Bürgermeister? Josef Schmid steht bereit

„Unser Kurs stimmt“, findet der Verlierer der OB-Wahl in München: Josef Schmid würde mit seiner CSU ein Bündnis mit der SPD eingehen und auch Dieter Reiters Stellvertreter abgeben
München - Müde wirkte er schon nach der langen (und verlorenen) Wahlnacht. Aber Josef Schmid kam am Montag dann doch voller Tatendrang und kampfeslustig in die Vorstandssitzung der Münchner CSU – und anschließend vor die Presse. Schmid will weitermachen und ist auch bereit, in einem Bündnis mit der SPD „lösungsorientiert“ mitzuarbeiten.
„Unser Kurs stimmt, wir haben alles richtig gemacht“, klopfte er sich selber auf die Schulter. Schmid ist bereit, wieder den Fraktionsvorsitz im Rathaus zu übernehmen. Er wäre bereit, ein schwarz-rotes Bündnis einzugehen, er ist bereit Bürgermeister zu werden, – und er schließt jetzt neuerdings auch nicht mehr aus, in sechs Jahren zum dritten Mal als OB zu kandidieren: „Ich mache das mit großer Lust nach der Bestätigung von heute im Vorstand.“
Josef Schmid hat das absolute Vertrauen der Partei in München und freie Hand. Schließlich hat er eine Wahl gewonnen: Am 16. März wurde seine CSU zur stärksten Stadtrats-Fraktion gewählt. Ist er bereit für Schwarz-Rot?
Schmids Antwort: „Ja, selbstverständlich, grundsätzlich absolut.“ In der Vorstandssitzung wurde Josef Schmid mit Lob überschüttet, niemand übte Kritik an ihm. Anschließend wurde er einstimmig aufgefordert, sich wieder als Fraktionsvorsitzender wählen zu lassen. Er hat auch freie Hand bekommen, um in den nächsten Tagen und Wochen die Gespräche im Rathaus zu führen.
Ist er auch bereit, mit der SPD ein Bündnis einzugehen? Im Prinzip schon – allerdings will er keinen Koalitionsvertrag unterschreiben, in dem es um Posten und Schachern geht. Schmid: „Über Personalfragen reden wir, nachdem inhaltliche Lösungen gefunden worden sind.“
„Der Ball für Gespräche liegt im Spielfeld von Dieter Reiter“, sagt er, „er ist derjenige der auf die anderen zugehen muss.“ Die CSU sei angetreten, „um über Sachfragen und Lösungen zu reden und größtmöglich umzusetzen“. Es liege im Interesse der Stadt, wenn die CSU dabei eine tragende Rolle spiele. Aber zuerst müsse der künftige OB die Kontaktfäden ziehen. Dieter Reiter hat bei ihm freilich noch nicht angerufen.
Gleichzeitig malt Josef Schmid ein Schreckensszenario, wenn der neue OB Reiter mit den Kleinen regieren wolle: „Mit nur einer Stimme Mehrheit zu regieren, das wird ein extrem instabiles Bündnis sein.“ CSU-Bezirkschef Ludwig Spaenle meint sogar über ein rot-rot-grün-rosa Bündnis: „Ein Linksruck auf wackligen Füßen ist der falscheste Weg.“
Er könne die Kleinen nur warnen, sich „nicht zum Wurmfortsatz einer abgewählten Koalition zu machen“.
Schmid geht keineswegs gebeugt aus der verlorenen OB-Wahl hervor. Seine Einschätzung: „Wir haben alles richtig gemacht. Der Kurs stimmt, die Stimmenzuwächse stimmen. Diesen Weg werde ich weitergehen, weil wir München gut tun mit unserer Politik. Jeden Tag, den wir gehen, werden das mehr Menschen begreifen.“
Und noch ein bisschen Eigenlob: Die Münchner CSU habe mit ihm den „modernsten, pfiffigsten, ideenreichsten und spannendsten Wahlkampf geführt“. Um die nächste Wahl zu gewinnen, will Josef Schmid jene Grünen erreichen, die am Sonntag zu Hause geblieben sind und nicht Reiter gewählt haben wie der Rest der Partei.
Aber von Schwarz-Grün sind die Münchner Grünen weit entfernt.