Casting mit Krätz: Aus München nach Asien
MÜNCHEN - Dirndl, so weit das Auge reicht. Na ja, fast. Immerhin 16 junge Frauen sind es, die hier Aufstellung bezogen haben. Zum Bewerbungsgespräch quasi. Sie wollen alle denselben Posten: dritte bayerische Bierkönigin. Dafür haben sie sich entsprechend in Schale geschmissen.
Erwartungsvoll stehen sie auf der Bühne des GOP-Variete-Theaters in der Maximilianstraße. Sieben von ihnen kommen ins Finale, ausgewählt von einer prominenten Jury wie im Fernsehen. Nur dass keine Kamera da ist – und kein Dieter Bohlen.
Eine halbe Stunde lang beraten die Juroren: Modedesignerin Lola Paltinger, Wiesn-Wirt Sepp Krätz und BR-Moderatorin Karin Schubert, Brauer-Präsident Friedrich Düll, Brauerverbandssprecher Walter König und Tourismus-Manager Florian Poetsch. Zuvor haben sich alle Kandidatinnen einzeln vorgestellt, unter Ausschluss der Öffentlichkeit. In ganz Bayern hat der Bayerische Brauerbund nach Bewerberinnen gesucht. Die Voraussetzungen: Mindestalter 21 Jahre, in Bayern geboren und aufgewachsen, Kontakt- und Kommunikationsfreude, Fremdsprachenkenntnisse, Erfahrungen im Umgang mit Social Media wie Facebook. Eine gewisse Begeisterung für das Nationalgetränk der Bayern versteht sich von selbst. So wurden im Bewerbungsbogen auch die Lieblingsbiersorten und grundlegendes „Bierwissen“ abgefragt.
Im dunklen Theaterraum sitzen die Juroren an einer langen Tischreihe vor der Bühne und blicken bierernst auf die Bewerberinnen. Warum sie Bier mögen, sollen sie erzählen, was toll ist an Bayern und wie es denn wirklich um die Englischkenntnisse steht. Die letzte Frage beantwortet eine Würzburger Kandidatin mit: „Ich komme zurecht“. Ob das reicht?
36 Bewerbungen hat es für den verantwortungsvollen, glamourösen Posten gegeben. 25 junge Damen sind zum Casting eingeladen worden, erschienen sind 16. Diese Sieben haben es ins Finale geschafft.
Jennifer Withelm (29) ist ein echtes Münchner Kindl und als Stadtführerin ohnehin geübt darin, von Bier und bayerischer Gemütlichkeit zu schwärmen. „Ich bin am 23. April, dem Welt-Tag des Bieres geboren“, sagt sie, „wenn das kein Omen ist.“
Flugbegleiterin Daniela Engel wird von der Jury als „sehr sportlich, natürlich und gewandt“ bezeichnet. Die 23-Jährige stammt aus Bayreuth. „Ich freue mich, dass wir eine Fränkin in der Runde haben“, sagt Jurorin Karin Schubert.
Als ihr Name fällt, ist Barbara Hostmann (21) aus Garmisch-Partenkirchen ganz aufgeregt. „Mit deiner offenen, sympathischen Ausstrahlung hast du sofort die Herzen der Jury gewonnen“, lobt Florian Poetsch.
Etwas schüchtern wirkt dagegen die Modedesign-Studentin Viktoria Müller (26) aus Augsburg. „Du musst das Kulturgut Bier noch etwas mehr in den Vordergrund stellen“, mahnt Juror Sepp Krätz.
BWL-Studentin Barbara Gailer (29) aus Hohenbrunn ist so gebannt von der Situation, dass sie es verpasst, als ihr Name aufgerufen wird. „Ich danke meinem Papa, dass er mit hierher gekommen ist und mich so unterstützt“, sagt sie.
Die Altöttingerin Lena Schnell (21) hat die Jury mit ihrer natürlichen und fröhlichen Art begeistert. „Aber deine Bier-Affinität musst du noch ausbauen“, sagt Amtsvorgängerin Barbara Stadler.
Sabrina Liesa Ferber (24) kommt ja eigentlich aus Monheim in Schwaben, studiert aber seit vier Jahren Pflegemanagement in Nürnberg. Darum gehört sie jetzt zu den Finalistinnen.
Die müssen nun nach Kulmbach zur Bierköniginnen-Schulung. Beim Finale am 19. April im Augustiner-Keller wird dann die neue Hoheit gekrönt.
Sie bekommt nicht nur ein Maßdirndl von Lola Paltinger, ein iPhone mit Flatrate, ein Wellness-Wochenende und kostenlosen Strom während ihrer gesamten Amtszeit. Vor allem wird die Königin auf Delegationsreisen die bayerische Bierkultur im In- und Ausland repräsentieren.
„Sie wird rumkommen“, sagt Brauerbund-Sprecher Walter König. „Zum Beispiel Asien ist gerade ein ganz wichtiger Markt.“