Clueso auf dem Tollwood: Vor dem Auftritt an den See
Clueso wurde als Thomas Hübner 1980 in Erfurt geboren. 2014 erschien sein jüngstes Album „Stadtrandlichter“. Der Rapper und Produzent tritt am Sonntag auf dem Tollwood-Festival am Olympiapark auf. Im Gespräch mit der AZ legte er Wert darauf, geduzt zu werden. Machen wir doch gerne. Also bitte.
AZ: Clueso, du trittst zum dritten Mal beim Tollwood-Festival auf. Taugt’s dir hier?
CLUESO: Ja, das Festival ist sehr schön. Zeltfestivalstimmung finde ich immer sehr geil. München ist an manchen Stellen ein bisschen anders, schon sehr Schicki-Micki, sodass das Tollwood da fast hippiemäßig ist. Sehr ausgelassen und sonnig, das finde ich richtig gut. Man findet Leute jeden Alters dort. Meine Großtante ist 83 und geht da hin.
Schaust du dich dann auch vorm Konzert noch so ein bisschen um?
Klar, ein bisschen Umschauen, was man so gebrauchen könnte. Als Musiker ein Freundschaftsbändchen vielleicht (lacht). Kapuze runter und mal rumlaufen.
Die Kapuze braucht’s?
Manchmal ja. Oft haben die Leute einen nicht auf dem Radar, dann ist alles cool. Aber wenn plötzlich jemand schreit, dann kommen sie alle. Darum ist die Kapuze gut, dann kann man selber auch mal die Stimmung ein bisschen aufsaugen.
Du kommst mit deiner Band zum Tollwood. Wird es dieses Mal auch mehr elektronische Sounds geben, wie auf „Stadtrandlichter“ zu hören?
Ja, wir mischen die Stile ganz wild und haben eine rockige Setlist gebaut, bei der es auch elektronische Parts gibt. Wir hatten Bock, viele energetische Songs einzubauen, damit die paar ruhigen dann auch ihren besonderen Moment haben.
Du spielst diesen Sommer vor allem auf großen Festivals. Was macht die denn so besonders?
Dass die Leute sich heute ganz verschiedene Band reinziehen und auch mal vor der Bühne bleiben, wenn sie die nächste Band nicht kennen. Früher war das anders, da ging jeder nur zu ausgesuchten Bands. Heute ist das Publikum offener. Da kann man sich neue Fans erspielen, die man sonst nicht erreicht.
München ist anders, sagst du. In deinen Songs steckt viel von deiner Heimatstadt Erfurt, etwa in „Stadtrandlichter“. Ist das auch was für Münchner?
Der Song kommt gut an, egal wo wir ihn spielen. Das Gefühl, nach Hause zu kommen, das hast du ja in München auch. Wenn du reinfährst, hast du auch diese Stadtrandlichter. Und wenn man eine Weile weg war, kommen sowohl die Freuden und die Ängste hoch.
Und wenn du nach München reinfährst?
Dann fallen mir viele Sachen wieder ein. Ich hatte schon oft eine gute Zeit in München. Vor einigen Jahren bin ich viel mit den Jungs von Blumentopf abgehangen. An der Isar, in Clubs und in ihrer Studio-WG. Die haben mir viel gezeigt, da habe ich München von einer anderen Seite kennengelernt.
Inwiefern?
Von einer Seite, die zu mir passt. Ganz früher habe ich mit meiner Band sogar mal im P1 gespielt, auf einer kleinen Bühne vor einem sehr lustigen Publikum. Wir sind dann in dem Laden noch abgestürzt. Das war’s nicht so. Durch Blumentopf habe ich dann richtig schöne Ecken kennengelernt. Wo es nicht darum geht, gesehen zu werden, sondern wo die Leute richtig entspannt sind.
Steht für den München-Besuch jetzt schon was auf dem Plan?
Ich werd in der Tollwood-Gegend ein bisschen abhängen und mich dort rumtreiben. Gibt’s da eigentlich einen See?
Ja, aber keinen zum Baden. Eher so zum Hinsetzen.
Okay. Immerhin.
Seit deinem ersten Album sind 15 Jahre vergangen. Wie frisch fühlst du dich denn noch?
Ich habe eine sehr jugendliche Energie und keinen Bezug zu meinem Alter. Mit Mitte 30 wollen viele irgendwo ankommen.
Deine Songs klingen anders, eher suchend oder positiv planlos.
Als Musiker bist du positiv planlos. Ich verstehe es zwar, wenn jemand in meinem Alter irgendwo ankommen will, aber ich hab das nicht. Ich will im Gegensatz zu früher höchstens wissen, was die nächsten fünf Jahre passiert.
Ist das der erwachsene Clueso, der mit Fünfjahresplan?
Genau, und dann irgendwann direkt von der Pubertät in die Midlife-Crisis rutschen (lacht).
Musik-Arena, Sonntag, Einlass 18 Uhr, Beginn 19 Uhr,
Tickets (46 Euro) Tel. 0700 / 38 38 50 24
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