«Charlie Hebdo» in München bereits vergriffen

Die erste Ausgabe des französischen Magazins «Charlie Hebdo» nach dem Terroranschlag von Paris war Samstagmorgen auch in München erhältlich - doch nur für wenige Sekunden.
von  AZ/dpa
Am Hauptbahnhof bilden sich lange Schlangen, lange bevor das erste Exemplar über die Ladentheke geht.
Am Hauptbahnhof bilden sich lange Schlangen, lange bevor das erste Exemplar über die Ladentheke geht. © AZ

München - Einen derartigen Andrang haben die Kioskverkäufer wohl noch nie erlebt. Als die neue Ausgabe des französischen Satiremagazins am Samstagmorgen in den freien Verkauf kam, warteten bereits hunderte Menschen seit dem Morgengrauen auf eines der begehrten Exemplare.

Zahlreiche Münchner standen Schlange, als Annemarie Bobbi Cermak-Prause um acht Uhr ihren Kiosk aufsperrte. Seit 111 ist der Kiosk im Familienbesitz, doch so ein Run hat die Inhaberin in ihren 25 Dienstjahren noch nie erlebt.

Für die Inhaberin war der Samstag "einem Irrsinn", denn sie hatte selbst nur drei Exemplare des französischen Satiremagazins zum freien Verkauf vorliegen, wovon eines bereits reserviert war: "Die ersten beiden Kunden bekommen eins und der erste Kunde, der es telefonisch bereits vor über einer Woche besteltt hatte", meinte sie kurz vor dem Verkauf.

Kein Wunder, dass das Magazin in Sekundenschnelle vergriffen war. Alle anderen Interessenten gingen leer aus trotz stundenlangen Wartens in der Kälte.

Auch am Hauptbahnhof warteten gut 200 Menschen, doch das Magazin war auch dort im Nu vergriffen.

Viele Käufer wollten das Satireblatt unbedingt, als Erinnerungsstück, aus Solidarität, oder einfach nur um ein Zeichen gegen den Terror zu setzten. Der Ansturm ist auch in den anderen deutschen Städten ungebrochen.

 

Deutschlandweit sind rund 5.000 Exemplare des Satiremagazins in die Läden gekommen. Alle waren auf Französisch und kosteten vier Euro. In München gelangten davon 100 Exemplare in den freien Verkauf.

 

Die Redaktion des Magazins war vor gut eineinhalb Wochen Ziel eines Anschlags. Zwölf Menschen kamen ums Leben, der Großteil davon Mitarbeiter der Zeitschrift. Teils sehr derbe frühere Mohammed-Karikaturen von «Charlie Hebdo» gelten als Hintergrund des Angriffs mutmaßlicher islamistischer Terroristen. Nach den Glaubensvorstellungen von Muslimen sollen weder Gott noch Mohammed bildlich dargestellt werden. Das Titelbild der jüngsten Ausgabe zeigt erneut eine Zeichnung Mohammeds. In mehreren muslimischen Ländern hatte dies nach den Freitagsgebeten zu Protesten geführt.

 

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