Café muss dicht machen: Schluss mit dem Lotter-Leben!
MÜNCHEN - Zehn Jahre lang hat Andreas Lotter das Restaurant am Viktualienmarkt betrieben. Jetzt ist das Haus einsturzgefährdet, dem Wirt wurde gekündigt: „Für mich bricht eine Welt zusammen“.
Es war der letzte Wunsch seiner sterbenden Mutter: „Ich sollte ein Lokal aufmachen – mit ihren Möbeln, eines mit viel Flair“, sagt Andreas Lotter (35). Mittlerweile betreibt der Münchner Wirt seit zehn Jahren das Café „Lotter-Leben“ am Viktualienmarkt. „Ich dachte mir immer, das geht noch ewig so gut weiter“, sagt er. Da hat er sich geirrt. Es ist Schluss mit dem „Lotter-Leben“.
Vor ein paar Wochen erreichte Lotter die Schreckensnachricht: Die Spaten-Brauerei kündigte ihm die Räume, da das Haus einsturzgefährdet sei. Bis zum Ende des Jahres muss Lotter das Café in der Frauenstraße aufgeben.
„Ich bin total fertig, das Lotter-Leben ist doch mein Leben“, sagt Lotter und kämpft gegen die Tränen. Jeden Blumenschmuck auf den Tischen, jeden Cappuccino, jedes Frühstück hat er mit Liebe zubereitet – dass jetzt Schluss sein soll, ist für ihn unfassbar.
Die Spaten-Brauerei hatte Lotter fristgerecht im September gekündigt. Grund sind Risse in der Wand, ein Statiker hatte das Haus, das der Immobiliengesellschaft „Derag“ gehört, als einsturzgefährdet eingestuft. „Derag“ hatte Anfang des Jahres 2010 das denkmalgeschützte Gebäude gekauft. Der Prüfstatiker riet, das Gebäude zeitnah zu räumen.
Sogar der Brauerei fällt der Abschied vom „Lotter-Leben“ schwer: „Wir bedauern sehr, dass Lotter schließen muss, wir haben viele Jahre gut zusammengearbeitet“, sagt der zuständige Spaten-Mitarbeiter der AZ. Man werde sich bemühen, Lotter andere Räume zur Verfügung zu stellen, „doch eine mit dem Viktualienmarkt vergleichbare Lage wird schwierig“.
Auch die vier Mieter oberhalb des Café müssen ausziehen, genauso wie sich die 20 Mitarbeiter vom „Lotter-Leben“ erstmal neue Jobs suchen müssen. Der Wirt selbst kann kaum schlafen. „Ich liege wach und denke über meine Zukunft und die meiner Mitarbeiter nach“, sagt er. Ein Koch sei vor einigen Monaten erst Vater geworden. „Der wird jetzt arbeitslos werden“, sagt Lotter. Für sein Restaurant kommt jede Hilfe zu spät. „Silvester darf ich noch feiern, dann muss ich raus“, sagt Lotter. „Dabei ist der Winter mein Hauptgeschäft.“ Besonders schlimm für den Wirt ist auch, dass er noch keine neuen Räume hat. Ein Großteil der von seiner Mutter geerbten Möbel wird er zurücklassen müssen. „Für mich bricht eine Welt zusammen.“
Anne Kathrin Koophamel