Bürger grüßen die Gremien

MÜNCHEN - Die neue Diskussion um die Zukunft des Olympiaparks hat einen vorläufigen Höhepunkt erreicht: Im völlig überfüllten Saal des Stadtmuseums trafen zur Diskussion (recht aufgebrachte) Bürger, Kritiker sowie Parkverwalter und -gestalter aufeinander.
Alle finden den Park toll, einzigartig und schützenswert. Doch die Meinungen darüber, was man tun darf oder muss, damit das „Stück architektonische Weltgeschichte“ nicht vor die Hunde geht, sind schon wieder fast so unversöhnlich wie vor zehn Jahren, als die große Stadionfrage München fast zur Verzweiflung brachte. So ist die Lage: Der Olympiapark muss mehr Geld als früher erwirtschaften, weil ihm seit drei Jahren der Profifußball als Einnahmequelle fehlt. Deshalb soll dort so manches um-, an- oder neu gebaut werden. Stadtbaurätin Elisabeth Merk stellte gleich zu Beginn der von Emotionen geprägten Debatte fest, dass man ein neues Gesamtkonzept für den Park brauche, auch wenn der Stadtrat einen solchen Grundsatzbeschluss mit „ausbalancierten Abwägungen zwischen Kommerz, Sport und Grün“ bereits Ende 2005 verabschiedet habe.
Wilfrid Spronk, Chef der Park-GmbH, wagte die argumentative Pirouette, dass es für den Bereich zwischen Olympiaturm und Lerchenauerstraße „Vorüberlegungen“ für neue Bauwerke gebe – die es aber eigentlich doch nicht gebe, weil es ja nur „Vorüberlegungen“ seien. Wenn etwas spruchreif werden sollte, würden „unsere Gremien“ schon noch rechtzeitig informiert. Dann zog er zusammen mit Olympia-Architekt Fritz Auer den Schleier des Satzes „Man wird doch noch mal nachdenken dürfen“ über alles und hoffte auf Milde.
Doch Landschaftsarchitekt Christoph Valentin und Kunsthistoriker Norbert Huse hackten munter weiter auf dem „Vermarktungswahn“ der Olympiapark GmbH herum, beklagten die Abkehr von den genialen Konzepten der Planer von 1972 und geißelten die „hingefläzte“ BMW-Welt, die längst begonnen habe, alle Maßstäbe dort zu verändern. Vor allem sei es „unwürdig“ (Huse), dass „die Vorüberlegungen“ für neue Hallen, Center, Kliniken bislang durch Indiskretionen ans Licht der Öffentlichkeit kamen.
„Druck von der GmbH nehmen“
Wolfgang Czisch vom Münchner Forum schließlich machte einen Vorschlag zur Güte: Der Stadtrat solle „Druck von der GmbH nehmen“, indem er die finanziellen Vorgaben neu justiere. Kopfnicken der offiziellen Runde, während das Publikum nicht von seinem grundsätzlichen Misstrauen gegenüber den Parkverwaltern lassen wollte. Auf die Frage, ob noch jemand eine Anmerkung für Spronk habe, hieß es von dort: „Er soll doch bitte seine Gremien schön von uns Bürgern grüßen.“
Michael Grill