CSU-Chef gestoppt – von der Polizei

München - Als Polizist den Dienstwagen eines CSU-Spitzenpolitikers aufzuhalten, kann einem durchaus Ärger einbringen.
1958 hat der Bonner Schupo Siegfried Hahlbohm die Limousine des damaligen Bundesverteidigungsministers Franz Josef Strauß ausgebremst. Strauß tobte: „Ich werde dafür sorgen, dass Sie von dieser Kreuzung verschwinden!“ Es kam sogar zu einem vielbeachteten Prozess. An dessen Ende wurde der Fahrer, dem Strauß das rigorose Weiterfahren befohlen hatte, zu einer Geldstrafe von 100 Mark verurteilt.
Der aktuelle Fall dürfte glimpflicher enden. Am Samstagmittag ist der Wagen von Ministerpräsident Horst Seehofer auf dem Weg zum Hotel Bayerischer Hof in der Pacellistraße von einer Polizeikontrolle gestoppt worden. Auf eine Polizei-Eskorte hatte er verzichtet. Und das Fahrzeug mit den Sicherheitsbeamten fuhr nicht vorneweg, sondern hinterher.
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„Zum ersten Mal in meinem politischen Leben, also in 35 Jahren, bin ich so streng kontrolliert worden“, erzählte Seehofer später erheitert. Sein Fahrer habe erst aus Vorsicht das Seitenfenster nicht geöffnet. Und als neben dem Führerschein auch der Ausweis verlangt wurde, „hatte er den natürlich nicht dabei“. (Was übrigens auch für Seehofer galt, der nach eigener Aussage fast immer ohne Ausweis, Führerschein und Geld unterwegs ist.)
Der kontrollierende Beamte habe dann gefordert, dass der Kofferraum geöffnet würde. In seiner Nervosität habe der Fahrer den Fernbedienknopf dafür nicht gleich gefunden, weshalb der Polizist noch einmal mit Nachdruck gefordert habe: „Kofferraum auf!“
Was aus dem Polizisten wurde, der einst Strauß’ Wagen gestoppt hat Seehofer nahm es deutlich gelassener als früher Strauß: „Ich finde es gut, wenn die strengen Maßnahmen auch jene treffen, die diese Sicherheit angeordnet haben.“
Siegfried Hahlbohm übrigens, der damals FJS aufgehalten hat, ist 2012 im Alter von 77 Jahren gestorben. Als Polizist hatte er es später bis zur Kripo geschafft.