Bürgermeister Schmid: "Wir werden weiter unsere Feste feiern"

Münchens Zweiter Bürgermeister Josef Schmid (CSU) ist für den Christkindlmarkt verantwortlich. In der AZ spricht er über die Sicherheitslage.
von  Interview: Felix Müller
Bürgermeister Josef Schmid ist gegen eine Schließung der Münchner Weihnachtsmärkte.
Bürgermeister Josef Schmid ist gegen eine Schließung der Münchner Weihnachtsmärkte. © dpa

Es sei „im Grunde ein Christkindlmarkt“ wie jedes Jahr, meldete die Landeshauptstadt zur Halbzeitbilanz vor einigen Tagen. Seit Montagabend ist es kein Christkindlmarkt mehr wie jedes Jahr. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden deutlich erhöht. Der zuständige Bürgermeister Josef Schmid erklärt im Interview, was jetzt sinnvoll ist – und, warum er den Markt trotz allem auf keinen Fall zu einer Festung machen will.

AZ: Herr Schmid, wie erleben Sie heute die Stimmung auf dem Christkindlmarkt?
JOSEF SCHMID: Ich kann aus meinem Büro auf den Marienplatz blicken und sehe dort heute ein ganz reges Treiben. Wir haben jetzt mehr Polizei da, das ist die richtige und angemessene Reaktion. Die Einsatzkräfte sind etwas stärker außen als innen im Einsatz jetzt und haben die Zufahrtswege verstärkt im Auge. Die Leute merken, dass wir alles tun, um die größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten.

Können Sie nachvollziehen, wenn Menschen dem Christkindlmarkt jetzt aus Vorsicht fernbleiben?
Ich verstehe natürlich, dass Menschen verängstigt sind nach der schrecklichen und menschenverachtenden Tat von Berlin. Aber wir tun alles für die größtmögliche Sicherheit. Es wäre übrigens auch die falsche Reaktion gegenüber den Terroristen. Wir werden weiter unsere Feste feiern –und zu Weihnachten gehört, dass wir auf Christkindlmärkte gehen. Deshalb bin ich auch froh, dass die Innenminister sich dagegen entschieden haben, die Weihnachtsmärkte abzusagen.

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Stand das konkret in München zur Debatte: den Christkindlmarkt am Marienplatz jetzt abzubrechen?
Nein. Es ging in unseren Gesprächen von Anfang an darum, die Sicherheit noch einmal zu erhöhen. Wir überarbeiten die Sicherheitskonzepte ja ohnehin jedes Jahr, haben Ordnungsdienst, Kameras, Polizei auf dem Markt - und die Möglichkeit, Durchsagen zu machen. Natürlich diskutiert man auch Maßnahmen, die dann wieder verworfen werden.

Warum wird nicht noch mehr getan?
Wir wollen weiter frei zugängliche Märkte, keine Hochsicherheitsburgen. Das war unser Bestreben im Vorfeld – und es ist es auch jetzt, nach der schrecklichen Tat von Berlin.

Die Rathaus-CSU hat gefordert, es müssten jetzt alle denkbaren Maßnahmen überprüft werden, um die Sicherheit zu erhöhen. Worum geht es noch zusätzlich?
Diese Forderung ist absolut richtig. Wir haben jetzt sofort die Zahl der Sicherheitskräfte erhöht, haben die Zugänge stärker im Auge. Natürlich muss auch über sicherheitspolitische Konsequenzen gesprochen werden, aber nicht heute, am Tag der Trauer. Wir sollten erstmal die Aufklärung der Berliner Tat abwarten.

Ein Anschlag mit einem Lkw ist kein neues Szenario. Auf der Wiesn wurde vorgebeugt, in Nizza hat es etwas Ähnliches gegeben, in Nürnberg wurde der Christkindlmarkt davor geschützt. Ist man am Marienplatz ausreichend auf so etwas vorbereitet?
Der Marienplatz ist nicht vergleichbar mit der Theresienwiese. Er ist das Herz der Stadt, liegt in der Fußgängerzone. Wir wollen hier keinen abgeschotteten Christkindlmarkt, das wäre nicht mehr unser Christkindlmarkt.

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