Claudia Tausend (SPD): Eine vom alten Schlag

München - Claudia Tausend ist eine vom alten Schlag, Die Bezeichnung würde die 57-Jährige vermutlich als Kompliment auffassen. Denn Tausend liegen klassische SPD-Themen am Herzen: Wohnen, Arbeit, Rente. Tausend netzwerkt bei gähnend langen Parteitagen draußen bei den Rauchern (und raucht auch selbst, mittlerweile ja auch eine Seltenheit). Und: Tausend würde bestimmt für sich in Anspruch nehmen, sich nicht wegzuducken, wenn es hart auf hart kommt.
Dafür spricht auch der Moment, in dem sie Münchner SPD-Chefin wurde. 2015 musste ihr Vorgänger Hans-Ulrich Pfaffmann zurücktreten. Die Partei war verkracht, immer noch entsetzt vom desaströsen Stadtrats-Wahlergebnis 2014, die Mehrheit eines Parteitags beschloss, dass man sich nicht mehr ernsthaft als "München-Partei" bezeichnen könne. Aber Tausend duckte sich nicht weg, übernahm - und einte vieles in der Partei, Krach dringt kaum noch nach draußen.
Claudia Tausend: Bodenpolitik im Sinne Vogels
Sie arbeitet viel parteiintern - und in Berlin als Abgeordnete. In öffentliche Münchner Debatten hingegen schaltet sie sich kaum ein, weder als Bundestagsabgeordnete noch als Stadt-Chefin der SPD, die ja immerhin die Partei des Oberbürgermeisters ist, fällt sie besonders auf.
Dabei hätte Tausend viel zu sagen, gerade auch zu Münchner Themen. In Berlin sitzt sie im Bauausschuss, sie will eine Bodenpolitik im Sinne des verstorbenen Münchner Alt-OBs Hans-Jochen Vogel machen. Wirklich zufrieden klingt sie nicht, wenn man mit Tausend über die Fortschritte in dem Bereich spricht. Mit der Union in der Bundesregierung sei einfach vieles nicht zu machen gewesen für bezahlbares Wohnen, sagt die 57-Jährige.
Gut möglich, dass sie in der nächsten Legislaturperiode eine weitere Chance bekommt, ihre Themen zu beackern. Für den Bauausschuss gilt sie als gesetzt und mit Listenplatz 10 ist Claudia Tausend fast sicher wieder im Bundestag. Dabei glaubt Tausend, die Bundestagskandidatin, dieses Mal sogar an die Chance aufs Direktmandat, für sich - und auch für die anderen Münchner SPD-Kandidaten. Sie verweist auf die aktuellen Umfragen. "Ich habe immer gesagt, wenn die SPD auf 30 Prozent zusteuert, können wir in München alle vier Direktmandate holen", sagt sie im Gespräch mit der AZ. Und ruft, für tausendsche Verhältnisse beinahe schon euphorisch ins Telefon: "Es läuft blendend!"