Noch vor Ostern soll mit dem Vorarbeiten am Marienhof begonnen werden. Land und Bahn unterzeichnen Vertrag
München Wer hätte das gedacht: Noch in diesem Monat rollen am Marienhof die Bagger an. Dann wird mit den Vorbereitungen für den Bau der zweiten Stammstrecke begonnen. Am Freitag haben Verkehrsminister Martin Zeil (FDP) und Bahnvorstand Volker Kefer die Bau- und Finanzierungsvereinbarung unterschrieben.
Zeil: „So weit waren wir noch nie.“ Am Mittwoch kommt deswegen der Stadtrat zu einer Sondersitzung zusammen. Der hat zwar bei der Röhre nichts zu entscheiden (das macht allein der Freistaat), aber er muss den Arbeiten auf dem Marienhof zustimmen. Kommt die zweite Stammstrecke wirklich? Nach dem ehrgeizigen Plan soll sie bis November 2017 fertig sein.
Aber nur, wenn München am 6. Juli den Zuschlag für die Olympischen Winterspiele 2018 bekommt. Dann wird mit dem Bund ein „Olympia-Sonderbudget“ vereinbart. Die Spiele als Tunnel-Turbo. Denn ohne sie dauert es länger, wie OB Christian Ude erfuhr: Der Zeitplan rücke dann „deutlich nach hinten“.
DIE KOSTEN
Zwei Milliarden Euro soll die Röhre kosten.
Darin stecken 500 Millionen Euro Risiko-Reserve, wie Bahnvorstand Kefer sagt. Es zahlen: Die Bahn 30 Millionen, 60 Prozent der Bund, den Rest das Land. Zahlt der Bund wirklich? Ude: „Das Projekt wird vom Bund intensiv vorangetrieben. Es gibt ein Finanzierungskonzept, das erfreulich ist.“
DIE KLAGEN Bisher drehen sich die Klagen von Anwohnern am
Marienplatz und aus Haidhausen um Lärmschutz, Baustellen, Erschütterung und Schmutz. Bislang wurden die Klagen größtenteils abgewiesen.
DIE PROTESTE Vor allem in Haidhausen rumort es. Deshalb geht die Bahn in die Öffentlichkeit. Gesucht wird ein „Gesicht der Stammstrecke“ – eine Person, die das Projekt positiv vermittelt. Außerdem wird es ein Bürgerbüro und Info-Veranstaltungen geben. Neu ist eine Internetplattform: www.2.s-bahn-stammstrecke-muenchen.de
DIE LOGISTIK Aus dem Tunnel fallen 1,9 Millionen Kubikmeter Erdaushub und Tunnelausbruch und etwa 50000 Kubikmeter Bauschutt an. In den Tunnel kommen rund 73000 Kubikmeter Schotter, 52000 Meter Schienen und 40000 Schwellen. Dazu tausende Tonnen Beton und Stahlbewehrung. Möglichst viel soll über die Schiene transportiert werden. Der größte Teil wird über die Tunnelportale Donnersbergerbrücke und südlich des Bahnhofs Leuchtenbergring abgewickelt. Dort wird auch Baumaterial gelagert. Weitere Baustellen mit größerem Lkw-Verkehr: Bahnhof Laim, die offenen Baugruben Hauptbahnhof, Marienhof, Ostbahnhof und Maximiliananlagen.
DIE BAHNHÖFE Es wird nur drei Bahnhöfe geben: Hauptbahnhof, Marienhof, Ostbahnhof: Weil sie U-Bahnlinien kreuzen, liegen sie in 40 Metern Tiefe. Der Tunnel wird so bemessen, das dort auch Regionalzüge durchfahren können. Mit der zweiten Stammstrecke werden auch Express-S-Bahnen möglich und kürzere Taktzeiten.
DIE ZAHLEN Die Strecke wird zehn Kilometer lang, der Tunnel sieben Kilometer. Heute passieren 950 Züge am Tag die Röhre. Mehr geht nicht. Mit dem 2. Tunnel werden es 1200 Züge. 800000 Fahrgäste nutzten pro Tag die S-Bahn.
DER MARIENHOF 38 Bäume werden ausgepflanzt. Bahn und Freistaat müssen nachher die Wiederherstellung bezahlen.
DER ZEITPLAN Im April ist Start am Marienhof. Dann wird das Gelände freigemacht, und Archäologen graben nach Altertümern. Im zweiten Halbjahr wird mit den Vorbereitungen für den 1. Bauabschnitt (Donnersbergerbrücke) und den 3. Abschnitt (Ostbahnhof) begonnen. Der Hauptbau startet im März 2012. Im November 2017 soll die Röhre fertig sein. Damit wären die Winterspiele nicht beeinträchtigt.