Christine Rauch: Udes rechte Hand

Hier erklärt Christine Rauch, 21 Jahre lang die Sekretärin des Oberbürgermeisters, warum sie ihren Chef nie geduzt hat.
von  Julia Lenders
Christine Rauch an ihrem Schreibtisch. Im Hintergrund ist das oft fotografierte Ude-Double aus Pappmaché zu sehen.
Christine Rauch an ihrem Schreibtisch. Im Hintergrund ist das oft fotografierte Ude-Double aus Pappmaché zu sehen. © Gregor Feindt

Hier erklärt Christine Rauch, 21 Jahre lang die Sekretärin des Oberbürgermeisters, warum sie ihren Chef nie geduzt hat.

München - 21 Jahre lang war sie die rechte Hand von Christian Ude: Christine Rauch (63) hat als Sekretärin über den chronisch übervollen Terminkalender des Oberbürgermeisters gewacht. Wer zu ihm wollte, musste erst an ihr vorbei.

Frau Rauch ist nicht nur eine flinke Organisatorin, sie bricht auch Sprech-Rekorde: Wer gehört hat, mit welch unnachahmlicher Geschwindigkeit sie „Büro Oberbürgermeister Rauch“ in den Telefonhörer sagt, wusste Bescheid.

Bevor sie Udes Assistentin wurde, arbeitete Christine Rauch fünf Jahre lang bei dessen Vorgänger Georg Kronawitter. Insgesamt stand sie 47 Jahre lang im Dienst der Stadt. Da mit Udes Abschied auch ihre Zeit im Rathaus endet, hat die AZ Christine Rauch zum Interview getroffen.

AZ: Frau Rauch, 21 Jahre an der Seite von OB Ude – und trotzdem siezen Sie beide sich. Warum?

CHRISTINE RAUCH: Er ist mein Chef, und da sehe ich keine Veranlassung, sich zu duzen. Ich glaube, das ist auch in seinem Sinne. Ich habe manchmal den Eindruck, wenn er von Leuten auf Veranstaltungen einfach so geduzt wird, dass ihm das etwas von der Würde des Amtes nimmt. Das ist eine Frage des Respekts.

Aber ein „Du“ bedeutet doch nicht automatisch weniger Respekt.

Der geht trotzdem flöten. Ein „Du“ ist etwas, das eher in den Familien- und Freundeskreis gehört. Allerdings duzen sich auch die Genossen untereinander alle. Ich bin aber keine Genossin.

Gab’s in all den Jahren der Zusammenarbeit mal Krach zwischen Ihnen und dem OB?

Gekracht hat’s nie, obwohl ich nie ein Blatt vor den Mund genommen habe. In manchen Dingen habe ich schon eine andere Auffassung als er. Er hat mir immer zugebilligt, dass ich mehr höre als er. Bei mir rufen permanent die normalen Bürger an, die ein Problem haben. Wo trifft er denn solche Leute? Deren Sorgen habe ich immer bei ihm angelandet.

Plaudern Sie mal bitte aus dem Nähkästchen: Hat Herr Ude ein Laster?

Pralinen isst er schachtelweise. Werden Sie sich jetzt im Ruhestand mal treffen? Der Herr Oberbürgermeister hat gesagt, ich soll für ihn weiterarbeiten. Das haben wir schon vereinbart. Aber ich will auch endlich meine Wohnung sanieren. Und ich habe eine Mutter, die 90 Jahre alt ist, und die ihren Haushalt noch alleine schmeißt.

Sprich: Ruhe im Ruhestand ist bei Ihnen Fehlanzeige.

Doch. Ich möchte mir selbst aussuchen dürfen, wann ich in den Urlaub fahre. Bisher waren der Chef und ich immer gleichzeitig in den Ferien. Herr Ude ist ein dynamischer Mensch, der sagt immer viel zu und merkt dann selbst, dass es zu viel wird. Aber ich hoffe da auf seine Frau, dass sie ihn einfängt. Bisher habe ich mir mein Privatleben um diesen Job herumgebastelt. Es kam vor, dass ich Freunde zu uns nach Hause eingeladen habe – die sind dann ins Restaurant gegangen, weil ich nicht kam. Sowas soll’s nicht mehr geben.

Ihr Tipp an den neuen OB Dieter Reiter?

Sich viel mit Herrn Ude abstimmen. Einen besseren Tipp kriegt er nicht.

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