Chefarzt: Auch Mängel beim Blutspendedienst
MÜNCHEN - Bis vor zwei Jahren hatte der Arzt Gerhard Mayer den städtischen Blutspendedienst geleitet. Dann war er hinausgemobbt worden. Jetzt schreibt er einen Brandbrief an Hep Monatzeder.
Die städtischen Kliniken sparen sich tot. Das kritisierte schon die Gewerkschaft Verdi. Sie machte den „immensen Kosten und Rationalisierungsdruck“ als „katastrophalen Auslöser“ für den Hygieneskandal an zwei Münchner Stadt-Kliniken aus. Jetzt packt auch ein ehemaliger Chefarzt aus. Die Regierung von Oberbayern hatte den städtischen Blutspendedienst massiv gerügt: Wegen „eklatanter personeller Unterbesetzung“ sowie „unterlassenen Investitionen“.
„Eine derartige Feststellung dürfte in der bundesdeutschen Begehungspraxis der letzten Jahrzehnte beispiellos sein“, schreibt Gerhard Mayer an den verantwortlichen Bürgermeister Hep Monatzeder und andere Rathauspolitiker.
Bis vor zwei Jahren hatte der Arzt den städtischen Blutspendedienst geleitet. Dann war er hinausgemobbt und wegen angeblicher Bedrohung eines Mitarbeiters gekündigt worden. Mayer in seinem Brief: „Ich war in Ungnade gefallen, weil ich auf die „nicht verantwortbare Personalsituation hingewiesen und Abhilfe erbeten habe“.
Zuständig für den städtischen Blutspendedienst war auch Planungschef Reinhard Fuß (Grüne), der wegen der Hygiene-Affäre bei OP-Bestecken inzwischen seinen Hut nehmen musste.
Ein Nachfolger für den Arzt stand in der rot-grünen Gesundheits-Seilschaft längst parat: Andreas Faber, der bis dahin an der Seite von Fuß agierte. Faber ist Genosse und war Landesvorsitzender des Arbeitskreis Sozialdemokraten im Gesundheitswesen. Er stand auch schon Münchens SPD-Chef Uli Pfaffmann als Mitarbeiter zur Seite. Der Obergenosse ist selbst gelernter Krankenpfleger, wechselte vom Krankenhaus Bogenhausen in den Stadtrat und danach in den Landtag. Weil dort aber in der SPD die Gesundheitspolitik besetzt war, sattelte Pfaffmann im Maximilianeum auf Schulpolitik um. In München spricht man inzwischen schon über eine „rot-grüne Gesundheitsmafia“. Andreas Faber wollte gestern keine Auskunft geben. Weder über die Kritik der Regierung von Oberbayern am Blutspendedienst noch über seinen Werdegang. Er legte einfach auf.
Angela Böhm