Bundestagswahl - Direktkandidaten München Ost: Stefinger, Tausend, Bause
München - War nicht so einfach, die drei Kontrahenten im Wahlkampf-Endspurt auf ein gemeinsames Foto zu bringen: Wolfgang Stefinger (CSU), Claudia Tausend (SPD) und Margarete Bause (Grüne), die im Wahlkreis München-Ost um das Direktmandat für den Bundestag kämpfen.
Auf der Wiese gibt’s noch lustige Rangeleien ums Motiv: Frau Tausend (im kurzen Rock da) mag lieber auf einem Stuhl sitzen als auf einer Picknickdecke, CSU-Mann Stefinger lehnt den roten Campingtisch ab, an dem das Trio ebenfalls hätte sitzen können. Rot? Wieso nicht Schwarz! Am Ende hocken sie doch alle fröhlich beim Watten (die Damen sind Kartel-Profis). Im Wahlkampf macht man halt doch jede Gaudi mit, es geht ja um was.
Der Wahlkreis München-Ost ist CSU-Land seit 1976. Rund 236.000 Münchner sind hier wahlberechtigt. 44,7 Prozent der Erststimmen (das beste Ergebnis in München) hat der junge CSU-ler Stefinger bei der letzten Bundestagswahl 2013 geholt – und das als Neuling. SPD-Kontrahentin Tausend schaffte nur 28,7 Prozent, zog dann aber über die SPD-Landesliste trotzdem in den Bundestag ein. Diesmal geht sie also wieder als Außenseiterin ins Rennen. Zumal sie ein zweites Problem hat:
Für die Grünen tritt heuer die prominente Margarete Bause an, lange Jahre Abgeordnete im Landtag und Fraktionschefin dort (2013 hatte für die Grünen Ulrike Goldstein kandidiert und 10,1 Prozent geholt). Tausend und Bause werden sich wohl gegenseitig Stimmen abjagen. Beste Voraussetzung, dass keine gewinnt.
Claudia Tausend kann hoffen, dass sie trotzdem wieder nach Berlin geht: Sie ist die Nummer zwölf auf der Landesliste, damit scheint sie gut abgesichert (bei der Wahl 2013 schafften es 22 bayerische SPD-ler über die Liste in nach Berlin). Kniffliger wird es für Margarete Bause. Sie steht auf Platz neun der Bayern-Grünen. Das kann reichen, wenn die Grünen gut abschneiden. Sicher? Ist es nicht.
Lesen Sie hier, wer im Norden um die Gunst der Wähler wirbt und morgen, wer im Münchner Süden in den Bundestag will.
Claudia Tausend (SPD): "Mein Idol? Franz Beckenbauer. Ich habe meine Katze nach ihm benannt"
Claudia Tausend (53, Diplomgeografin, geboren in Vilsbiburg, heiratet bald) lebt seit 25 Jahren in Milbertshofen und zieht bald nach Moosach. 18 Jahre saß sie für die SPD im Münchner Stadtrat, seit 2014 führt sie die Münchner SPD, seit 2013 sitzt sie im Bundestag, dort ist sie u.a. wohnungspolitische Sprecherin der Bayern-SPD. Ihre Kernthemen sind Mieterschutz ("75 Prozent der Münchner Haushalte sind Mieter"), faire Löhne, sichere Jobverhältnisse, ein weltoffenes Europa.
Wie lange schlafen Sie?
Kommt auf die Stadt an, in der ich bin: Fünf Stunden an Sitzungstagen in Berlin, am Wochenende in München auch zehn.
Was machen Sie morgens als Erstes?
Erst Zähne putzen, dann duschen, dann Kaffee. Das hab ich im Mädchen-Internat in Landshut so gelernt.
Lieber Sport oder "Tatort" auf dem Sofa?
Sofa! Aber ohne Tatort. Tatort langweilt mich. Den letzten habe ich 1977 gesehen. Das war "Reifeprüfung" mit Nastassja Kinski.
Schweinsbraten oder Sojaschnitzel?
Der niederbayerische Schweinsbraten meiner Mama. Mager, abgebräunt, die Soße aus Kartoffelstampf. Heißt bei uns daheim: Kartoffelbradl.
Ihre schönste Reise?
Immer Frankreich. Ich war zehn Mal in Paris, acht Mal in Südfrankreich, sechs Mal in der Bretagne.
Ihr Hobby?
Schafkopfen. Ich kartel mit drei Herren aus meinem Ortsverein. Allerheiligen, Karfreitag und am zweiten Weihnachtsfeiertag.
Was liegt auf Ihrem Nachttisch?
Nachttisch habe ich nicht. Aber demnächst lese ich Christian Udes "Die Alternative oder: Macht endlich Politik!" Auf dem Sofa.
Das Idol Ihrer Jugend?
Franz Beckenbauer. Ich war zehn, als er Weltmeister wurde, und so hingerissen, dass ich meine Katze "Franz Beckenbauer" nannte. Sie war ein Mädchen.
Was tragen Sie immer mit sich herum?
Handy, Tablet, Geldbeutel, Kreditkarte, MVV-Karte, Labello, Eyeliner, Stift, Zigaretten, Feuerzeug, Schlüssel.
Was ist Ihnen peinlich?
Witze auf andere Leute Kosten. Finde ich peinlich und: ärgerlich.
Worüber können Sie lachen?
Über die immer gleichen Witze, sogar täglich neu. Weil ich mir keinen einzigen merken kann. Ihr größtes Laster? Ungeduld.
Was wollten Sie als Kind werden?
Ich war ja ein Arbeiterkind von einem niederbayerischen Einödhof. Da war das Gymnasium weit weg. Ich wollte vor allem eins: Abitur. Und studieren. Damals war mir wurscht, was.
Margarete Bause (Grüne): "Kaffee im Einwegbecher finde ich peinlich. Ich trinke das selber manchmal"
Margarete Bause (58, Sozialwissenschaftlerin, in Niederbayern aufgewachsen, verheiratet, ein Sohn) wohnt seit 30 Jahren in Schwabing. Sie saß lange Jahre für die Grünen im Landtag, war Landes- und Fraktionschefin – und will jetzt in die Bundespolitik. Ihre Hauptthemen: Saubere Luft und Klimaschutz, ein weltoffenes München, Ausbildungschancen für Flüchtlinge.
Wie lange schlafen Sie?
Mein Ziel sind sieben Stunden. Was machen Sie morgens als Erstes? Kaffee trinken, Zeitung lesen, Timeline in meinem Handy checken.
Lieber Sport oder "Tatort" auf dem Sofa?
Krimi schauen auf dem Sofa. Und Krimi lesen im Sessel auf dem Balkon.
Schweinsbraten oder Sojaschnitzel?
Pasta in allen Variationen. Ihre schönste Reise? Mit Mann und Sohn in Apulien, Basilikata und Calabrien.
Ihr Hobby?
Kochen (italienisch), Lesen (Romane), Musik hören (Bach), Reisen (Italien). Ich hab nur für alles zu wenig Zeit. Was liegt auf Ihrem Nachttisch? André Hellers "Das Buch vom Süden".
Das Idol Ihrer Jugend?
Mister Spock aus "Raumschiff Enterprise". Ich mochte seine coole Art, die Dinge analytisch zu betrachten und "faszinierend!" zu sagen. Die Augenbraue hochziehen wie er, das kann ich immer noch!
Was tragen Sie immer mit sich herum?
Mein Smartphone und meine Lesebrille.
Was ist Ihnen peinlich?
"Kaffee to go" aus dem Einwegbecher trinken. Das kommt leider auch bei mir selber manchmal vor.
Worüber können Sie lachen?
Alltagskomik wie die: Beim Haustürwahlkampf öffnet mir ein Mann die Tür, grinst breit und sagt: "Sonst muss ich immer bei Fremden klingeln. Ich bin bei den Zeugen Jehovas."
Ihr größtes Laster?
Gesalzene Pistazien knabbern. Was wollten Sie als Kind werden? Tierärztin. Ich wollte den ganzen Tieren auf unserem Bauernhof am liebsten selber helfen können.
Wolfgang Stefinger (CSU) "Fotos von früher? Schlimm!"
Wolfgang Stefinger (32, Betriebswirt, in München geboren, ledig ohne Kinder) lebt in Waldperlach und versteht sich als "liberal-konservativer Querkopf" in der CSU. Er hat beim Kampf gegen die städtischen Pläne, die alten Marktstandl (Wiener Platz, Viktualienmarkt, Elisabethplatz) abzureißen von sich reden gemacht. Sein Wahlkampfplakat, auf dem er den Münchnern lässig "Schöne Ferien" wünschte, hypte im Internet. Seit 2013 sitzt er im Bundestag. Und stimmt dort auch mal gegen die Parteilinie, für die "Ehe für alle" etwa.
Wie lange schlafen Sie?
Mein Ziel sind sechs Stunden.
Was machen Sie morgens als Erstes?
Kaffeemaschine einschalten, Espresso trinken.
Lieber Sport oder "Tatort" auf dem Sofa?
Sofa ist nichts für mich. Ich gehe joggen im Perlacher Wald. Oder im Fitnessstudio an Geräte.
Schweinsbraten oder Sojaschnitzel?
Ich bin Fleischesser: Schweinsbraten, Kartoffelknödel und Krautsalat.
Ihre schönste Reise bisher:
Schwer zu entscheiden, Alpen oder Gardasee?
Ihr Hobby?
Wandern. Und im Winter Skifahren. Allzu viel Zeit habe ich nur nicht dafür.
Was liegt auf Ihrem Nachttisch?
Mein Handy und die Armbanduhr.
Das Idol Ihrer Jugend?
Meine Omas, die Bäuerin Anna (heute 87) und die Hauswirtschafterin Barbara (96). Ich hatte Respekt vor ihrer Generation, die nach dem Krieg das Land wieder aufgebaut hat.
Was tragen Sie immer mit sich herum?
Mein Mobiltelefon.
Was ist Ihnen peinlich?
Manche meiner Fotos von früher. Schlimm! Worüber können Sie lachen? Über einen guten Spontanwitz. Ich lache oft so laut, dass die Leute schauen und grinsen. Das ist dann auch wieder lustig.
Ihr größtes Laster?
Schokolade mit ganzen Haselnüssen. Ich schaffe eine ganze Schachtel, allein!
Was wollten Sie als Kind werden?
Lehrer. Ich fand ja viele meiner Lehrer auf der Realschule spannend. Und die Fächer Wirtschaft, Erdkunde und Sozialkunde. Ausgerechnet einer von denen hat mir empfohlen, Betriebswirt zu werden.