Chiuso, finito, aus is’!

München - Das neue Jahr ist für einige Münchner Institutionen, Läden und Bars der Anfang vom Ende. Die AZ erklärt, wo sich was in der Innenstadt tut.
Mit dem Jahresbeginn schwinden nicht nur schnell die guten Vorsätze. Auch das Gesicht der Innenstadt verändert sich. Kürzlich noch mit Pauken und Trompeten eröffnet – heute bereits dicht. Den Anfang macht ein Szene-Italiener.
Chiuso und finito heißt es für das H’Ugo’s II am Isartor. Im kleinen Bruder von Münchens Promi-Pizzeria Numero Uno hat es sich seit der letzten rauschenden Silvester-Sause ausgetrüffelt. Somit ist nach 15 Monaten Schluss für den schicken Party-Italiener, der Bayern-Kickern, Promis und flirtwilligen Nacht-Schönheiten ein Refugium bot. Luca Toni war Stammgast, eine eigene Pizza war nach ihm benannt. Jetzt ist das Interieur ausgeräumt, die Räume stehen leer.
„Der Vertrag mit dem Hotel Torbräu lief schlichtweg aus, wir haben diesen nicht verlängert“, sagt Melanie Fischer vom H’Ugo’s der AZ. Aber die Münchner können gespannt sein, die Party geht weiter. Chef Ugo Crocamo bastelt schon am Konzept für eine Art H’Ugo’s III. „Es ist noch nicht spruchreif, aber wir schauen uns derzeit nach einer neuen, coolen Location um“, sagt Fischer. Nur soviel will sie sagen: „Der Laden war zu klein“.
„Pfeiffer am Dom“: Ende einer Ära
Christoph Hafner ist eigentlich nicht wehmütig. Er freut sich auf die Gartenarbeit in seinem Bauernhof im Chiemgau. Nach 40 Jahren schließt der 63-Jährige Ende Januar den „Pfeiffer im Dom“, eines der schönsten Spielwarengeschäfte in München. Eine Ära geht zu Ende. Begonnen hatte alles 1882 mit einer religiösen Buchhandlung des Urgroßvaters und einem Devotionalienladen. Seit vierzig Jahren führt Hafner nun das romantische Spielzeuggeschäft an der Liebfrauenstraße 1. Jetzt mag er schlichtweg nicht mehr. „Das ewige Treppensteigen ins Lager im zweiten Untergeschoss, und das Stehen im Laden“, sagt Hafner der AZ, sei ihm inzwischen einfach zu viel. Er freue sich auf mehr Zeit für sich selbst. Bis Ende Januar läuft beim „Pfeiffer im Dom“ der Räumungsverkauf. „Wir haben 30 bis 70 Prozent reduziert, am besten gehen Engel, Flugzeuge und Schiffe“, sagt Hafner. Im Februar öffnet dann ein weiteres alteingesessenes Münchner Familienunternehmen im alten Laden eine Zweigstelle. Das Modegeschäft Hirmer zieht in die Verkaufsräume ein.
„Open“ trotz Baustelle: Italiener zieht ins Künstlerhaus
„Yes we’re open“ steht in großen Lettern auf einem weißen Plakat am Künstlerhaus. „Open“ ist derzeit aber lediglich „The Grill“ im ersten Stock des ehrwürdigen Gebäudes am Lenbachplatz 8. Das Erdgeschoss ist seit November Baustelle. Das Experiment „Bar, Farm, Grill“, welches Münchens Vorzeige-Wirte Uli Springer, Michael Kern, Tom Hilner und Dino Klemencic im März 2010 gemeinsam starteten, ist – zumindest was den vegetarischen Teil des Konzepts im Erdgeschoss betrifft – offenbar gescheitert. Während „The Grill“ kulinarische Auszeichnungen erhielt, wollte das Restaurant darunter nicht in die Gänge kommen. Jetzt haben die Macher zwei neue Partner mit ins Boot geholt. Ab Mitte Februar sollen Pasta und Pizza für mehr Zulauf sorgen: Klaus Rader und Friedemann Findeis ziehen mit ihrer „l’Osteria“ ein. Während des Umbaus unten bleibt „The Grill“ oben weiter „open“.
Ausgepoppt: Der Reebok-Store ist dicht
Was für ein Tamtam um die „Reebok Retone World“ am Sendlinger Tor. Im November öffnete die Sport-Oase für die Frau in Kooperation mit Sport Scheck ihre Pforten, ließ eine Resen-Sause mit Stargast Eva Padberg als Reebok-Markenbotschafterin steigen (AZ berichtete). Das Supermodel gab damals Schönheits-Tipps: „Ich trainiere regelmäßig einmal die Woche mit meinem Personal-Trainer. Da ist dann auch mein Mann dabei und wir haben richtig Spaß.“ Und Lucy von den No Angels erzählte über ihre Fitness-Strategie. Zwei Monate später hat sich der so genannte Pop-Up-Store schon wieder ausgepoppt. Nur noch der Reebok-Schriftzug prangt von der Markise, die Verkaufsräume sind inzwischen besenrein. Grund fürs Aus für den Store ist allerdings weder fehlende Kundschaft noch ein auslaufender Vertrag. Das Konzept war nur auf fünf Wochen ausgelegt – und lief bis zum 31. Dezember.
Douglas statt Michael und Kirk
Noch eine Institution schließt im Januar ihre Pforten: Im Tivoli Theater in der Neuhauser Straße gehen nach 56 Jahren endgültig die Lichter aus. Aus wirtschaftlichen Gründen. Es rentierte sich einfach nicht mehr. Wer die Räumlichkeiten in der Fußgängerzone künftig bezieht: Die Parfümeriekette Douglas eröffnet im Traditionskino einen „Flagship-Store“. Seine besten Zeiten hatte das Tivoli in den 60er Jahren. Bis zu eine halbe Million Zuschauer lockten die Filme von Romy Schneider, Heinz Rühmann und Tony Curtis mit ihren Filmen ins Kino. Der erste Streifen, der 1956 über die Leinwand flimmerte, war Disneys Tierfilmklassiker „Die Wüste lebt“. Die von Anton Kammerl initiierte Demonstration „Rettet das Tivoli“ am Montag war nur noch ein letzter, verzweifelter Protest gegen das endgültige Aus. Am 16. Januar schließen Fritz und Christoph Preßmar für immer die Türen.