Christkindlmärkte in München: Bisher kein Taschendiebstahl angezeigt

Die Gauner meiden die Christkindlmärkte. Bisher hat kein einziger Besucher bei der Polizei Anzeige wegen Diebstahls erstattet. Die Kriminaler sind selber erstaunt.
von  Ralph Hub
Hosentaschen und Rucksäcke auf dem Christkindlmarkt: eine Einladung für Trickdiebe. Aber heuer schlagen sie bislang nicht zu.
Hosentaschen und Rucksäcke auf dem Christkindlmarkt: eine Einladung für Trickdiebe. Aber heuer schlagen sie bislang nicht zu. © dpa/AZ

München - Die erste Adventswoche ist fast rum und noch kein einziger Fall von Taschendiebstahl wurde der Polizei gemeldet. Nicht auf dem Christkindlmarkt am Marienplatz, auch nicht an der Münchner Freiheit, dem Tollwood Festival oder irgendeinem anderen der 20 Weihnachtsmärkte in der Stadt. "Uns liegt bisher keine einzige Diebstahlsanzeige vor", sagt Polizeisprecher Wolfgang Behr – Stand Donnerstagmittag. Ein absolutes Novum in der Vorweihnachtszeit.

Im Altstadtrevier, der Polizeiinspektion 11, sitzen Polizisten vor ihren Monitoren und verfolgen hochkonzentriert, was beim Budenzauber rund ums Rathaus zwischen all den Standln los ist. Insgesamt sind 14 Kameras auf den Marienplatz, den Marienhof und den Rindermarkt gerichtet. Die Polizei sieht live zu und sieht doch überhaupt nichts – zumindest keine Taschendiebe bei der Arbeit.

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Im letzten Jahr wurden die Sicherheitsvorkehrungen auf den Weihnachtsmärkten aus Angst vor möglichen Terroranschlägern erhöht. "Auch dieses Jahr sind deshalb wieder verstärkt uniformierte Streifen unterwegs", sagt Polizeisprecher Wolfgang Behr.

Schon auf der Wiesn gab's weniger Diebe

Zudem haben viele Märkte private Sicherheitsdienste engagiert. Das alles macht den Langfingern das Leben inzwischen ziemlich schwer. Dass sich bisher allerdings gar kein Taschendieb auf einem der Münchner Christkindlmärkte gezeigt hat, verwundert selbst die Polizei. "So ganz können wir uns das auch nicht erklären", heißt es im Präsidium. "Die haben die Hosen voll", vermuten erfahrene Kriminaler, "die haben noch die Wiesn in schlechter Erinnerung, das Debakel hat sich in der Szene rumgesprochen."

Auf dem Oktoberfest 2016 gingen den Fahndern 33 Taschendiebe ins Netz. 227 Fälle wurden auf der Wiesn angezeigt. Zum Vergleich: 2015 waren es noch 366. Macht laut Polizeistatistik einen Rückgang um satte 38 Prozent. Auf den Weihnachtsmärkten scheint sich dieser Trend fortzusetzen. "2015 war bereits ein deutlicher Rückgang bei Taschendiebstählen festzustellen", sagt Polizeisprecher Florian Hirschauer. Die Gauner sind in Kaufhäuser oder Einkaufszentren ausgewichen.

Ein Langfinger wurde erwischt, als er einem 26-Jährigen aus Puchheim, der am Stachus seinen Glühweinrausch ausschlief, den Geldbeutel stahl. Zwei Beamte nahmen den Täter fest. Das war am 30. November 2015.

So ein Erfolgserlebnis hatten die Fahnder dieses Jahr noch nicht. Dabei sind sie jeden Tag im Einsatz. Sie schlendern unauffällig zwischen Buden und Glühweinstandl umher. Doch weit und breit ist kein Langfinger in Sicht. "Unsere Kollegen sind so gut, dass die Gauner lieber einen großen Bogen um München machen", scherzt Polizeisprecher Wolfgang Behr.

Bis Heiligabend sind es noch drei Wochen. Der eine oder andere Taschendieb wird in der Zeit bestimmt sein Glück versuchen.

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