Bus und Tram mit Vorrang
MÜNCHEN Eben erst hat die Ampel an der Ecke Dachauer/Marsstraße auf Grün geschaltet, je Fahrtrichtung sind gerade mal vier Autos durchgeflutscht – schon ist’s wieder Rot. Nach 15 Sekunden ist auch klar, warum: Eine Tram rauscht Richtung Hauptbahnhof durch. Die hat Vorrang – alle anderen müssen warten. Eine Situation, die in München jeden Tag Tausende Male vorkommt.
Dank der „Beschleunigung” von Bus und Tram. 359 der 1114 in München per „Lichtzeichenanlage” gesteuerten Kreuzungen können von Fahrzeugen der MVG beeinflusst werden, so Daniela Schlegel vom Kreisverwaltungsreferat. Und es werden ständig mehr. Das Beschleunigungs-Programm funktioniert technisch ganz simpel: In den Fahrzeugen ist ein Funksender installiert, der einem Empfänger in der Ampel signalisiert: Hoppla, jetzt komm’ ich! Bis Bus oder Tram an der Kreuzung eintreffen, haben sie freie Fahrt, der Individualverkehr wird gestoppt.
Das funktioniert ganz gut, außer bei sehr viel Verkehr. Wenn dann auch noch die MVG-Gefährte leicht zeitversetzt aus beiden Richtungen oder sehr dicht hintereinander anrollen, wird’s eng für Autos. Etwa am Stachus: Wenn hier drei, vier Trambahnen nacheinander durchfahren, müssen die Autofahrer viel Geduld aufbringen. Bei der MVG schwört man auf das Beschleunigungskonzept: „Attraktivität und Wirtschaftlichkeit des Busverkehrs konnten durch Priorisierungsmaßnahmen weiter gesteigert werden.” Beispiel Metrobus-Linien 52, 53 und 54: Ihre Fahrtzeiten konnten um zusammen 38 Minuten verkürzt werden. Die MVG kann fünf Gelenkbusse abziehen und anderweitig einsetzen – ohne Mehrkosten. Das Beschleunigungsprogramm bei der Tram ist – bis auf eine kleine Lücke bei der 19er in Pasing – schon seit 2004 abgeschlossen, es wurde letztes Jahr um die Linie 23 von der Münchner Freiheit zur Parkstadt Schwabing ergänzt. „Die durchschnittliche Geschwindigkeit der Trambahnen stieg dadurch um 22 Prozent”, so die MVG.
Prinzipiell wird bei jeder Ampelanlage, die erneuert werden muss, überprüft, ob sie sich fürs Beschleunigungsprogramm eignet. Das sind pro Jahr immerhin 30 bis 50 Stück. Und bei den Bussen wird auch in diesem und den nächsten Jahren noch munter dynamisiert. Die Linien 58 und 155 sind dabei, zuletzt wurde die Buslinie 100 und ein Teil der 55er-Linie beschleunigt, die Fahrzeuge der Linie 198 können seit kurzem ohne unnötige Ampelstopps von Neuperlach bis zum Klara-Ziegler-Bogen durchfahren.