Bundestagswahl 2017: Direktkandidaten in München - Michael Kuffer und Sebastian Roloff

Vorbilder, heimliche Laster, Kindheitsträume: Für die AZ treffen sich die Kontrahenten Michael Kuffer (CSU) und Sebastian Roloff (SPD) zum Wettgrillen am Flaucher – und verraten auch Privates.
von  Irene Kleber
Kein Bundestagskandidat war zuletzt präsenter in der Stadt als Michael Kuffer.
Kein Bundestagskandidat war zuletzt präsenter in der Stadt als Michael Kuffer. © ho

München - Sagen wir’s so: Im Alltag menschelt es nicht so wirklich zwischen Michael Kuffer und Sebastian Roloff, die im Wahlkreis München-Süd um das Direktmandat für den Bundestag kämpfen.

Der eine (Kuffer, CSU): ein polarisierender Angreifertyp, der mit Sicherheitsthemen und einem selbst erfundenen "Münchner Angst-Atlas" laut polternd auf den Putz haut. Der andere (Roloff, SPD): eher ruhig, ein Gewerkschaftler und "Kümmerer", dem es um (sozialen)Wohnungsbau, günstige Mieten, faire Löhne und soziale Arbeitsbedingungen geht. Das harmoniert nicht.

Für die AZ haben die beiden sich trotzdem zusammen auf ein Foto gesellt – beim Wettgrillen am Flaucher, mit Kuffers persönlichem Gas-Grill, Schweinswürschtln und Mais. Dass sie, jedenfalls farblich, im Partner-Look auftauchten, ist dem Zufall geschuldet. Das gemeinsame Hosenaufkrempeln? Klar, Absicht. Man darf ja Wadl zeigen auch im Wahlkampf, es geht ja ums Gewinnen.

Wobei der Favorit, der CSU-Mann, letztlich schon feststeht: Der Wahlkreis München-Süd (rund 215.000 Wahlberechtigte) ist seit 1976 in schwarzer Hand, mit einer Ausnahme 1998, als der junge Christoph Moosbauer für immerhin vier Jahre das Direktmandat für die Sozialdemokraten holte. Danach nahm CSU-Scharfmacher Peter Gauweiler (einst gern "schwarzer Sheriff" genannt) das Ruder wieder für die Christsozialen in die Hand (2013 mit 43,4 Prozent der Erststimmen; sein damaliger SPD-Kontrahent Christian Vorländer schaffte 28,5).

In Gauweilers Fußstapfen will nun Michael Kuffer steigen, der bislang Münchner Stadtrat ist – einer von der "Abteilung Attacke". Er wird dann nicht mehr SPD-OB Dieter Reiter mit seinen frechen Auftritten nerven, sondern die Bundestagskollegen in Berlin.

Immerhin bei einem drängenden Thema in München sind Kuffer und Roloff einer Meinung: Ein Diesel-Verbot in der Innenstadt wollen aktuell beide nicht. Bei der Tram durch den Englischen Garten scheiden sich die Geister wieder (Roloff will sie, Kuffer nicht), bei einer dritten Startbahn am Flughafen auch: Die will Roloff nicht, Kuffer (falls die Münchner mitmachen) schon. Roloffs Chancen, noch über die SPD-Landesliste nach Berlin zu kommen, sind übrigens nicht gerade rosig. 2013 hatten es über die Zweitstimmen 22 bayerische SPDler geschafft. Er steht: auf Platz 35.


Michael Kuffer

(45, Rechtsanwalt, verheiratet, vier Kinder, in München geboren) wohnt seit fünf Jahren in der Altstadt. Er sitzt seit 2008 für die CSU im Stadtrat, seit 2014 ist er auch Fraktions-Vize. Kein Bundestagskandidat war zuletzt präsenter als er in der Stadt: Er forderte bewaffnete Hilfssheriffs am Hauptbahnhof, mehr Kameraüberwachung, erfand einen "Angstraum-Atlas" – und bot damit viel Stoff fürs Stadtgespräch.

Kein Bundestagskandidat war zuletzt präsenter in der Stadt als Michael Kuffer.
Kein Bundestagskandidat war zuletzt präsenter in der Stadt als Michael Kuffer. © ho

Um "Innere Sicherheit, Terrorabwehr und Extremismusbekämpfung" würde er sich auch als Abgeordneter in Berlin kümmern wollen. Und dort "mehr Geld für Münchner Straßen, den öffentlichen Nahverkehr und andere Projekte" besorgen.

Wie lange schlafen Sie?
Nicht mehr als vier oder fünf Stunden in der Nacht. Vor halb zwei komme ich nicht ins Bett und stehe schon um sechs wieder auf.

Was machen Sie morgens als Erstes?
Espresso trinken, Zähne putzen und sämtliche Münchner Zeitungen als E-Paper lesen.

Lieber Sport oder "Tatort" auf dem Sofa?
Alles zu seiner Zeit. Mit Abstand am schnellsten entspanne ich aber auf dem Wasser – beim Segeln auf dem Starnberger See.

Schweinsbraten oder Sojaschnitzel?
Schweinsbraten für mich – Sojaschnitzel für den, der sowas fragt!

Ihre schönste Reise bisher?
Eine Autorundreise mit der Familie durch Oberbayern im August. Schöner als am Mittelmeer!

Ihr Hobby?
Früher jede Form von Wassersport. Heute nur noch Segeln.

Was liegt bei Ihnen auf dem Nachttisch?
Ein paar "Conny"-Bücher zum Vorlesen für meine Kinder, dazu diverse Nachrichtenmagazine und – weil es gerade so gut passt – auch das Buch "Höllenritt Wahlkampf" von Frank Stauss.

Das Idol Ihrer Jugend?
Karl-Heinz Rummenigge. Ich wollte als Jungspund beim FC Hertha in Obersendling auch so viele Tore schießen wie er.

Was tragen Sie immer mit sich herum?
Aktuell mindestens fünfzehn bis zwanzig Kilo Übergewicht.

Was ist Ihnen peinlich?
Auf Themen angesprochen zu werden, über die ich nicht Bescheid weiß.

Worüber können Sie lachen?
Über alltägliche Situationskomik. Und über die Comedy-Sendung von Günter Grünwald.

Ihr größtes Laster?
Unpünktlichkeit.

Was wollten Sie als Kind werden (und warum)?
Lastwagenfahrer. Als Kind hat man von dort oben einfach die beste Aussicht.


Sebastian Roloff

(34, selbstständiger Rechtsanwalt und Jurist bei der IG Metall, ledig, keine Kinder) ist in Berlin geboren und im Kreis Cham aufgewachsen. Seit sieben Jahren lebt er in Giesing. Sein naheliegender Entspannungsort in der Stadt deshalb: der Flaucher. "Da fühlt man sich sofort wie auf dem Land", sagt er.

Seit sieben Jahren lebt Sebastian Roloff in Giesing.
Seit sieben Jahren lebt Sebastian Roloff in Giesing. © ho

Ihm geht es politisch vor allem um das Reizthema "Miete", soziale Gerechtigkeit und Arbeitsbedingungen. Wenn er es in den Bundestag nach Berlin schafft, will er dort für mehr Fördergelder für Münchner (Sozial-)Wohnungen kämpfen, und für mehr Rechte für Münchner Mieter durch eine verschärfte Mietpreisbremse.

Wie lange schlafen Sie?
Seit ich im Wahlkampfmodus bin, schlafe ich maximal sechs Stunden am Tag. Mehr ist gerade nicht drin.

Was machen Sie morgens als Erstes?
Erst mal Kaffee kochen und warten, bis ich langsam wach werde. Und dabei ARD-Morgenmagazin schauen.

Lieber Sport oder "Tatort" auf dem Sofa?
Gerne beides. Wenn ich entspannen will, mache ich lange Spaziergänge an der Isar oder durch Giesing. Dabei habe ich Kopfhörer im Ohr und höre chillige Musik auf meinem Handy.
Schweinsbraten oder Sojaschnitzel?
Dann eher Sojaschnitzel. Aber am besten schmeckt mir immer noch Pizza. Mit möglichst viel Käse.
Ihre schönste Reise?
Immer wieder Tel Aviv. Ich habe dort in Israel Freunde aus meiner Studienzeit. Mir gefällt die Vielfältigkeit dieser Stadt und die Offenheit der Leute.

Ihr Hobby?
Kino. Ich mag Filme, die mich zum Lachen bringen oder die mich anrühren. Und Fußball interessiert mich auch. Ich gehe leidenschaftlich gerne ins Stadion. Ob zu den Blauen oder den Roten, das verrate ich nicht.

Was liegt auf Ihrem Nachttisch?
Moderne Romane. Krimis. Die Willi-Brandt-Biografie. Und gerade das Buch von Shahak Shapira: „Das wird man wohl noch schreiben dürfen“.

Das Idol Ihrer Jugend?
Leonardo diCaprio. Der ist als Schauspieler schon damals ein wirklich cooler Typ gewesen.

Was tragen Sie immer mit sich herum?
Na, mein Handy natürlich. Wie die meisten Menschen heute.

Was ist Ihnen peinlich?
Dass die Politik leider nicht allen Menschen helfen kann, die in Not sind.

Worüber können Sie lachen?
Wenn ich wieder mal Technik nicht verstehe. Das passiert mir leider öfter.

Ihr größtes Laster?
Kaffee ohne Zucker. Ich trinke fünf bis sechs Tassen am Tag.

Was wollten Sie als Kind werden (und warum)?
Sänger in einer Popband. Musiker, Sänger – das waren in meinen frühen Jugendjahren die ersten großen Vorbilder für mich. Nur mit der eigenen Karriere wurde es nichts. Das scheiterte bei mir dann doch leider am Talent.

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