Chaos am Flughafen München nimmt einfach kein Ende: Gepäck seit 27 Tagen verschwunden

München - Können Taschen und Koffer einfach verschwinden? Sich sozusagen nicht in Luft, sondern im Schnee auflösen? Diese Sorge hatte Thorsten Springer (Name geändert). Der 54-Jährige aus Oberbayern wollte beruflich ausgerechnet am ersten Dezember-Wochenende nach Gran Canaria abheben. Aber Sie erinnern sich: Winter-Chaos am Flughafen München.
Sein Condor-Flug: gecancelt. Sein Gepäck: bereits am Vorabend eingecheckt. Er selbst: wieder raus aus dem Sicherheitsbereich, aber ohne seine zwei Taschen. Und damit begann das Warten. Obwohl er nicht geflogen war, stand er wochenlang ohne sein wertvolles Eigentum inklusive Golfausrüstung da und versuchte alle Hebel in Bewegung zu setzen, seinen Besitz zurückzubekommen.
Der Flughafen teilte mit, dafür zuständig seien die Airlines. Auf Anfrage der AZ ließ Condor in der vergangenen Woche wissen, alle betroffenen Gepäckstücke von besagtem Wochenende seien abgearbeitet und dem Zusteller übergeben worden. Müssten dann nicht langsam alle Koffer angekommen sein?
Chaos am Flughafen München: Nach 25 Tagen taucht das Gepäck endlich auf
Springer hat seine zwei Gepäckstücke nun tatsächlich zurück. Nach 25 Tagen! Wie er der AZ am Mittwoch mitteilt, sei er nach einem Anruf des Abfertigungsdienstleisters AHS selbst zum Flughafen München gefahren und habe sein Gepäck dort abholen können. Ihm zufolge ist es unbeschädigt und "alles in Ordnung". Am Schalter Lost&Found habe er es "in fünf Minuten" bekommen. Demnach hätten sie es ihm auch zugeschickt, das hätte allerdings nochmal gedauert.
Springer fuhr in Absprache selbst hin. "Ich bin einfach nur dankbar, dass ich die wertvolle Fracht wieder habe", sagt der 54-Jährige. Ein ungewöhnlicher Vorgang? Eine Condor-Sprecherin teilt der AZ dazu mit, dass dem Passagier "auch auf eigenen Wunsch hin angeboten wurde, das Gepäckstück kurzfristig vor Ort abzuholen, dies ist ein Ausnahmefall und ausschließlich in Absprache mit dem Dienstleister sowie bereits identifizierten Gepäckstücken möglich."
Nach dem AZ-Bericht über Springers Kofferprobleme meldeten sich weitere Condor-Kunden bei der AZ, die ebenfalls noch auf ihr Gepäck warteten. Eine von ihnen berichtete, dass sie am Freitag, 1. Dezember, von Teneriffa nach München zurückgeflogen sei. Der gebuchte Condor-Flug sei dann aber über die estnische Airline Marabu abgewickelt worden. Marabu ist eine Schwestergesellschaft von Condor. Nach der Ankunft habe man sie drei Stunden in der gelandeten Maschine sitzen lassen, "ein Unding". Danach folgte weiteres wochenlanges Warten. Nämlich auf das Gepäck. Am 25. Dezember sei es dann plötzlich "ohne Vorankündigung" geliefert worden, schreibt die AZ-Leserin.
Koffer am Airport München verschollen: Im Gepäck stecken die Weihnachtsgeschenke
Die AZ weiß aber von mindestens zwei weiteren Fällen, in denen die Koffer bisher noch nicht zugestellt wurden. Eine Betroffene berichtet der AZ am Donnerstag über die Geduldsprobe seit der Landung am 1. Dezember. Auch sie kam von Teneriffa zurück, eigentlich mit Condor, dann relativ kurzfristig mit Marabu.
Mit Stand 28. Dezember hat sie einen Koffer und eine Reisetasche immer noch nicht zurück. Darin: unter anderem Weihnachtsgeschenke für die Enkel. Wer konnte Anfang Dezember ahnen, dass es diese Präsente aus Teneriffa zeitlich nicht unter den Baum schaffen würden?
Das sagt Condor zur Warterei
Die Betroffene sagt: "Das sind jetzt 27 Tage, das ist eine bodenlose Frechheit. Auch, dass man überhaupt nichts hört." Sieben, acht Mal, schätzt sie, hat sie schon versucht, Kontakt aufzunehmen. Mit AHS, mit der Airline Marabu. Nichts.
Die Condor-Sprecherin bekräftigt auf erneute Rückfrage der AZ: "Alle anderen Gepäckstücke sind wie bereits geschildert abgearbeitet und für die Zustellung an den Zusteller übergeben worden. Dieser hat uns versichert, dass die noch verbliebenen Gepäckstücke in dieser Woche zugestellt und bei Antreffen direkt übergeben werden können." Wenige Tage bleiben dafür noch in diesem Jahr.