Corso geht die Luft aus

Die Veranstalter des Corso Leopold stöhnen unter Abgaben und Gebühren von 100 000 Euro. Jetzt greift OB Christian Ude ein.
MÜNCHEN Erst das miese Wetter, dann die Rechnung: Am vergangenen Wochenende kamen wegen der Bibber-Temperaturen nur 100000 Münchner zum Corso Leopold und zum Streetlife-Festival – 2007 waren es 250000 (AZ berichtete). Jetzt muss das Corso Leopold angeblich 100000 Gebühren und Abgaben an die Stadt zahlen. „Wir ersticken an den Kosten“, sagt der Vorsitzende Ekkehard Pascoe der AZ – dem Corso geht die Luft aus.
Auf ihrer Homepage schreiben die „Corsaren“ einen bitteren Brief: Von „Frustration“ ist die Rede. Die Ausgaben steigen immer höher, klagen sie. „Wir sparen an allen Enden.“
Schuld seien die Stadt und deren öffentliche Töchter. Die SWM verlange den üblichen Tarif für Strom und Wasser, dazu kämen Kosten für Polizei, Feuerwehr und Lebensmittelüberwachung. Auch die Auflagen für Verkehrs-, Lärm- und Brandschutz würden immer weiter steigen. Nach dem Fest lange die Straßenreinigung „tüchtig zu“. Und jetzt kommt’s noch mal dicke: „Man kündigt uns erhebliche Kostensteigerungen und kostenrelevante Auflagenverschärfungen für 2009 an.“
"Wir haben ein bisschen die Schnauze voll"
Um das zu bezahlen, kratze der Corso jeden Euro an Einnahmen zusammen – Mitveranstalter Kulturreferat und der Bezirksausschuss 12 fördern den Verein mit 8500 Euro, der Rest kommt von Organisationen, Mitgliedern und Spendern. Aufbau und Organisation des Schwabinger Kulturfestivals erledigen Ehrenamtliche und Mitarbeiter.
„Wir haben ein bisschen die Schnauze voll“, sagt Benjamin David der AZ. Diese hohen Abgaben seien „kunst- und kulturfeindlich.“ Ekkehard Pascoe ergänzt: „Nächstes Jahr werden wir die Kosten senken müssen.“ Dadurch sei die Qualität des Programms gefährdet – und damit die Seele des Festivals. „Budenstraßen kann ja jeder bauen“, sagt Pascoe.
Das Streetlife stöhnt auch unter der Kosten-Last. „Wir haben ähnlich hohe Ausgaben“, sagt Andreas Schuster vom Veranstalter Green City. „Aber wir zahlen kaum Gebühren an die Stadt.“ Auch sie machen keinen Gewinn. „Es ist ein Nullsummenspiel und wir kämpfen jedes Jahr damit, auf unsere Kosten zu kommen.“
Jetzt hat sich OB Christian Ude eingeschaltet. Er will mit den Corso-Veranstaltern noch in diesem Jahr reden. „Ich habe keine Zusagen gemacht, werde aber versuchen, im Gespräch mit den zuständigen Referaten die Kosten dort zu senken, wo es rechtlich möglich ist.“ Das wäre vor allem bei Auflagen der Fall. Den Strom müssen die Festivals aber auch in Zukunft voll zahlen, sagt Ude. „Das muss auch die Stadt.“
Thomas Gautier