Café macht Schule

Am ersten Tag des AZ-Cafés diskutiert Kultus- Minister Ludwig Spaenle mit Eltern und Schülern über das bayerische Gymnasium, volle Lehrpläne und zu große Klassen.  
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Ludwig Spaenle (Mitte) mit (i. Uhrzeigersinn): Annette Zoch, André Candidus, Susanne Arndt, Bernd Grüter und AZ-Chef Arno Makowsky.
Daniel von Loeper Ludwig Spaenle (Mitte) mit (i. Uhrzeigersinn): Annette Zoch, André Candidus, Susanne Arndt, Bernd Grüter und AZ-Chef Arno Makowsky.

Am ersten Tag des AZ-Cafés diskutiert Kultus- Minister Ludwig Spaenle mit Eltern und Schülern über das bayerische Gymnasium, volle Lehrpläne und zu große Klassen.

 

München - Die AZ hat es geschafft: Schüler, Eltern, Lehrer und Kultusminister Ludwig Spaenle an einen (Bistro)Tisch zu bringen. Im AZ-Café, dem „Ringelnatz“ in Schwabing, entstand eine lebhafte Diskussion. In ihr verteidigte der CSU-Minister vehement die bayerische Schulpolitik – egal ob achtstufiges Gymnasium, dreigliedriges Schulsytem oder die Klassengrößen. Das blieb nicht unwidersprochen. Natürlich ist das G8 auch im Hause Spaenle ein Gesprächsthema, doch ob seine beiden Töchter ihn auch ab und zu kritisieren, ließ der Minister offen.

In der anschließenden Diskussion ging es vor allem um die – nachträglich eingeführte – Flexibilisierung des Gymnasiums. Nach der können Schüler, denen das Tempo zu schnell ist, in der Mittelstufe eine „Ehrenrunde“ einlegen, eine Klasse wiederholen, ohne dass dies als Wiederholen gewertet wird. Sie machen, so AZ-Chefredakteur Arno Makowsky, „das achtsstufige Gymnasium in neun Jahren“. Bernd Grüter, Vorsitzender des Elternbeirates im Oskar-von-Miller-Gymnasium hält diese Reform der Reform für unausgegoren: „Ich halte die Idee noch für zu wenig durchdacht. Die Umsetzung an den Schulen ist heikel, sie sind für die Maßnahme oft nicht genügend ausgestattet.“

Wibke, eine Schülerin vom Münchner Dante-Gymnasium, monierte die große Belastung für die Schüler: „Freizeitaktivitäten, wie das Erlernen von Instrumenten, bleiben oft auf der Strecke.“ Dem will das Schulministerium allerdings entgegensteuern, zum Beispiel dadurch, dass die Lehrpläne für die Gymnasiasten durchforstet und gestrafft werden – was allerdings auch auf Widerspruch stößt. Mehrere Schülerinnen und Schüler des Dante-Gymnasiums beklagten die mit der Schulzeitverkürzung verbundenen Beschränkungen des Unterrichtsstoffes: „Das hat zum Beispiel zur Folge, dass die unterschiedlichen Talente der Schüler viel zu wenig gefordert werden.“

Und ein anderer sagt: „Man darf einfach nicht versuchen, jeden Schüler durch das Gymnasium zu schleusen. Das senkt das Niveau.“ Einen breiten Raum in der lebhaften Diskussion nahm auch die Benachteiligung für die Kinder aus sozial schwachen Schichten ein. So beklagte André Candidus von den bayerischen SPD-Schülern: „Es ist nicht gerecht, dass Kinder aus Arbeiterfamilien eine sechs mal schlechtere Chance haben, das Gymnasium zu besuchen.“

Dies liege vor allem daran, dass es im dreigliedrigen Schulsystem keine individuelle Förderung gebe.“ Das Problem sieht auch Minister Spaenle: „Die Herkunft der Kinder spielt noch eine zu große Rolle.“ Die teilweise viel zu großen Klassen brachte eine Besucherin des AZ-Cafés aufs Tapet: „Die Schülerzahlen müssen unbedingt reduziert werden. Vernünftiges Unterrichten ist sonst nicht möglich.“

Das kritisierte auch Dante–Lehrerin Maureen Lukan-Knabl: „Wir haben vor allem an der Unterstufe viel zu große Klassen. Bei 6. Klassen mit 31 Schülern kommen wir Lehrkräfte einfach an die Kräfte der Belastbarkeit.“ Kopfschütteln erntete Kultusminister Ludwig Spaenle für seine Replik: „Wir haben die durchschnittliche Klassenstärke an den Gymnasien in den letzten fünf Jahren von 27,8 auf 26,6 Schüler gesenkt. Im Schnitt kommen auf jeden Lehrer 14 Schüler.“

 

 

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