Bürger sollen noch öfter die Notruf-Nummer 110 wählen

110 - vor diesen drei Zahlen hat  jeder Resparkt. Viele Bürger sind  unsicher, wissen nicht, wann sie die Notrufnummer  wählen dürfen. Diese Scheu will die Polizei den Bürgern mit einer neuen Kampagne nehmen.
von  Ralph Hub
Polizei im Einsatz (Symbolfoto)
Polizei im Einsatz (Symbolfoto) © dpa

110 - vor diesen drei Zahlen hat  jeder Resparkt. Viele Bürger sind  unsicher, wissen nicht, wann sie die Notrufnummer   wählen dürfen. Diese Scheu will die Polizei den Bürgern mit einer neuen Kampagne nehmen.

München -  Über eine halbe Million Notrufe gibt es jedes Jahr in München, im Schnitt einer pro Minute. Und trotzdem appelliert das Polizeipräsidium an die Münchner, noch viel öfter die 110 zu wählen. Mehr als 523 000 Mal ist im letzten Jahr die Notrufnummer gewählt worden. Rein statistisch ruft jeder dritte Münchner einmal im Jahr die 110.

Die Spanne reicht von harmlosen Unfällen bis zu echten Tragödien. So wie jetzt eine Mutter, die weinend anrief und den Beamten in der Einsatzzentrale berichtete, ihr Baby sei tot, gestorben am plötzlichen Kindstod. „Das sind Momente, da stockt auch erfahrenen Beamten der Atem“, sagt Ralf Molocher, Chef in der EZ.

Oft können die Beamten aber auch Leben retten. So wie jene Polizistin, die im März 2009 den Anruf einer jungen Mutter aus Kirchheim bekam. Die Frau war mit Kinderwagen und Hund spazieren und beobachtete einen Banküberfall. „Was soll ich tun?“, fragte sie. „Bringen sie sich und ihr Kind in Sicherheit, konnte die Polizistin noch antworten, dann brach das Chaos aus. Die Räuber schossen um sich: 27 Kugeln, eine verletzte einen Polizisten am Bein.

Anrufen sollte jeder Bürger, der etwas Verdächtiges beobachtet. „Je schneller wir informiert werden“, sagt Polizeivizepräsident Robert Kopp, „um so schneller können wir vor Ort sein.“ selbst Gehörlose können anrufen. Das Signal wird umgewandelt, als Antwort kommt eine SMS zurück. Vor allem bei der ständig zunehmenden Zahl von Einbrüchen macht sich das positiv bemerkbar. Fälle werden vereitelt, Täter schneller gefasst. Doch es könnten mehr Bürger anrufen. Deshalb startet die Polizei die Kampagne: 110 wählen.

Vor allem bei Unfällen verlässt sich all zu oft ein Zeuge auf den anderen, statt selbst zum Handy zu greifen. Wichtig sind drei Dinge: Was ist passiert? Wo ist es passiert? Und wer ruft an. Möglichst viele Infos in möglichst kurzer Zeit, das ist entscheidend. Wenn sich später herausstellt, es war falscher Alarm, ist das auch kein Problem. Man bekommt keine Rechnung geschickt, wenn sich der vermeintliche Notfall als Missverständnis entpuppt.

Die kuriosesten Anrufe bei 110

Eisgekühlter Fernfahrer Donnerstagfrüh um 5 Uhr klingelt es in der EZ. Es ist ein Fernfahrer, der sich in Unterföhring versehentlich selbst im Kühlauflieger eingeschlossen hat.

Heißes Liebesspiel Bei einem Spaziergang hörte ein Münchner eine Frau immer wieder gequält schreien. Er ruft die Polizei. Die Beamten checken die Lage und stellen fest, die vermeintliche Vergewaltigung ist ein heißes Schäferstündchen eines Paares.

Fiffi nicht zu bremsen „Was mach ich nur. Mein Hund hat Sex mit einer Hündin“, fragte ein Münchner unlängst: „Lassen sie der Natur ihren Lauf. In ein paar Minuten ist alles vorbei“, so die Antwort der EZ.

Die Frage des Tages Jeden Morgen meldete sich eine Münchner Seniorin und erkundigte sich nach Tag und Uhrzeit. Sobald das geklärt war, seufzte sie glücklich: „Wunderbar, dann weiß ich, dass ich noch am Leben bin.“

Rache am Türsteher „Du kommst hier nicht rein.“ Mancher, der diesen Satz abends vor der Disco zu hören bekommt, sinnt auf Rache und gibt anonym eine Bombendrohung durch. Doch die Polizei hat Mittel und Wege, um die Anrufer zu enttarnen.

Auto abgeschleppt Eine Frau hatte ihren Wagen falsch geparkt. Er wurde abgeschleppt. Weil sie sich nicht in der Stadt auskannte und ihr die Gegend unheimlich war, rief sie die 110. Der Beamte blieb brav 30 Minuten in der Leitung, bis die Frau am Ziel war.

Tiger im Park Einen ziemlich schlechten Scherz erlaubten sich drei Jugendliche im Sommer 2012 in Augsburg. Sie behaupteten, eine Raubkatze laufe im Park frei herum. Im nahe gelegenen Zoo gab es Alarm, schwer bewaffneten Polizisten schwärmten aus, um den vermeintlichen Tiger zu erlegen. der Schwindel flog auf, die Burschen kamen in Arrest.

 

 

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