Charles Schumann: "Die Groupies werden weniger"
München - Ein Leben, gerührt und geschüttelt. Nächste Woche wird Deutschlands berühmtester Barkeeper Charles Schumann 75. Zum Geburtstag hat der BR einen Film über den Bauernbuben Karl Georg Schuhmann aus der Oberpfalz gedreht ("Charles Schumann – Von Kirchenthumbach in die Welt"; Montag,19.9., 20.15 Uhr im Bayerischen Fernsehen).
Nach der Vorführung im ersten Stock vom Schumann’s spricht Charles mit der AZ über sein Leben on the rocks. Er trinkt Wasser, sein Sohn Marvin (29), den er alleine großgezogen hat, schaut kurz vorbei.
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Charles Schumann und LEUTE-Kolumnistin Kimberly Hoppe.
AZ: Herr Schumann, mit welchem Drink stoßen Sie auf Ihren Geburtstag an?
CHARLES SCHUMANN: "Weiß ich nicht. Ich bin an meinem Geburtstag nicht hier, sondern in Tokio. Wäre ich hier, würde ich mit meinen Jungs eine Flasche Champagner trinken."
Was machen Sie in Tokio?
CHARLES SCHUMANN: "Ich lebe immer wieder da, bin dort drei, vier Mal im Jahr. Ich fahr’ dort gern mit dem Fahrrad spazieren."
Sie haben Japanisch gelernt?
CHARLES SCHUMANN: "Ja, ich kann ein bisserl sprechen."
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Was reizt Sie so an Japan?
CHARLES SCHUMANN: "Ich bin nicht der riesige Japan-Fan, wegen Sushi oder so, sondern ich geh’ da einfach hin, weil es eine große Stadt ist, die mich neugierig macht."
Wie kann man Ihnen in Tokio gratulieren – per WhatsApp?
CHARLES SCHUMANN: "Ein Handy habe ich schon."
Also anrufen?
CHARLES SCHUMANN: "Da geh’ ich nicht ran. SMS vielleicht. Mails lese ich oft wochenlang nicht. Ich schreibe noch mit Bleistift."
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Haben nur Frauen Probleme damit, älter zu werden?
CHARLES SCHUMANN: "Ich habe damit keine Probleme gehabt. Nie. Das hat damit zu tun, dass ich, obwohl ich Wirt bin, nicht so lebe wie manche, sondern auf mich aufpasse."
Wie geht es der Leber des berühmtesten Barkeepers?
CHARLES SCHUMANN: "Normalerweise ist der tot. Wer säuft, ist mit 75 nicht mehr Barkeeper. Das geht gar nicht. Ich bin nie der große Trinker gewesen."
Stattdessen gibt’s Smoothies?
CHARLES SCHUMANN: "Naa! Ich war immer gegen diese Geschichten. Das macht einen nicht gesünder. Im Gegenteil: In diesen ganzen Salaten und was da alles reingeknallt wird, ist Chemie ohne Ende drinnen. Mit Fitness hat das nix zu tun. Das Geheimnis ist: das richtige Maß an allem."
Das Rauchen haben Sie auch aufgegeben?
CHARLES SCHUMANN: "Ja, leider. Weil ich nicht genug Luft hatte. Ich würde gerne noch rauchen."
Ihr Laster?
CHARLES SCHUMANN: "Ich trinke viel zu viel Kaffee. Sieben Espressi mindestens und dann noch einen Kaffee und noch einen. Ich trinke auch Alkohol, aber bescheiden."
Wie hat sich das Trink- und Sozialverhalten Ihrer Gäste in all den Jahren verändert?
CHARLES SCHUMANN: "Ich habe nicht mehr die kleine Bar der Freunde, die ich in der Maximilianstraße hatte."
2003 kam der große Knall. Sie mussten an den Odeonsplatz umziehen.
CHARLES SCHUMANN: "Was ich bedaure, weil die Bar hier zu groß ist. Erstmal kommen alle Leute zum Essen her, dadurch leide ich am meisten. Deshalb habe ich eine kleinere Bar im ersten Stock gemacht. Aber jetzt essen die Leute hier oben auch schon wieder, das finde ich nicht so gut."
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Dass gegessen wird?
CHARLES SCHUMANN: "Ja. Die trinken schon richtig viel, aber sie wollen halt auch immer was essen. Dabei war die Bar als Cocktailbar gedacht."
Vielleicht ist Ihr Essen zu gut. Dabei haben Sie die Küche nur entdeckt, um mal Ruhe vor den Gästen zu haben. Richtig?
Er grinst.
Was stört Sie noch?
CHARLES SCHUMANN: "Dass nicht mehr geraucht wird. Also drinnen. Zehn Jahre Rauchen, der Laden würde viel toller ausschauen."
Jetzt gibt es E-Zigaretten.
CHARLES SCHUMANN: "Bei mir nicht."
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Haben es kleine Bars leichter?
CHARLES SCHUMANN: "Ja und nein. Wir haben viel getan, dass alles weiterlebt. Ich hätte auch sagen können: Leckt mich am Arsch, ich bin 30 Jahre da, jetzt geh ich woanders hin."
Pina Colada trinken am Strand?
CHARLES SCHUMANN: "Des trink ich nicht. Aber ich habe halt auch Verantwortung für die Gäste. Klar, teilweise leben die nicht mehr, aber viele, die mit mir angefangen haben, sind noch da – deshalb macht das schon noch alles Sinn."
Können Sie auch Nichtstun?
CHARLES SCHUMANN: "Nein, ich mach’ dann sofort was Anderes."
Eine neue Bar?
CHARLES SCHUMANN: "Bar und Essen. Ganz klein. So wie hier oben im ersten Stock."
Mit welchem Drink kann ein Mann eine Frau erobern?
CHARLES SCHUMANN: "Die Frage sollten sie nicht stellen! Diese Frage stellt man nur einem drittklassigen Barmann. Weil eine Frau erobert man nicht mit einem Drink."
Sondern?
CHARLES SCHUMANN: "Indem man charmant und interessant ist. Wenn die Frau auch interessant ist – weil sonst will man sie nicht erobern. Da müssen viele Dinge zusammenpassen. Wenn man eine Frau für eine Nacht erobern will, macht man sie besoffen. Aber dann hat man später einen Prozess am Hals."
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Haben Sie noch viele Groupies?
CHARLES SCHUMANN: "Was?"
Frauen, die Sie erobern wollen?
CHARLES SCHUMANN: "Werden weniger." (lacht laut)
Glauben wir nicht.
CHARLES SCHUMANN: "Naja, ich hab’ Menschen, mit denen ich mich wirklich gerne treffe, Damen darunter schon auch, das sind alte Bekannte, und das ist wunderbar."
Gibt es denn die eine Frau in Ihrem Leben?
CHARLES SCHUMANN: "Leider nicht."
Ihr Privatleben ist für viele geheimnisvoll. Wenn sich herumspricht, dass Sie Single sind, könnte sich das ändern.
CHARLES SCHUMANN: "Bitte nicht. Ich komme sehr gut klar. Wenn man in meinem Alter mit jemandem zusammenleben möchte, dann muss man getrennte Wohnungen haben. Das geht sonst ja gar nicht."
Sind Sie so ein Kauz?
CHARLES SCHUMANN: "Es geht einfach nicht. In meinem Müll will niemand wohnen. Und ich möchte auch nicht in einer Puppenstube wohnen."
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Jede Frau ahnt wahrscheinlich, dass sie Sie mit sehr vielen Menschen teilen muss.
CHARLES SCHUMANN: "Ganz wichtig war mir immer, dass ich niemanden mitgenommen habe – aus der Bar mit nach Hause. Das wäre der Untergang. Ich hab’ nie was mit einem Gast angefangen."
Klassische Frauenfrage: Wie viele Cremes nehmen Sie?
CHARLES SCHUMANN: "Zu wenig, weil ich faul bin. Ich hab’ viel Zeug zu Hause, aber ich nehm’s nicht. Auch nicht vom Baldessarini (der ihn als Model berühmt gemacht hat, Anm. d. Red.). Ich hab’ das nie genommen, das weiß er auch. Das Einzige, was ich mache: Ich bewege mich viel, boxe zwei Mal die Woche. Und ich dusch’ mich am Tag fünf Mal kalt."
Fünf Mal?
CHARLES SCHUMANN: "Ja, in der Früh, sonst komme ich nicht zu mir. Bevor ich mittags arbeite, nach der Mittags-Arbeit, dann abends und nach dem Sport. Immer eiskalt."
Das Schönste am Älterwerden?
CHARLES SCHUMANN: "Da gibt es nix. Wenn man keine Lust mehr hat, ist das Älterwerden vielleicht schön."
Wurden Sie mit dem Alter immer divenhafter?
CHARLES SCHUMANN: "Ich hoffe eher: gelassener. Und ich bin strenger geworden."
Wird heute noch richtig gefeiert und durchgesoffen?
CHARLES SCHUMANN: "Ja, schon, es ist natürlich eine neue Generation. Mittags teilen sich fünf Leute ein Wasser. Was ich positiv finde: Die Leute wissen viel besser Bescheid, was sie überhaupt trinken."
Schmerzt es, wenn die meisten doch Sprizz bestellen?
CHARLES SCHUMANN: "Wir sind keine Bar, wo man Sprizz bestellt. Sprizz ist ein Terrassen-Getränk. Trotzdem wird es auch hier getrunken, aber wenig. Wenn, dann: Weißwein-Sprizz. Hugo machen wir gar nicht."
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Wie viele haben Hausverbot?
CHARLES SCHUMANN: "Zwei, drei, die sich nicht benommen haben."
Was ist an München schlechter geworden?
CHARLES SCHUMANN: "Die Mietpreise sind eine Katastrophe. Junge Leute können sich nicht selbstständig machen. Es gibt keinen Platz."
Sie lieben München trotzdem?
CHARLES SCHUMANN: "Ich könnte gehen und nicht mehr zurückkommen. Das habe ich auch irgendwann vor. Damit hab ich kein Problem."
Ihr Geburtstagswunsch?
CHARLES SCHUMANN: "Hm. Gesundheit? Das wünscht sich ja jeder."
Also doch die Traumfrau?
CHARLES SCHUMANN: "Auch nicht. Ich wünsche mir, dass ich nicht krumm werde, die Lust am Leben nicht verliere – so wie mein Vater mit 96. Abends schaut man in meinem Alter zwar nicht mehr in den Spiegel. Aber ich wünsche mir, dass ich mich sonst noch lange im Spiegel anschauen und sagen kann: Okay, geht noch."
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