Computer gehackt: Münchner Managerin (37) um Vermögen betrogen

Die Täter hacken das Computersystem einer Münchner Firma und lesen sämtliche E-Mails. Am Ende fehlen 366.000 Euro.  
von  Ralph Hub
Ermittlerin Michaela Neueder
Ermittlerin Michaela Neueder © AZ

Die Täter hacken das Computersystem einer Münchner Firma und lesen sämtliche E-Mails. Am Ende fehlen 366.000 Euro.

München - Die 37-jährige Unternehmerin aus München hätte eigentlich gewarnt sein müssen. Bereits im April war das Computer-System ihrer Firma gehackt worden. Ein Geschäftsführer hatte bei einer Mail auf einen Link zu einer Einladung geklickt und damit Schadsoftware installiert.

Der Manager schlug sofort Alarm. Aber die Firma unterließ es offenbar, den Trojaner aus dem System zu entfernen. "Die Täter konnten so den kompletten E-Mail-Verkehr in der Firma mitlesen", sagt Michaela Neueder, Vize-Chefin beim ermittelnden Kommissariat 76.

Gefälschte E-Mails - CEO-Fraud nennen Kriminaler die Betrugsmasche

So erfuhren die Gangster, dass bei dem Finanzdienstleister die Chefin ihre eigenen, privaten Transaktionen über die E-Mail-Adresse im Büro laufen ließ.

Unbemerkt begannen sie Ende August Mails zu fälschen und an den Vermögensverwalter der Unternehmerin zu verschicken. Der setzte die Anweisung durch, so wie angewiesen, ohne weitere Rücksprache bei seiner Klientin.

CEO-Fraud nennen Kriminaler diese Betrugsmasche. In gefälschten Mails, die scheinbar vom CEO, dem Geschäftsführer stammen, sollen große Summen ins Ausland überwiesen werden.

Mitarbeiter fragen nicht nach, weil die Anweisung ja angeblich vom Chef kommt. Auch der Finanzverwalter der 37-Jährigen verzichtete auf Nachfragen. Was ihm jetzt zivilrechtlich Ärger und eine Schadensersatzforderung einbringen könnte. Die Täter hatten das Mail-System so manipuliert, dass Nachrichten sofort gelöscht wurden.

Den Gangstern unterlief ein dummer Fehler

Die Chefin bekam sie deshalb nie zu Gesicht. Den Gangstern unterlief ein dummer Fehler: Sie forderten im Oktober per Mail weitere 160.000 Euro. Die waren nicht verfügbar.

Als die Gauner Druck machten, rief der Vermögensberater bei der Klientin an und erklärte ihr, er habe ihr doch bereits mitgeteilt, er müsse erst ein Investment auflösen. Als die 37-Jährige sich verwundert erkundigte, wovon die Rede sei, flog der Schwindel auf. Allerdings viel zu spät. 366.000 Euro wurden über das Konto eines 52-Jährigen aus Münster ins Ausland transferiert. Vermutlich ging das Geld nach Afrika - nach Ghana oder Nigeria.

Der 52-Jährige hatte sich als Finanzagent anheuern lassen. "Deshalb wird gegen ihn wegen Geldwäsche ermittelt", so Michaela Neueder.

Ermittlerin Michaela Neueder
Ermittlerin Michaela Neueder © AZ

Das Geld ist futsch. Die Täter haben sämtliche Spuren verwischt. Selbst auf dem Server der Firma ist nichts zu finden. Bei den Ermittlungen kam heraus, dass ein zweites Opfer um rund 350 000 Euro betrogen wurde. Die Polizei rät, keinen Links zu folgen oder Anhänge zu öffnen, deren Herkunft unklar ist. Zudem ist wichtig, etwa Schutzprogamme und Virenscanner auf dem neuesten Stand zu halten.

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