Buhrufe für den neuen Bischof
Erster Tag, erstes Fettnäpfchen. Bei seiner Ankunft hat sich Münchens neuer Oberhirte Reinhard Marx gleich mal einen Fauxpas erlaubt. „Bayern ist nicht das gelobte Land“, sagte der 54-Jährige. Wie er auf diesen absurden Gedanken gekommen ist. . .
MÜNCHEN Jetzt ist er da! Der künftige Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, ist am Mittwoch von mehreren hundert Menschen in der Erzdiözese empfangen worden – mit Blasmusik, Böllerschützen und auch Buhrufen.
Bei seiner Ankunft an der Benediktinerabtei zum Heiligen Kreuz in Scheyern an der nördlichen Bistumsgrenze wurde der 54-Jährige am Vormittag von Gläubigen mit Blasmusik und Fähnchen in den Vatikan-Farben gelb-weiß begrüßt. Auf dem Weg zur Klosterpforte segnete der Bischof Kindergartenkinder, schüttelte Hände von Schulkindern und Gläubigen.
Schritt für Schritt nach München
Marx zeigte sich erfreut über die „freundliche Begrüßung“, die es ihm leichter mache, sich München „Schritt für Schritt zu nähern.“ Der Abschied von seinem bisherigen Bistum Trier sei ihm nicht leichtgefallen. Es sei aber „tröstlich“, dass bei seiner Abschiedsfeier „viele Menschen traurig waren“. Er komme dennoch nicht aus der Heimat in die Fremde: „Heimat sind die Menschen.“
Von denen hat Marx bei seiner Ankunft in der Erzdiözese neben Jubel auch erste Buhrufe geerntet. In seinem ersten Gruß an die Gläubigen im Hof der Benediktinerabtei zum Heiligen Kreuz in Scheyern rüttelte der 54-Jährige am Mittwoch am bayerischen Selbstverständnis: „Wenn in Paderborn und Trier Umzugswagen vor der Tür standen, sah das aus wie der Auszug aus Ägypten“, schilderte Marx den Weggang von seinen bisherigen Wirkungsstätten. Und fügte dann hinzu: „ Aber Trier und Paderborn sind nicht Ägypten, und Bayern ist nicht das gelobte Land.“
Das war für einige Zuhörer zu viel Kritik – sie reagierten mit lauten Unmutbekundungen, buhten und pfiffen.
"Die Sprache klingt für manchen merkwürdig"
Als „Fremde“ will der Westfale Marx Bayern für sich aber nicht verstanden wissen. „Wir sind uns nicht fremd, wenn auch die Sprache für manchen merkwürdig klingt“, rief er den Menschen zu.
Einen gemeinsamen Nenner machte der Bischof schnell aus. Mit Blick auf das Gastgeschenk der Scheyerner Benediktiner – einen Korb mit Klostererzeugnissen – sagte Marx: „Wurst gibt’s bei uns auch, Bier auch.“
Erschrocken über die Böllerschüsse
Böllerschützen sind Marx allerdings fremd: Als er in Feldmoching vor der Pfarrkirche St. Peter und Paul von Schützen mit Salutschüssen empfangen wurde, fasste er sich erschrocken ans Herz. Kurz vor 16 Uhr traf er am Marienplatz ein, wo ihn Kardinal Wetter und OB Ude begrüßten.
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