Chefkoch Philipp Pfisterer über seinen neuen Corona-Alltag

Normalerweise kocht Philipp Pfisterer im Hotel Bayerischer Hof. Seit Corona ist er daheim und bringt dort seinen Nichten das Kochen bei.
von  Philipp Pfisterer, Protokoll: Paul Nöllke
"Ein Polizist erklärt asiatischen Touristen in astreinem bayerisch-Englisch warum die Leute hier sauer auf die Politik der CSU sind", meldet unser AZ-Reporter
"Ein Polizist erklärt asiatischen Touristen in astreinem bayerisch-Englisch warum die Leute hier sauer auf die Politik der CSU sind", meldet unser AZ-Reporter © Amelie Geiger/dpa

München - Ich arbeite als Küchenchef im Restaurant Garden im Hotel Bayerischer Hof. Vor Corona war mein Alltag sehr geregelt. Ich kam so kurz vor halb zwölf in die Küche, habe erst einmal meinen Rundgang gemacht und bin dann anschließend zum Morgenmeeting mit den anderen Abteilungsleitern der Gastronomie im Bayerischen Hof gegangen. Danach ging der Mittagsservice im Restaurant los, man ist dann viel unterwegs, hilft, probiert und richtet an.

Am Nachmittag hieß es dann Rezepte schreiben, neue Gerichte entwickeln und Personalplanung machen, bis der Abendservice losging. Um 22.30 machte dann die Küche Schluss. Wenn wir mit dem größten Geschäftsaufkommen fertig waren, habe ich mich aber schon so gegen 22 Uhr auf den Weg nach Hause gemacht.

Quasi-Urlaub bei voller Bezahlung dank Überstunden und Resturlaub

Nun ist alles anders: Das Restaurant Garden hat natürlich zu. Ich bin in der glücklichen Lage, dass sich bei mir über die 15 Jahre, die ich nun schon im Hotel arbeite, genug Überstunden, Resturlaub und Ausgleichstage (zum Beispiel für Arbeit an einem Feiertag) angesammelt haben, dass ich nun bei voller Bezahlung quasi Urlaub machen kann.

Das nutze ich und mache endlich mal die vielen Dinge, die sich bei mir so angesammelt haben. Es gibt ja immer etwas zu tun, langweilig wird mir eigentlich nicht. Ganz im Gegenteil: In den ersten zwei Wochen gingen die Tage sehr schnell vorüber.

"Ich koche täglich, zwei bis drei Stunden"

Was mir sehr viel Struktur gibt, ist das Kochen. Ich koche eigentlich täglich, meist so zwei bis drei Stunden lang. Denn wenn ich koche, dann richtig, wenn ich Gemüsereste habe, dann schmeiße ich die nicht weg, sondern koche die zu einem Gemüsefond ein. So etwas dauert, ist aber auch unglaublich entspannend. Beim Kochen kann ich alles ausblenden, der Kopf ist beschäftigt.

"Ein Polizist erklärt asiatischen Touristen in astreinem bayerisch-Englisch warum die Leute hier sauer auf die Politik der CSU sind", meldet unser AZ-Reporter
"Ein Polizist erklärt asiatischen Touristen in astreinem bayerisch-Englisch warum die Leute hier sauer auf die Politik der CSU sind", meldet unser AZ-Reporter © Amelie Geiger/dpa

In der ersten Woche der Isolation hatte mich meine Schwester angeschrieben. Sie war auf eine Idee gekommen. Sie selbst arbeitet noch, und fragte, ob ich mich nicht filmen könnte, wenn ich koche, damit meine Nichten zusehen und lernen könnten. Erst war ich skeptisch, doch die Videos kamen super an. Da stand meine kleine dreijährige Nichte am Herd – natürlich mit Betreuung – und hat mir dann nachgekocht. Das fand sie ganz toll.

"Irgendwann habe ich beschlossen, dass ich Videos für alle auf Instagram hochlade"

Danach haben immer mehr Freunde gefragt, ob ich auch für sie oder für ihre Kinder Videos vom Kochen machen kann. Es kamen dann immer mehr Anfragen von immer mehr Leuten und irgendwann habe ich dann beschlossen, dass ich diese Videos für alle einfach auf Instagram hochlade.

Das ist natürlich nicht so professionell wie bei anderen, ich bin da ganz alleine in meiner kleinen Küche, aber es macht viel Spaß. Es macht mich froh, dass ich auch in der Isolation andere mit dem Kochen glücklich machen kann.

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