Christbaum Last-Minute? „Lieber werfe ich sie weg“
MÜNCHEN - Der große AZ-Service zum Christbaum-Kauf: Warten bis zum letzten Tag? Wo gibt’s die schönsten? Was taugen die billigen? Und was passiert mit den nicht verkauften Bäumen?
Ob festlich geschmückt, mit Kerzen bestückt oder bloß mit Elektroleuchten behängt – ein Christbaum zaubert in jedes Wohnzimmer Feststimmung. Dabei waren die Möglichkeiten, einen passenden Christbaum zu finden noch nie so zahlreich. Ob per Internet, beim Wocheneinkauf im Supermarkt, beim Händler – oder direkt aus dem Wald: Käufer haben die Qual der Wahl. Der Gelbeutel ist nicht immer der beste Berater, wenn es um Qualität geht. Die AZ hat sich im finalen Fichten-Verkauf bei Münchner Christbaumhändlern umgehört, was in diesem Jahr beim Baumkauf zu erwarten ist. Auffällig die große Anzahl von Verkaufsflächen: Allein auf der Theresienwiese sind drei Händler in direkter Nachbarschaft.
Was kosten die Christbäume?
MARKUS SCHAUER, Christbaum-Großhändler und Bruder vom Schichtl: „Heuer muss man geringfügig mehr zahlen als 2007. Eine schöne Nordmanntanne, also die beliebteste Sorte, kostet im Schnitt 23 Euro pro Meter, mal zwei Euro mehr, mal zwei weniger. Das ist etwa das Preisniveau von 1995, ehe die Preise Anfang des Jahrtausends wegen Überproduktion eingebrochen sind.“
Tatsächlich liegen die Preise für Nordmanntannen an vielen Münchner Verkaufsständen zwischen 20 und 25 Euro. Andere Sorten wie etwa Fichte und Kiefer sind günstiger, aber auch weniger gefragt. Vergleichsweise teuer sind aus Zweigen gesteckte Bäume unter einem Meter: Ein 50 Zentimeter hohes Exemplar kostet leicht mal 20 Euro.
Wie schlau ist es, mit dem Kauf bis 24. Dezember mittags zu warten?
MARTIN WILDMOSER, seit 30 Jahren Christbaumverkäufer am Odeonsplatz: „Die schönsten Bäume sind am 24. Dezember verkauft. Wem nicht wichtig ist, wie schön ein Baum aussieht, ob er dicht bewachsen und gerade ist, der kann bis zuletzt warten und wahrscheinlich am Preis sparen.“
ANDRÉ LÖWIG, verkauft Christbäume am ältesten Standl Münchens, an der Wittelsbacher Brücke: „Ich habe es satt, am 24. Dezember noch zu verhandeln. Anfang Dezember war gut über den Preis zu reden. Aber es macht das Geschäft kaputt, wenn alle Kunden erst am Ende kommen. Da schmeiß ich die Bäume lieber weg ...“
Zahle ich beim Einkauf die attraktive Lage von Verkaufsflächen mit?
MARTIN WILDMOSER, Odeonsplatz: „Die Preise sind hier tatsächlich höher als an unserem anederen Stand am Elisabethmarkt. Das liegt aber nicht an der Lage. Wir haben hier einfach die besonders schönen Bäume aufgebaut, unsere Stammkunden wissen das und zahlen dafür auch mehr.“
Was taugen Christbäume aus dem Supermarkt, die für unter 15 Euro zu haben sind?
MARKUS SCHAUER: „Das muss man von Fall zu Fall beurteilen. Manche Händler bieten durchaus eine gute Qualität und bezwecken mit niedrigen Preisen, Kunden an sich zu binden. Andere bieten einfach eine schlechte Qualität. Der Kunde sollte auf jeden Fall genau hinsehen.“
Wie lange gibt es noch Christbäume zu kaufen?
Ginge es nach den Christbaumverkäufern, hätten sie gerne schon alle Bäume vor dem 24. Dezember verkauft. Wem das aber nicht gelingt, der verkauft auch noch an Heilig Abend selbst bis zum Mittag Bäume.
Was geschieht mit Bäumen, die bis Weihnachten nicht verkauft sind?
Unterschiedlich: Traditionell gehen riesige Mengen unverkaufter Tannenbäume an den Tierpark Hellabrunn. Andere Bäume werden geschreddert, oder die Zweige werden abgetrennt und von Gärtnereien für Grabkränze verwendet.
Vanessa Assmann