Charlotte Knobloch zu 10 Jahre jüdisches Zentrum: "Heimat im Herzen der Stadt"

Das bedeutet der St.-Jakobs-Platz für mich: Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde erzählt es in der AZ.
von  Charlotte Knobloch
Charlotte Knobloch am Jakobsplatz vor der Synagoge – seit zehn Jahren mitten im Herzen der Stadt. (Archivbild)
Charlotte Knobloch am Jakobsplatz vor der Synagoge – seit zehn Jahren mitten im Herzen der Stadt. (Archivbild) © Daniel von Loeper

Das bedeutet der St.- Jakobs-Platz für mich: Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde erzählt es in der AZ.

Wie am ersten Tag blicke ich voller Freude aus meinem Büro über den St.-Jakobs-Platz. Das Glücksgefühl ist ungebrochen, ebenso wie die große Dankbarkeit gegenüber der Stadt und dem Freistaat Bayern.

Hätte Christian Ude das Projekt seinerzeit nicht zur Chefsache gemacht und die Landesregierung mitgezogen, und hätten wir nicht so viele Unterstützer aus allen Bereichen der Gesellschaft gefunden, wäre es unmöglich gewesen, diesen ambitionierten Traum zu realisieren. Die jüdische Gemeinde hat wieder eine sichtbare Heimat im Herzen der Stadt.

Der Umzug war für die Gemeinde wie eine Heimkehr

Früher wurde ich oft gefragt: "Wir wissen ja, es gibt Juden in München, aber wo seid ihr eigentlich?" Diese Frage haben wir vor zehn Jahren beantwortet: Hier sind wir und wir bleiben.

Der Einzug ins neue Gemeindezentrum war mehr als ein Umzug aus dem Hinterhof. Es war eine Heimkehr: Bis 1938 war die Kultusgemeinde in der Altstadt in direkter Nachbarschaft mit der Frauenkirche.

Nach 1945 glaubten viele nicht, dass jüdisches Leben in Deutschland eine Zukunft haben könnte. Doch wer baut, der bleibt. Dafür stehen die neue Hauptsynagoge Ohel Jakob und das Gemeindezentrum.

Es macht mich glücklich, wenn ich die Ansage in den Touristenbussen höre: "Und das ist unsere Synagoge." Im Gemeindezentrum findet sich die jüdische Infrastruktur von Oberbayern – alles, was man für ein jüdisches Leben benötigt.

Hier lernen alle gemeinsam gelebtes Miteinander

Zusammengefasst: Das Wichtigste sind unsere Kinder! Ihr Lachen, ihr Lärm ist Musik in meinen Ohren. Kinderkrippe, -garten, Grundschule und Gymnasium stehen auch nichtjüdischen Kindern offen. Hier lernen alle gemeinsam gelebtes Miteinander, gegenseitigen Respekt und Toleranz.

Dialog und Begegnung brauchen Raum, einen Rahmen. Den bieten wir hier. Unser Kulturzentrum bietet ein vielseitiges Programm. Und da man unsere Veranstaltungsräume anmieten kann, gehen Menschen mit unterschiedlichstem Background ein und aus.

Die Führungen durch die Synagoge ziehen monatlich Hunderte von Einheimischen und Touristen an. Die kulinarischen Angebote des Restaurants Einstein bieten die ganze Palette der koscheren Küche.

Mit dem Jüdischen Zentrum am St.-Jakobs-Platz sind wir im Herzen der Stadt und in den Herzen der Münchner angekommen, als selbstverständlicher, stolzer Teil Münchens.

So wird das Bürgerfest am Sonntag

Vor zehn Jahren zog die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) ins Herz der Stadt an den St.-Jakobs-Platz.

Am Sonntag feiert sie das Jubiläum mit den Münchner Bürgern am Platz selbst und in den Häusern. Ein Fest mit einem umfangreichen Bühnenprogramm und vielen Aktivitäten für Groß und Klein soll es laut den Veranstaltern werden.

Eröffnet wird der Tag um 12 Uhr durch Grußworte von Oberbürgermeister Dieter Reiter und der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, Charlotte Knobloch. Unter anderem treten auf der Bühne Chöre der Münchner Jüdischen Gemeinde auf, die Tanz- und Theatergruppen zeigen ihr Können, das Quartett des Orchester Jakobsplatz und zum Abschluss soll es ein Konzert der internationalen Klezmer-Band „You shouldn’t know from it“ am Platz geben.

Rund um den St.-Jakobs-Platz öffnen die Nachbarn ihre Tore, zum Beispiel gibt es in den Museen freien Eintritt. Das Fest findet von 12 bis 19 Uhr statt. Und das, wie die IKG betont, bei jedem Wetter!

Lesen Sie dazu: Das jüdische Zentrum feiert: 7 Fakten über die jüdische Gemeinde in München

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