Bürokratie-Wahnsinn bei der Kfz-Behörde
MÜNCHEN - Seit 2007 gibt es in der EU einheitliche Führerscheine, die jeder Polizist des jeweils anderen Landes problemlos lesen kann. Nur die Führerscheinbehörde kann es offenbar nicht - sie braucht Übersetzer dazu.
Es klingt wie ein Schildbürgerstreich – ist aber bayerische Bürokratie-Wahrheit. Seit 2007 sind EU-weit einheitliche Führerscheine vorgeschrieben. Jeder Polizist in Europa kann sie lesen – die Münchner Führerscheinbehörde offenbar nicht!
Denn wer den Lappen in einem EU-Land bestanden hat und ihn in München auf einen deutschen Führerschein umschreiben will, braucht einen offiziellen Übersetzer. Nur wozu? Auf dem Dokument stehen statt Felder-Bezeichnungen wie „Name“ oder „Geburtsdatum“ ein der ganzen EU einheitliche Ziffern. „Offensichtlich sind die Führerscheine so einfach gestaltet, dass sie jeder Polizist auch im entlegensten Winkel der EU ohne besondere Sprachkenntnisse der anderen Staaten überprüfen kann“, stellt FDP-Verkehrsexperte Jörg Hoffmann fest.
"Völlig sinnlos und überflüssig!"
Den Mitarbeitern der Münchner Führerscheinbehörde traut man das offenbar nicht zu: Sie haben die strikte Anweisung, die Übersetzung eines öffentlich bestellten und vereidigten Übersetzers zu verlangen. „Diese so genannte Übersetzung ist völlig sinnlos und überflüssig“, kritisiert der Politiker. Er fordert: „Verzichtet auf die Übersetzer – im Sinne des Bürokratieabbaus!“ Die FDP-Stadtratsfraktion hat dazu gestern eine Anfrage an den Stadtrat gerichtet.
Das Kreisverwaltungsreferat weiß aber um den Sinn der Regelung: „Nicht jeder Autofahrer aus der EU hat schon den neuen Kartenführerschein. Viele kommen mit alten Papierführerscheinen zur Umschreibung – da ist ein Übersetzer nötig“, so Sprecherin Daniela Schlegel. Allerdings räumt sie ein: Die Regelung gilt für alle Umschreibungen – selbst bei modernen EU-Führerscheinen muss man rund 35 Euro für die Übersetzung zahlen.
K. Serdarov