch" ein.

Die meisten der Befragten sehen die Innenstadt nicht als Shopping-Meile. Ihnen ist auch das gastronomische und das Kunst- und Kulturangebot wichtig. Die Innenstadt sollte für sie ein "Ort des Austauschs und der Begegnung" sein, forderten sie. Auch Veranstaltungen, Feste und Events, Markthandel, Sightseeing und Tourismus sollte die Innenstadt für sie bieten. "Die Richtung, in die sich die Münchner Innenstadt entwickeln soll, ist von den Münchnerinnen und Münchnern damit klar vorgegeben", findet Fuchs.

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