Chaos auf der Stammstrecke

18.05 Uhr: Erst gab’s einen ohrenbetäubenden Schlag, dann einen Lichtblitz mit Rauch – danach ging bei der S-Bahn nichts mehr. 460 Fahrgäste wurden in Sicherheit gebracht
von  Ralph Hub

18.05 Uhr: Erst gab’s einen ohrenbetäubenden Schlag, dann einen Lichtblitz mit Rauch – danach ging bei der S-Bahn nichts mehr. 460 Fahrgäste wurden in Sicherheit gebracht

München - Mitten im Berufsverkehr war plötzlich der Teufel los: Nichts ging mehr bei der S-Bahn. Die Stammstrecke war für über eine Stunde komplett gesperrt. Schuld war ein Kurzschluss am Hauptbahnhof. Tausende Pendler saßen fest, dazu tausende Wiesn-Besucher. Die einen kamen nicht mehr aufs Oktoberfest, die anderen nicht mehr von dort weg. Um dem Chaos Herr zu werden, sperrte die Polizei die ganze Hackerbrücke.

„Es gab einen ohrenbetäubenden Schlag“, erzählt ein Fahrgast, „dann stand die S-Bahn still.“ Dicht gedrängt harrten die Leute in der S6 nach Tutzing aus. „Wir haben auf eine Durchsage gewartet“, berichtet Robert G., „schließlich hieß es, wir müssten alle aussteigen.“ Auf freier Strecke kletterten die Fahrgäste aus den Waggons.

„Aus zwei Zügen haben wir 460 Menschen in Sicherheit gebracht“, berichtet Berti Habelt, Sprecher der Bundespolizei. Die Passagiere mussten dann am Gleis entlang bis zur Hackerbrücke laufen.
Hintergrund: Direkt an der Ausfahrt aus dem Tunnel hatte die stadtauswärts fahrende S-Bahn um 18.05 Uhr einen Kurzschluss ausgelöst. „Ein Lichtbogen hatte in einen Sicherungskasten eingeschlagen“, sagt Berti Habelt. Die Ursache war unklar. Erst hieß es, Zweige seien in die Oberleitung geraten. Dann meldeten sich Zeugen, die berichteten, sie hätten ein großen Vogel gesehen, der in den Tunnel geflogen sei und dabei vermutlich in Kontakt mit der Oberleitung geriet. Damit war die Stammstrecke auf einen Schlag komplett lahmgelegt.
Zunächst hieß es, die S-Bahn würde brennen. Daraufhin wurde bei der Feuerwehr Großalarm ausgelöst. Über 40 Mann mit 20 Fahrzeugen rückten aus.

Starkstromtechniker der Bahn untersuchten den Sicherungskasten und die Oberleitung. Die Strecke war während dieser Zeit in beiden Richtungen komplett gesperrt. Die S-Bahnen endeten am Ostbahnhof bzw. in Pasing. Mitten im dichtesten Berufsverkehr saßen damit tausende Pendler plötzlich fest.

Erst als die Störung behoben und die Züge gegen 19.30 Uhr wieder fuhren, begann sich die Lage zwischen Hauptbahnhof und Hackerbrücke wieder zu entspannen.

Bereits am Nachmittag hatte es bei der S-Bahn Probleme gegeben. Schuld war eine Stellwerkstörung zwischen Feldmoching und Moosach. Außerdem hatten sich am Heimeranplatz Wiesnfans aufs Gleis verirrt.

 

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