Bunt und prächtig: Der Trachtenzug zur Wiesn

Prächtige Gespanne, historische Gewänder und strahlender Sonnenschein – bei Traumwetter ist am Sonntag in München einer der größten Trachtenumzüge der Welt zum Oktoberfest gezogen. 8600 Menschen waren beteiligt.
von  Abendzeitung
In historischen Kostümen: Teilnehmer des Trachtenumzugs
In historischen Kostümen: Teilnehmer des Trachtenumzugs © dpa

MÜNCHEN - Prächtige Gespanne, historische Gewänder und strahlender Sonnenschein – bei Traumwetter ist am Sonntag in München einer der größten Trachtenumzüge der Welt zum Oktoberfest gezogen. 8600 Menschen waren beteiligt.

Angeführt vom Münchner Kindl hoch zu Ross bewegte sich der kilometerlange Zug aus rund 8600 Trachtlern, Schützen, Fahnenschwingern und Kapellen zur Festwiese unter der Bavaria, Blasmusik schallte über die Stadt, tausende Schaulustige verfolgten das Spektakel. In festlich geschmückten Ehrenkutschen fuhren Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) mit ihren Ehefrauen mit.

Zum 200-jährigen Bestehen des größten Volksfestes der Welt erinnerte ein bayerisch-sächsisches Brautpaar an die Ursprünge der Wiesn, die aus der Hochzeit von Kronprinz Ludwig und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen im Oktober 1810 entstand. Der 29- jährige Markus Huttner in blauer Uniform mit echten goldenen Epauletten und Christin Berger im weißen Brautkleid nach historischem Vorbild repräsentieren heuer das Wittelsbacher Hochzeitspaar. Es sei wie im Märchen, sagte die 25-jährige Braut. Kennengelernt haben sich der Bayer und seine Sächsin beim Zahnarzt – die Braut ist Zahnarzthelferin.

Dutzende mit Blumen und frischem Grün geschmückte Wagen, darunter Prachtgespanne der Münchner Brauereien und ein Ochsengespann, begleiten die Trachtler aus ganz Deutschland, Österreich, Schweiz, Polen und Italien. Viele hatten die oft in Eigenarbeit hergestellten historischen Gewänder in stundenlangen Prozeduren angelegt. Die eine Tracht verlangt sieben Röcke übereinander, die andere aufwendig gesteckte Tücher als Kopfbedeckung – ohne Hilfe beim Anziehen geht nichts.

Moriskentänzer in bunten Kostümen schlugen Räder und Salti. Gebirgsschützen, Goaßlschnalzer und Jäger mit Hunden und einem ausgestopften Eber waren zu sehen. Dabei waren die Münchner Scheffler, die früher nach der Pest auf den Straßen tanzten, um den Menschen Mut zu machen. Auch „Bräurosl“ Carolin Weidner, ritt mit, die im Bräurosl-Zelt jodelt und an die Brauertochter Rosi erinnert, die allabendlich ihre Mass hoch zu Ross getrunken haben soll.

Haberer mit langen Bärten und dunklen Gesichtern erinnerten an den Brauch des Haberfeldtreibens, bei dem vermummte Bauern und Handwerker den Beschuldigten – Reiche oder Vertreter der Obrigkeit – in Versform ihre Verfehlungen vortrugen. Bauernpräsident Gerd Sonnleitner und Ministerpräsident Seehofer wurden jüngst Ziel des wiedererstandenen Brauchs, Bauern protestierten damit gegen die niedrigen Milchpreise und die nach ihrer Ansicht verfehlte Agrarpolitik.

Erstmals wurde der Trachtenumzug 1835 zu Ehren der Silberhochzeit von König Ludwig I und Therese von Bayern zelebriert, seit 1948 findet er regelmäßig statt. In seinen Ursprüngen sollte er auch der Integration der Volksgruppen im Königreich Bayern dienen.

dpa

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