Cowboys in der Stadt

Hier stellen Kneipen wir vor, in denen die Musik von der Band auf der Bühne kommt statt von CD. Heute ist das der „Oklahoma Saloon“ in Thalkirchen – hier lebt der Countryrock
Claudia Schuh |
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Der Chef steht auf der Bühne, die Sheriff-Hüte wippen mit: Ein Abend im „Oklahoma Saloon“.
Sigi Müller Der Chef steht auf der Bühne, die Sheriff-Hüte wippen mit: Ein Abend im „Oklahoma Saloon“.

Das Münchner Country-Land liegt in Thalkirchen, in der Schäftlarnstraße. Dort geht ein eingefleischtes Völkchen seit 1979 traditionell ins „Oklahoma“: Jeden Abend spielt die Band auf der kleinen Bühne amerikanische Volksmusik im besten Sinne, jeden Abend etwas anderes. Dienstags Folk und Westcoast bei freiem Eintritt, mittwochs Bluegrass, donnerstags Texas Blues, freitags und samstags Oldies, Classic Country, New Country.

Ali-Friedrich Suchy (54) führt die Bar seit sechs Jahren: Nach 33 Jahren Angestelltendasein wollte er seinem Leben eine neue Richtung geben. Als ihm das Oklahoma angeboten wurde, konnte er nicht nein sagen. Er, der Country-Liebhaber, der passionierte E-Gitarrist. „Ich bin hier vor 30 Jahren zum ersten Mal aufgetreten, hab’ meine gesamte Jugend hier verbracht.“ Der Oklahoma Saloon ist Suchys Leben. Zuletzt war die Bar ziemlich heruntergewirtschaftet, sagt er. „Die Fenster waren zu, war alles etwas zwielichtig.“

Jetzt können Passanten reinschauen. Revolver, Geweihe, Indianerschmuck und Pkw-Schilder aus Alabama, Oklahoma und anderen Südstaaten hängen an den Wänden. Oklahoma, der Name des Lokals, bedeutet so viel wie „Das Land des roten Mannes“, es ist die Stadt in den USA mit der größten Ansammlung verschiedener Indianer-Stämme.

Der Gründer der Kneipe war ein großer Indianer-Fan, erzählt Suchy. Unübersehbar. Am diesem Samstagabend steht der Chef mit seiner Band „Westworld Company“ selbst auf der Bühne. „Habt’s ihr an Musikwunsch, dann schreibtsn aufn Bierdeckel“, ruft der Frontman mit rauchiger Stimme ins Publikum. Er greift in die Gitarrensaiten. Die Leute johlen, klatschen. Cowboyhüte wippen. Die gute Laune von der Mini-Bühne schwappt sofort über.

In der Pause sitzt Suchy, geselliger Typ mit dunklem Vollbart, im Hinterzimmer. Schweiß rinnt unter dem Cowboy-Hut über die Stirn. Der Kneipen-Besitzer: „Für die meisten ist mein Laden eine Wohnstube, die Gäste fühlen sich wie daheim.“ Das Bier kostet 3,80 Euro, zwölf verschiedene Whisky-Sorten stehen auf der Karte. Wild-West-Geschmack. Den Hunger stillen Pizzen (7,80) und Holzfällerbrot (5,50).

Das Stammpublikum, so scheint es, ist mit der Bar alt geworden. Wie lange manche schon herkommen, können sie ganz genau sagen: „Ewig!“ Grauhaarige Frauen mit Federohrschmuck, Männer mit Sheriff-Hut wippen mit ihrem Glas Bier in der Hand, Cowboystiefel flitzen über den Saloon-Boden. Die Einraumkneipe ist klein, trotz Wild West schlottern die Raucher im Winter brav draußen vor der Tür. Die Enge drinnen hält keinen vom Tanzen ab. „Take it easy“ singt der Chef mit seiner tiefen, sonoren Stimme. Das Lied könnte Programm für seinen Laden sein.


Schäftlarnstraße 156, Di. bis Do. bis 1 Uhr, Fr./Sa. bis 2 Uhr, Di-Sa täglich Live-Musik, Eintritt wechselnd. www.oklahoma-saloon.com, Tel.: 72 34 327

 

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