Cadu-Wirt sauer: Feiern - ja! Verkaufen - nein?

Die Ludwigstraße soll autofrei und zur Feiermeile werden. Gleichzeitig verbietet die Stadt einem Wirt den To-go-Verkauf. Und nicht nur er ist sauer.
von  Ruth Frömmer
Michael Mühldorfer beim Café an der Uni. Sein To-go-Tresen bleibt vorerst ungenutzt.
Michael Mühldorfer beim Café an der Uni. Sein To-go-Tresen bleibt vorerst ungenutzt. © Daniel von Loeper

München - Nichts ist mehr, wie es vor Corona war im Uni-Viertel. Davon kann vor allem Michael Mühldorfer, seit 1998 Wirt des Café an der Uni (Cadu), ein Lied singen. 

Seine übliche Klientel: klar, Studenten. Aber die sind jetzt weg. Im Moment macht er sein Café morgens gar nicht auf. Mittags und nachmittags sitzen dort ein paar Flanierende. Und abends geht's an den Wochenenden rund. Bis 24 Uhr kann man in seinem Café, wie in allen geöffneten gastronomischen Betrieben, unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln sitzen, essen, trinken.

Um Mitternacht müssen die Gäste gehen

Aber junge Menschen wollen dann natürlich nicht heim. Sie feiern weiter und dafür braucht's Getränke. Bis vor Kurzem hat Mühldorfer bis 3 Uhr morgens Getränke to go an Passanten verkauft. Zwei Mitarbeiter haben sich nur darum gekümmert, die Leute aufzufordern, weiterzugehen.

Das hat ihm das Kreisverwaltungsreferat (KVR) mit Verweis auf die 13. Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung jetzt verboten. In §15, Absatz 3 dieser Verordnung heißt es: "Zulässig sind die Abgabe und Lieferung von mitnahmefähigen Speisen und Getränken (...) Erworbene Speisen und Getränke zum Mitnehmen dürfen nicht am Ort des Erwerbs oder in seiner näheren Umgebung verzehrt werden."

Von einer zeitlichen Beschränkung steht da nichts

Mühldorfer wird sich vorerst an das Verbot halten, hinnehmen möchte er es aber nicht. Mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) an seiner Seite ist er im Austausch mit dem KVR, bis jetzt allerdings erfolglos.

Was Mühldorfer nicht versteht: Zahlreiche andere Betriebe wie McDonald's verkaufen auch nach Mitternacht. Ohnehin bestellen die Feier-Massen ihre Getränke literweise bei Lieferdiensten. Die Flaschen und Scherben räumen er und sein Personal auf. "Am Wochenende sammle ich hier 6.000 Flaschen ein, die ich nicht selbst verkauft habe." Im Cadu gibt's nämlich keine Glasflaschen.

Charles Schumann ist fassungslos über die Zustände

Inzwischen hat er sich an Dieter Reiter persönlich gewandt mit der Frage, ob er nach 0 Uhr Getränke verkaufen darf. Und wenn nicht, ob dann nicht der Gleichheitsgrundsatz zu gelten habe und andere Betriebe das auch nicht mehr dürfen.

Fußläufig zum Cadu, am Odeonsplatz, hat Charles Schumann seine Bar. Auch er ist fassungslos über die Zustände auf der Straße. Eine offizielle Feiermeile kommt für ihn einer Aufgabe der Straße gleich.

Er fragt: "Ist das wirklich eine gute Idee oder nur eine Verzweiflungstat?" Er sieht den Schutz seiner Mitarbeiter und Gäste in Gefahr und fragt, was er tun soll: "Alles verbarrikadieren? Oder sogar mitmachen und kistenweise Alkohol verkaufen, der sonst von Lieferfirmen angekarrt wird? Aufhören? Sagen Sie es mir!" Die Antwort liegt jetzt bei der Stadt.

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