"Crystal": Die Horror-Droge kommt nach München

Es "kickt" und hat furchtbare Folgen: Laut Zollfahndungsamt konsumieren immer mehr Bayern Crystal – Experten warnen: Das Rauschgift kommt München immer näher.
von  Thomas Gautier

Es sorgt für den harten Kick und hat furchtbare Folgen: Laut Zollfahndungsamt konsumieren immer mehr Bayern Crystal – Experten warnen: Das Rauschgift kommt München immer näher.

München - Die Droge zählt zu den gefährlichsten der Welt, Experten stellen sie auf eine Stufe mit Heroin und Crack. Crystal aber ist keine x-beliebige Gossen-Droge. Es ist die meist konsumierte Droge der Welt. Wenn es so weitergeht, wird das auch in Bayern so sein. Und zwar sehr bald.

In diesem Jahr hat das Zollfahndungsamt in Zusammenarbeit mit tschechischen Kollegen so viele Crystal-Konsumenten festgenommen wie noch nie – das Hauptgebiet liegt in Nordost-Bayern: 2009 flogen zwischen Hof im Norden und Furth im Wald im Süden 21 Menschen auf, sagt Jürgen Thiel, Leiter des Sachgebiets Rauschgift im Zollfahndungsamt München. Die hatten insgesamt 138 Gramm Crystal dabei. 2010 waren es 109 Fälle mit 1200 Gramm, im ersten Halbjahr 2011 bereits 210 mit 2600 Gramm.

„Die Droge ist auf dem Vormarsch“, sagt Thiel. Die meisten Konsumenten stammten zwar noch aus Franken, der Oberpfalz oder Sachsen, „wir beobachten aber eine eklatante Ausweitung in die Ballungsräume.“ Nürnberg, Augsburg, Landshut, München – „die Einschläge kommen immer näher“.

Armin Aumüller, Chef des Münchner Drogendezernats, kann das teilweise bestätigen. Die Fälle von Amphetaminen, zu denen Crystal zählt, hätten von 2009 auf 2010 um 18 Prozent zugenommen. „Es ist zu befürchten, dass Crystal auch bei uns ankommt.“ Im April erwischten die Behörden einen Münchner Metzger (25) mit 60 Gramm Crystal. „Er wollte damit hier seine Freunde versorgen“, sagt Thiel. Jetzt sitzt der Mann in U-Haft. Fünf Gramm gelten als „nicht geringe Menge“ -  es drohen mindestens zwei Jahre Haft. Aber auch, wer mit weniger als fünf Gramm erwischt wird, muss mit harten Strafen rechnen. Im März bekam ein Mann wegen 24 Gramm Crystal drei Jahre und drei Monate Gefängnis.

Crystal macht extrem abhängig und Menschen zu Zombies: Nach einigen Jahren faulen ihnen die Zähne ab, sie bekommen Pusteln im Gesicht, Halluzinationen und Panikattacken.

Viele sterben an Hirnblutungen, Herzinfarkten oder Hitzschlag, weil die Körpertemperatur im Rausch auf bis zu 43 Grad steigen kann. „Manche Langzeitkonsumenten haben sogar richtige Löcher in der Gehirnmasse“, sagt Thiel, „wie ein Schweizer Käse.“ Die Nervenbahnen sind zerstört, bei vielen führt das zu Langzeitpsychosen und Schizophrenie.

Jürgen Thiel und seine Kollegen nennen Crystal deshalb auch „die Droge, die blöd macht“. Wer so zerstört endet, ist meist nicht älter als 29, sagt der Oberamtsrat. „Und für den Rest seines Lebens ein Sozialfall.“

Einen großen Report zum Thema Crystal lesen Sie in der Mittwochsausgabe der AZ auf Seite 8.

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