Casha: Die Beton-Künstlerin, die Schmuck mit Energie auflädt

München – Beton und Schmuck – auf den ersten Blick eine ungewöhnliche Kombination. Doch für die Münchner Künstlerin Casha Kellermann – Markenzeichen positives Mindset und ein blonder, gerade geschnittener Vollpony auf Augenbrauenhöhe – ist genau diese Verbindung zur Passion geworden. Ihre Bilder und Preziosen sind nicht nur ästhetisch beeindruckend, sondern sollen auch Energie spenden.
Im Sauseschritt: von der Kunst zur Musik und wieder zurück
Casha Kellermanns künstlerische Reise begann lange bevor sie sich dem Schmuckdesign widmete. "Vor gefühlt 160 Jahren habe ich Kunst in München und Wien studiert", scherzt die 1966 geborene Multi-Kreative zum Auftakt unseres Gesprächs in ihrem Geschäft am Viktualienmarkt. Doch ihr Studium brach sie ab – aus Liebe zum wohl bekanntesten Österreicher der Pop-Geschichte: Falco. "Ich war 17, er wollte 24 Stunden mit mir zusammen sein", erinnert sie sich. Die 1980er Jahre, für sie das "beste Jahrzehnt ever", prägten sie nachhaltig. "Die Geschwindigkeit, mit der das Leben in dieser Dekade gelebt wurde, fand ich super aufregend." Später heiratete sie den Neue-Deutsche-Welle-Star Peter Schilling ("Völlig losgelöst"), mit dem es auch nie langweilig wurde. Als Texterin und Komponistin verdiente sie ihr eigenes Geld. Genug, um sich nach dem Aus ihrer "schöne Ehe" ganz auf ihre Kunst konzentrieren zu können.
Ihr Leben war schon früh von Bewegung geprägt. In Deutschland geboren und in Israel aufgewachsen, zog sie als Tochter eines Diplomaten alle zwei Jahre um. "Das war für mich als Kind schrecklich, hat aber dazu geführt, dass ich heute keine Grenzen im Kopf habe", sagt Kellermann. Diese Offenheit spiegelt sich auch in ihrer Kunst wider.
Beton: vom Grauen zum Leben
Beton – für viele ein Symbol für kalte, menschenfeindliche Architektur – wurde für Casha Kellermann zum lebendigen Werkstoff. "Ich bin ein Kind der 1970er Jahre. Damals war Beton etwas Grauenvolles, verbunden mit Betonwüsten und tristen Hochhäusern", erklärt sie. Doch sie sah mehr in dem Material: "Beton interagiert mit Hitze, Kälte und Feuchtigkeit, er lebt."
Ihr künstlerischer Ansatz war es, Beton von seiner negativen Konnotation zu befreien. Sie begann, mit dem Material auf Leinwänden zu experimentieren und schließlich auch Edelmetalle in ihre zumeist großformatigen Bilder einfließen zu lassen. "Gold und Silber sind wunderbare Leiter von Energie", sagt Kellermann, die auch eine Reiki-Ausbildung in Japan absolvierte und seitdem auch als Heilerin tätig ist. Mit einer eigens entwickelten Apparatur, die sie als "Zwischending zwischen Airbrushpistole und Tattoo-Maschine" beschreibt, schießt sie flüssiges Gold und Silber auf den getrockneten Beton, den sie stellenweise zu Kraterlandschaften geformt hat. Im Ergebnis zeigt sich ein glanzvoller, warmer Kontrast, der den Beton aufwertet und in ein neues Licht rückt. "Somit habe ich einen Gegenentwurf von dem entwickelt, wie ich Beton als Kind wahrgenommen habe."
Schmuck, der auf Kunst basiert
Vor zehn Jahren wagte Casha Kellermann den Schritt ins Schmuckdesign. Ein Freund brachte sie auf die Idee: "Du machst doch so viel mit Gold und Silber, liebst Mode und auffällige Accessoires. Warum machst du nicht eigentlich Schmuck?" Gesagt, getan. Ohne jedwede Ausbildung im Schmiedehandwerk versuchte sie, ihre Ideen haptisch umzusetzen. Zunächst in Eigenregie mittels Gold- und Silberdrähten, dann mithilfe von Goldschmieden, denen sie Bleistiftzeichnungen vorlegte.
Ihre ersten Entwürfe stießen bei ihnen zunächst auf Skepsis. "Das ist gegen jede Regel im Design", hieß es oft. Doch Kellermann ließ sich nicht beirren. Sie experimentierte mit Beton und Silikon und erarbeitete sich schließlich eine Mischung, die es ihr endlich ermöglichte Musterstücke nach ihren Vorstellungen zu modellieren. So entstand ihre erste Schmuckkollektion, bestehend aus acht Stücken.
Sie folgte dem Vorschlag der Galerie Störpunkt ihre Bijoux-Erstlinge bei der nächsten Ausstellung zusammen mit ihren neuesten Kunstwerken zu präsentieren. Petra Winter, Chefredakteurin der Modezeitschrift "Madame", kam zur Vernissage, verliebte sich in ein Collier aus sechs Goldringen, die durch goldfarbene Lederschlaufen miteinander verbunden sind, und trug es bei einer Modenschau in Paris. Dort fiel das extravagante Stück einem Manager aus dem Hause Swarovski ins Auge, der wissen wollte, wer es entworfen hatte. Frau Winter vermittelte.
Es folgte eine Einladung des Kristall-Imperiums zum Firmenhauptsitz nach Wattens in Tirol, wo Kellermann ihre Schmuckstücke in einer unkonventionellen Präsentation vorstellte. "Ich legte eines meiner riesigen Betonbilder auf den Tisch und arrangierte darauf die Schmuckstücke so, dass man keinen Unterschied mehr sah zwischen dem Gold, das aus dem Beton zu fließen schien und den Schmuckstücken", erinnert sie sich. Die Reaktion der Manager: Schweigen, gefolgt von einem lukrativen Angebot. "Das war ein Wendepunkt in meinem Leben."
"Mein Schmuck ist die Symbiose von Kunst und Energie"
Casha Kellermanns Schmuck ist mehr als nur Zierde. "Ich mache energetische Designs, die super edgy, aber immer tragbar sind", sagt sie. Jedes ihrer Schmuckstücke sei mit Energie bedacht und soll seine Trägerinnen stärken und einzigartig erscheinen lassen. "Ich will keinen seelenlosen Industrie-Schmuck, keine Massenware", betont sie. Die Stücke, die sie unter dem Label "First Class Hippie" gestaltet, sind "unangepasst", wie es einst auch die Anhänger der Flower-Power-Bewegung in den Sixties waren. Was silbern glänzt, ist aus Silber. Was golden schimmert, ist vergoldet. Mal in streng-grafischer, mal in weich und liquid anmutender Form. Zwischen 100 und 500 Euro müssen Kundinnen zahlen, die einen der Blickfänger ihr Eigen nennen wollen. Ihre Kundinnen seien vor allem alterslose Frauen, die ein selbstbestimmtes Leben führen, berichtet sie und führt "Cathy Hummels, Viktoria Lauterbach und Natalia Wörner" als prominente Beispiele an. "Frauen, die im Herzen jung geblieben sind", beschreibt Kellermann den Ideal-Typus ihrer Kundinnen. Oder einfach Frauen, wie sie selbst: weltoffen, empathisch und lebenshungrig.
Casha Kellermann lebt im Hier und Jetzt. "Ich versuche niemals voreingenommen zu sein und schmiede keine großartigen Pläne. Ich lasse die Dinge einfach auf mich zukommen", sagt sie. "Nachdem aufstehen spiele ich erst einmal eine Runde mit dem Hund, mache mir dann einen Kaffee und checke meine E-Mails." Erst danach begibt sie sich in ihr Atelier. Panta rhei, alles fließt! Diese Haltung spiegelt sich auch in ihren Werken wider. Sie sind eine Einladung, Kunst und Schmuck neu zu entdecken und dabei ein Stück weit zu sich selbst zu finden.
Casha Showroom, Frauenstraße 18, Mi. – Sa., 14 – 18 Uhr
Instagram: firstclasshippiebycasha
Event-Tipp: Am 20. Februar wird Casha Kellermann auf Einladung der AMD (Akademie Mode & Design) als Jury-Mitglied die Abschlusskollektionen der Absolventen des Studiengangs Modedesign bewerten, die im Rahmen einer spektakulären Modenschau in München der Öffentlichkeit präsentiert werden. Weitere Infos & Tickets unter: www.amd.ticket.io