Corona Royal: Münchner Lieferdienste setzen auf Luxus
Auch in Krisenzeiten sollte man ja stets versuchen, das Gute zu sehen: Daheim zu bleiben und am besten überhaupt niemanden zu treffen, macht zwar nicht immer viel Spaß - aber zumindest ist es kostenlos.
In der Pandemie kulinarisch investieren
Das gesparte Geld für wilde Partys, ausschweifende Restaurantbesuche oder den Südsee-Urlaub kann man ja auch einfach mal ganz dekadent in sich selbst investieren. Kulinarisch versteht sich. Als Belohnung fürs vorbildliche Abstands-Anstands-Verhalten der letzten Monate. Ganz nach der Maxime: Corona Royal - auch in der Pandemie kann man stilvoll (über)leben.
Es scheint, als würden das auch immer mehr Zeitgenossen machen, die aktuell nicht mit dem systemirrelevanten Dasein oder Kurzarbeit zu kämpfen haben. Denn ein Markt boomt neben der Klopapier-Industrie besonders: die Luxus-Branche. Wie könnte es auch anders sein. Wenn von der Aromaöl-Massage bis zum Rockkonzert so ziemlich alles wegfällt, was man sich selbst mal gönnen könnte, bleibt eben nur die kleine Freude an feinen Dingen. Und davon gibt es immer mehr.
24/7 ist der Kaviar-Notdienst verfügbar
In Hamburg (und seltsamerweise nicht in München!) bietet tatsächlich ein sogenannter Kaviar-Notdienst ("Löffeln Sie mit!") seine Luxus-Dienste an, der verspricht: "24 Stunden/Sieben Tage die Woche garantiert in einer Stunde nach der Bestellung" den Beluga oder Osietra nach Hause zu liefern (50 bis 1.000 Gramm; 75 bis 2.320 Euro).

Wer fürchtet, München sei ausnahmsweise in feudalen Dingen hinterher, täuscht sich gewaltig. Kaviar to go - offeriert beispielsweise das Restaurant Schwarzreiter vom Vier Jahreszeiten in der Maximilianstraße. "Unser Mitnehm-Geschäft läuft sehr, sehr gut", sagt ein Mitarbeiter zur AZ. "Wir merken: Die Leute freuen sich total über ein bisserl Abwechslung - und ausgefallene Gerichte." Wer gerade nicht 42 Euro für 10 Gramm Beluga ausgeben möchte, kann sich hier auch einen Lachsburger (14 Euro) oder Trüffelpommes (8 Euro) auf die Hand geben lassen.
Feinkost von Dallmayr per Mini-Express-Mobil
Luxus-Lieferdienste bieten verstärkt Feinkost Käfer und Dallmayr in München an. Mit Mini-Express-Mobilen wird alles nach Hause geliefert, was das Gourmet-Herz höher schlagen und den Kontostand tiefer fallenlässt: Hummer (bei Dallmayr zwei halbe Kanadische Hummer für zwei Personen für 68,00) oder Kaviar (bei Käfer: 50 Gramm ab 64,50 Euro).

Eine ganze "Krustentierplatte für dahoam" (Gegrillte Garnelen, Hummer, Langustenschwanz, Knoblauchbaguette, zweierlei Saucen, pro Person 50 Euro) gibt's im Freihaus Brenner am Tegernsee. Passende Weine oder Champagner bekommt der Luxus-Liebhaber freilich (gegen den nötigen Aufpreis) überall dazu.
Star-Koch Bobby Bräuer kocht - Essen kommt nach Hause
Sie möchten sich noch mehr verwöhnen, liebe Leser? Kein Problem. Zwei-Sterne-Koch Bobby Bräuer (Esszimmer by Käfer in der BMW Welt) kocht für Sie ein Vier-Gänge-Menü (inklusive Amuse Gueule, Brot und Aufstrich), das Ihnen für 90 Euro pro Person nach Hause gebracht wird. Aktuell gibt's zum Beispiel: Ora King Lachs aus dem Smoker, Kastaniensamtsuppe mit schwarzem Trüffel und Blutwurst, geschmorte Kalbsbäckchen mit Süßkartoffel und ein Krokanttörtchen.

Sterneküche für dahoam hat sich auch Zwei-Sterne-Koch Alexander Herrmann ausgedacht - jede Box (Surf & Turf bis Veggie de luxe) kostet 98 Euro und besteht aus drei vorgefertigten Gängen, die daheim in einer Viertelstunde finalisiert werden können.
Die Portion Luxus während Corona
Besonders fischig geht's in Anja und Peter Feigls Restaurant Atlantik Fisch im Schlachthofviertel zu. Menü-Boxen für zwei Personen (155 bis 195 Euro) enthalten hier Thunfisch-Ceviche, Seezunge oder Hummer. Sechs geöffnete Fine de Normandie Austern (auf Eis/ Zitrone) gibt's to go für 24 Euro.

Ob man sich eine Portion Luxus gönnen und die Krise schön essen möchte oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen. Frei nach dem Motto: Es muss nicht immer Kaviar sein - für manche aber scheinbar doch.