Buchhalter greift bei München Ticket in den Tresor
München - „Ich schäme mich unendlich.“ Man nimmt Peter S. (49, Name geändert) seine Reue ab. In einem Entschuldigungsschreiben hat er seine ehemaligen Kollegen bei München Ticket GmbH um Verzeihung gebeten. Er hatte jahrelang ihr Vertrauen missbraucht und sich immer wieder im Tresor des Ticketanbieters bedient. Fast 200.000 Euro veruntreute der Buchhalter zwischen 2009 und 2012.
Grund für die 29 Fälle der Untreue, die ihm die Staatsanwaltschaft vorwirft - und die er über seinen Anwalt Sascha Petzold auch voll umfänglich einräumte - war seine Spielsucht. „Nur beim Spielen habe ich mich wohlgefühlt.“ Doch die Sucht zerstört sein Leben, auch wenn er sich das zunächst lange nicht eingestehen will.
Warum er ausgerechnet 2009, nach zehn Jahren Mitarbeit in dem Betrieb, begonnen habe, in den Tresor zu greifen, will der Prozess-Gutachter wissen. „Zu der Zeit hat mich meine Freundin verlassen und man hat mir gesagt, dass ich nicht wie meine Kollegen eine Prämie bekommen werde.“ Was das in ihm ausgelöst habe? „Wut“, sagt Peter S. vor Gericht. Er fühlte seine Arbeit nicht anerkannt, die einzige Quelle seines Selbstwertgefühls. Damals habe er auch mit seinem Vorgesetzten gesprochen. Ohne Erfolg. Man erklärte ihm nur, dass er nicht genug Überstunden für eine Prämie angesammelt habe.
Dass die Bargeldverluste lange nicht auffielen, lag an einem Trick. Peter S. war in diesen Jahren dafür zuständig, die Bargeldeinnahmen der Vorverkaufstellen zu verwalten. Und diese in der EDV zu erfassen. Das tat aber nicht mit jeder Einnahme. Manche Belege gab er nicht in das Buchhaltungssystem ein und holte sich den entsprechenden Betrag aus dem Tresor.
Erst eine Sonderprüfung brachte den Betrug zum Vorschein. Das war Anfang des Jahrs 2013. Im Februar 2013 erreichte Peter S. eine SMS einer Vorgesetzten: „Wenn du uns was zu sagen hast, dann tue es jetzt.“ Das tat der 49-Jährige.
Es war wohl auch eine Befreiung von der Angst, erwischt zu werden. Er habe davor bereits einmal versucht, sich die Pulsadern aufzuschneiden. Sei aber immer nach außen darauf bedacht gewesen, dass niemand merkt, wie schlecht es ihm in Wirklichkeit geht: „Ich habe immer funktioniert und mein Kellnergesicht aufgesetzt.“
Das Gericht schickt den reuigen Betrüger am Ende für zwei Jahre und sechs Monate ins Gefängnis.
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