Hanfprodukte bei Lidl beschlagnahmt: "Reine Schikane"
München/Rosenheim - 21 Produkte hatte der Discounter Lidl kurzzeitig ins Programm genommen, darunter "Hash Brownies", "Cannabis-Cookies" oder "Cannabis-Drinks". Der Clou: Im Gegensatz zu Cannabis-Drogen enthalten die Cookies, Riegel und Drinks kein Tetrahydrocannabinol (THC) oder Cannabidiol (CBD), sind also legal.
Geliefert hatte die rund 1,5 Millionen Artikel an Lidl die Firma "The Green Dealers" – ein Millionengeschäft. Doch am Montag beschlagnahmte die Polizei in einer Filiale in Rosenheim die Hanf-Produkte, wie die AZ exklusiv berichtete. Der Discounter nahm daraufhin auch in allen anderen Filialen Kekse und Co. aus den Regalen, wie eine Sprecherin der AZ bestätigte.
Münchner Experte sicher: "Das ist pure Schikane"
Für Wenzel Cerveny vom Cannabisverband Bayern, der selbst mehrere Hanf-Läden in München betreibt, ist das Vorgehen "reine Schikane". "Es geht darum, den Markt zu verunsichern", sagt er der AZ am Telefon. Die Staatsanwaltschaften betrieben bei Cannabis schlicht "Angstmacherei".
Cerveny selbst hatte bereits mehrere Razzien in seinen Läden in München, "teils wurden die selben Produkte beanstandet wie jetzt bei Lidl". Sogar Anklage wegen gewerbsmäßigen Drogenhandels wurde gegen ihn mittlerweile erhoben. Zugelassen ist sie bis heute nicht.
Cerveny hat sich die Lidl-Produkte selbst angesehen. Er sagt: "Die sind alle legal, höchstens bei zwei Produkten könnte es leichte Zweifel geben." So sei der angebotene Tee aus Hanfblüten und unverarbeitete CBD-Produkte verboten. "Aber auch hier ist die 0,2%-Grenze nie im Leben überschritten", so der Experte.
Cannabis-Produkte bei Lidl "in zwei Wochen wieder im Regal"
Für ihn ist klar: Die Staatsanwaltschaft "wird sich eine blutige Nase holen. Da wird nichts rauskommen. Die ganze Aktion ist lächerlich", so Cerveny. "In zwei Wochen hat Lidl die Produkte wieder im Regal", glaubt er.
Ein für alle Mal beenden könne man derlei Aufregung, wenn Cannabis legalisiert würde. "Es muss endlich politisch für klare Verhältnisse gesorgt werden", sagt Cerveny. Er hofft, dass es nach der Bundestagswahl eine Mehrheit dafür im Deutschen Bundestag geben wird.
CBD in Deutschland legal? Das ist die Rechtslage
In Deutschland ist es legal, CBD-Produkte zu kaufen und zu konsumieren, allerdings nur dann, wenn ihr THC-Wert unter 0,2 Prozent liegt.
Zudem müssen die Produkte aus zertifiziertem EU-Nutzhanf hergestellt sein. Dazu kommt, dass angebotenes CBD immer verarbeitet sein muss, damit es legal ist. Für den Verbraucher heißt das: Cremes und Öle sind erlaubt, während unverarbeitete Produkte nicht verkauft werden dürfen. Darunter fallen beispielsweise CBD-Blüten und -Tee, aber auch CBD-Zigaretten. Außerdem muss der Verkehr "ausschließlich gewerblichen oder wissenschaftlichen Zwecken" dienen und man muss einen Rauschmissbrauch ausschließen können. Gerade die Wissenschaftlichkeit oder die genaue Definition von Gewerbe ist allerdings rechtlich umstritten. Es gibt Urteile, die auch den Verkauf an Endverbraucher als legal ansehen.