Corona-Lockerungen: Was wird aus dem Urlaub?

Seit Dienstag können die Menschen in Bayern wieder ein bisschen durchatmen: Die allgemeine Ausgangsbeschränkung wurde aufgehoben, die Gastronomie darf bald – ab 18. Mai – wieder schrittweise öffnen. Mit dem Beginn der Pfingstferien am 30. Mai können auch Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen wieder Gäste empfangen.
Das Gleiche gilt für viele Alpenvereinshütten in den bayerischen Alpen. Urlaub und Tagesausflüge sind in Bayern wieder möglich! Auch Campingplätze, Seilbahnen und die bayerische Seenschifffahrt wird Ende des Monats mit Corona-Verspätung in die Saison starten – allerdings alles in begrenztem Umfang.
Diesjähriger Urlaubstrend: Bayern und Deutschland
Camping-Ansturm in Grainau: 800 Anfragen in nur zwei Tagen "Der diesjährige Urlaubstrend heißt: Urlaub daheim in Bayern und in Deutschland", sagt Renate Hackler, die seit mehr als 30 Jahren das Reisebüro AFF Travel Service in München betreibt. In heimischen Gefilden sieht sie vor allem den Bayerischen Wald stark im Kommen. "Er war lange völlig zu Unrecht ein bisschen verpönt. Dieses Jahr wird die Tourismusbranche dort endlich mal Geld verdienen." Golf spielen, spazieren gehen, wandern – alles ist dort wunderbar möglich.

Auch im Chiemgau freuen sich die Vermieter von Ferienunterkünften auf Gäste aus München und ganz Deutschland. "Sie können es kaum erwarten, bis es wieder losgeht", berichtet Claudia Kreier, Sprecherin der Marketingorganisation Chiemgau Tourismus, zu der 35 Mitgliedsgemeinden gehören.
Für einige Vermieter geht es nach Corona um die Existenz. Bauernhöfe, die viel Geld in mehr Komfort für ihre Urlaubsgäste investiert hatten, stünden bereits kurz vor dem Verkauf. "Es geht nun auch darum, die Branche zu retten", sagt Kreier.
Die Mitglieder von Chiemgau Tourismus, zu der das Berchtesgadener Land, die Landkreise Miesbach, Rosenheim sowie Traunstein gehören, haben am Donnerstag ein neues Konzept für coronaverträglichen Tourismus beschlossen. Bis zum Beginn der Pfingstferien soll ein digitales Info-Portal verfügbar sein, das anzeigt, wo noch Plätze frei sind für Ausflügler: Angefangen beim Parkplatz fürs Auto über freie Plätze auf dem Chiemseedampfer oder der Hochfelln-Seilbahn bis zum Eintritt ins Schloss Herrenchiemsee.
Idealerweise soll das Internet-Portal auch anzeigen, ob Wirtshäuser geöffnet sind und ob es Sinn macht, sich auf den Weg dorthin zu machen oder bereits alle Sitzplätze besetzt sind. "Wir arbeiten mit Hochdruck an dieser neuen zentralen Datenbank", so Claudia Kreier zur AZ.
Saison wird bis November verlängert
Zudem haben die Gemeinden am Donnerstag beschlossen, die Saison bis in den November zu verlängern. "Auch im November haben wir ja noch oft wunderbares Bergwetter", sagt die Tourismus-Sprecherin.
Mittlerweile sind die Münchner und andere Gäste auch am Tegernsee und im Allgäu wieder willkommen. Rund um den Forggensee und das Schloss Neuschwanstein, wo Gemeinden die Wanderparkplätze ab- und Ausflügler ausgesperrt hatten, heißt es jetzt: "Die Parkplätze sind wieder offen", so Sprecher Thomas Brandl vom Landratsamt Ostallgäu gam Donnerstag zur AZ.
Auch am Tegernsee heißt es wieder: "Touristen und Ausflugsgäste sind herzlich willkommen", sagt Bürgermeister Johannes Hagn am Donnerstag zur AZ. Ende März hatte er die Münchner noch aufgefordert, nicht mehr an den See zu kommen – mit dem etwas unglücklichen Satz "Wir können den Münchner den Dreck nicht mehr hinterherräumen".
Am Donnerstag entschuldigte er sich: "Ich hätte das so nicht formulieren sollen." Tatsächlich waren damals (fast) alle seine Bauhofmitarbeiter, die auch fürs Mülleimer-Leeren und Klohäusl-Saubermachen zuständig sind, in Quarantäne. "Nun sind sie wieder gesund. Und wir haben keine einzige Neuinfektion mehr in ganz Tegernsee", betont er.
Alpenvereinshütten sollen ab 18. Mai sukzessive wieder öffnen
Auch die Bergsaison ist greifbar nah: Für die Alpenvereinshütten wird derzeit eifrig an Konzepten gefeilt. Sie sollen ebenfalls sukzessive wieder öffnen. Ab 18. Mai – so die Planung – können sich Bergwanderer wieder auf der Terrasse vieler Hütten mit einer Brotzeit oder einem Bier stärken. Ab 30. Mai sollen auch Übernachtungen wieder möglich sein.
Plätze wird es aber deutlich weniger geben als in Vor-Corona-Zeiten. "Außerdem kommt eine generelle Reservierungspflicht", erklärt Thomas Bucher vom Alpenverein. Anders wäre die Einhaltung der Corona-Hygieneregeln nicht möglich. In Hotels und Pensionen wird die Anzahl der Betten ebenfalls deutlich schrumpfen: auf 60 Prozent. Die Benutzung von Saunen, hauseigenen Schwimmbädern und Wellnessbereichen ist nicht erlaubt.
Einen Riesen-Ansturm erleben bereits viele Campingplätze in Bayern. "Bei uns klingelt permanent das Telefon", berichtet Werner Wilhelm, der das Camping Resort Zugspitze in Grainau betreibt. "Wir hatten am Mittwoch und Donnerstag jeweils 400 Reservierungswünsche für Juni, Juli und August. Das ist fünf Mal so viel wie sonst. Die Nachfrage ist immens."
Auf dem Campingplatz am Pilsensee ist der Ansturm sogar so groß, dass Betriebsleiter Martin Zerhoch am Donnerstag die Buchungen gestoppt hat. "Wir wissen noch nicht, ob wir unsere 150 Plätze, die wir neben den 350 Dauercampern haben, überhaupt alle vergeben dürfen." Wenn die Gemeinschaftssanitäranlagen geschlossen bleiben müssen, blieben für die Camper nur zehn Mietbäder mit Privatbad und Dusche, die sie dazu buchen müssten. Zerhoch: "Dann könnten wir statt 150 nur zehn Zeltplätze vergeben. Das macht dann für uns wenig Sinn."
Egal, ob’s nach den anstrengenden Corona-Wochen nun ein Urlaub auf dem Campingplatz in Bayern werden soll oder Strandurlaub an der Ostsee, Reisebüro-Chefin Renate Hackler rät, nicht zu lange zu warten. "Die attraktivsten Angebote sind schnell weg." Ihr Tipp für Corona-Zeiten: "Nur mit Stornierungsmöglichkeit buchen!"