Bundespolizei schnappt 20 S-Bahn-Vandalen
Sie sollen im Landkreis Dachau Automaten und Züge der S-Bahn beschädigt haben. Jetzt hat die Bundespolizei 20 Verdächtige identifiziert - die meisten stammen aus gutem Hause.
München/Dachau - Die meisten wohnen noch bei ihren Eltern. „Überwiegend gutbürgerliches Umfeld“, sagt Wolfgang Hauner von der Münchner Bundespolizei. Die Jugendlichen, die auf der S-Bahnlinie zwischen Dachau und Altomünster 35.000 Euro Schaden angerichtet haben sollen, sind Kinder aus gutem Hause.
20 von ihnen hat die Bundespolizei in der vergangenen Woche identifiziert – mit Fotos von versteckt installierten Überwachungskameras. Rund 50 Bundespolizisten hatten in Dachau, Dachau-Stadt, Schwabhausen, Niederroth, Markt Indersdorf, Arnbach, Erdweg, Kleinberghofen und Altomünster sowie in Schulen, Gemeinden und Jugendzentren nach ihnen gesucht (AZ berichtete).
Am Dienstag schlugen die Ermittler zu. Sie statteten 18<TH>der mutmaßlichen S-Bahn-Vandalen einen persönlichen Besuch ab. Heißt: Sie klingelten bei ihnen in voller Uniform an der Haustür. Der Jüngste ist 16 Jahre alt, der Älteste 50, der Rest zwischen 18 und 22. Zwei sind Mädchen. Alle leben im Kreis Dachau.
Um 6 Uhr morgens ging es los: Da klingelten die Beamten am Haus eines 18-Jährigen. Er hatte eine seiner Taten mit dem Handy gefilmt – genau das wollten sich die Ermittler holen. Den Durchsuchungsbefehl hatten sie gleich mitgebracht.
„Die Mutter war sichtlich erschrocken“, sagt Hauner. Sie und ihr Mann hätten sich nicht vorstellen können, dass ihr Sohn so etwas getan haben könnte. Als der junge Mann den Beamten aber ein altes Handy übergab, „wurden die Eltern auch misstrauisch“, sagt Hauner. Als die Beamten auch noch ein Klassenfoto entdeckten, auf dem er den gleichen Pulli trug, brachte ihn der Vater zur Räson – und später auf die Wache, wo der 18-Jährige alles gestand. „Er hat dort auch noch andere Sachbeschädigungen zugegeben“, sagt Hauner. Eine zweite Hausdurchsuchung fand bei einem 24-Jährigen statt. Den suchte die Dachauer Polizei sowieso wegen Drogendelikten – und begleitete die Bundespolizisten.
Viele Jugendliche nahmen die Bundespolizisten gleich mit auf die Wache. Dort habe man ihnen Fingerabdrücke abgenommen, sagt Hauner. Jetzt fehlten nur noch zwei Verdächtige. „Wir wissen, wer sie sind, ihr genauer Aufenthaltsort ist aber noch unklar.“
Die meisten kennen sich aus Jugendzentren oder einer Schule in Markt Indersdorf, sagt Hauner. Warum sie monatelang Automaten, S-Bahn-Sitze, Fahrtanzeigen und Zugfenster zerstörten, könnten viele „selbst nicht genau sagen“. Bei vielen handle es sich wohl um Zerstörungswut, sagt Hauner, andere hätten es aus Langeweile oder als Mutprobe getan. „Manche haben sich einfach gefreut, dass andere keine Fahrkarten kaufen konnten.“
Den meisten drohen milde Strafen – und gleichzeitig horrende Schadenersatzforderungen der Bahn. „In Einzelfällen“, sagt Hauner, „geht es um knapp 10.000 Euro.“