Champions League: Er kickt sich die Tickets

Das Finale zwischen dem FC Bayern und Chelsea: Christian Gleich (39) will ins Stadion, hat aber keine Karte. Also probiert er es mit Gewinnspiel.
Laura Kaufmann |
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Christian Gleich (39) erkickte sich Tickets.
Christian Gleich (39) erkickte sich Tickets.

Christian Gleich (39) will ins Stadion, hat aber keine Karte. Also probiert er es mit Gewinnspiel.

München - Christian Gleich kickt. Tor. Noch eins. Und noch eins. Er will sich ins Finale kicken. Und das erfordert Hingabe. „Viele finden das irre und sagen: So ein Aufwand für 90 Minuten Fußball“, sagt Christian. „Aber das sind Momente, von denen zehrt man einfach.“ Einer von den 62 500 im Stadion zu sein – dafür ist der Bayern-Fan zum Dauer-Zocker geworden: in den Hypovereinsbank-Filialen der Stadt. Die Bank veranstaltet ein Spiel.

Ein elektronisches Elfmeterschießen mit einem imaginären Ball und einem animierten Torwart im Monitor. Die fünf Erstplatzierten bekommen Finalkarten. Also steht Christian Gleich jetzt in der Filiale an der Münchner Freiheit und kickt. Fünf Mal darf er schießen – dann ist er für 40 Minuten gesperrt. Um gleich weiterspielen zu können, steigt er auf seinen Roller und fährt zur nächsten Filiale.

Nachts stehen die Bildschirme für das Spiel in den Schaufenstern der Bank: „Da schauen dich die Leute ziemlich blöd an, wenn du vor einer Glasscheibe am Hauptbahnhof rumhampelst.“ Ihm ist das egal. Manchmal spielt er 13 Stunden am Stück. Die ganze Nacht durch. Von einer Bank zur nächsten. „Heute Morgen habe ich meine Zahnbürste in der Küche gesucht“, sagt er. Aber er kickt weiter.

Der 39-Jährige ist Marketing-Berater, die deutsche Vertretung einer englischen Firma, und die sind kulant mit dem Dauer-Kicker, „die verstehen das“. Also checkt er seine Mails und telefoniert zwischendurch, oder nachts, „wir arbeiten viel mit Korea zusammen, das ist normal für mich.“ Eine Geschäftsreise nach London hat er verschoben.

Fan ist er, seit ihn sein Papa als Sechsjährigen mitgenommen hat ins Olympiastadion. Ein Derby, Bayern gegen 1860. „Eigentlich war es ein unspektakuläres 1:1, aber ich fand es toll. Und wusste gleich, dass ich rot lieber mag als blau.“ Zu den Spielen geht er, so oft er kann. Nach Madrid ist er gefahren – 21 Stunden mit dem Auto, wegen der Vulkanasche, in Mailand war er mit dabei. Finale daheim? Nicht ohne Christian Gleich.

Bei 17 Gewinnspielen hat er mitgemacht. Auf regulärem Weg, bei der Uefa, bei Bayern, hatte er Pech. Deswegen düst er auf seinem Roller durch die Stadt, Tag und Nacht, und kickt vor einem Bildschirm ins Leere. Es lohnt sich. Pünktlich vorm Finale kommt der Anruf: Er hat die Karten. Erster, 1545 Punkte, 120 Punkte Abstand zum Nächstplatzierten. „Ich kann’s noch gar nicht glauben!“ Alle Freunde telefoniert er durch, für irre hält ihn jetzt keiner mehr. Besonders nicht sein bester Kumpel, als Christian ihn anruft und fragt: „Wo wolltest du das Spiel schauen? Ich weiß was Besseres!“

 

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