Welttag des Buches: Münchens Buchhändlerinnen verraten ihre Favoriten
München – Ein Tag, um Menschen für das Lesen zu begeistern, das ist der Welttag des Buches. Vor 30 Jahren hat die UNESCO Weltkulturorganisation den 23. April zum "Welttag des Buches" erklärt. Ob mit oder ohne "Welttag" – gute Gründe zu lesen, gibt es immer. Drei Münchner Buchhändlerinnen geben Empfehlungen für den Frühling:
Mechthild Heinen (63) von der Buchhandlung Lehmkuhl in Schwabing empfiehlt einen Titel, der für fast alle Altersgruppen funktioniert und auch für Mann und Frau: "Im Tal der Bärin" von Clara Arnaud. Im Buch geht es um Alma, eine Bärenforscherin in den Pyrenäen, die durch ihre Arbeit schließlich in Konflikt mit den Dorfbewohnern gerät.

Ein weiterer Strang verfolgt den Entschluss eines Mannes, seine Arbeit zu kündigen und stattdessen den Sommer über hoch oben in den Bergen eine Schafherde zu hüten. Er muss die Tiere nicht nur vor Unwettern und steilen Abhängen schützen, sondern auch vor besagten Bären. "Dabei gerät immer wieder das besondere Verhältnis zwischen Mensch und Tier, Mensch und Natur in den Fokus", sagt Heinen.
Beliebt bei ihren Leserinnen und Lesern, erzählt Mechthild Heinen, sei das neue Buch von Christian Kracht "Air", außerdem schon länger und nach wie vor "Die Rückseite des Lebens" von Yasmina Reza. Und der Roman der afroamerikanischen Schriftstellerin Chimamanda Adichie "Dream Count".
Sogar in einer Pfütze kann man Natur beobachten
Die Grafikerin Jana Meier-Roberts (48) hilft mehrmals in der Woche in der Kinderbuchhandlung Kuckuck im Lehel mit. Die Buchhandlung wird vom "Verein für KinderBuchKultur” geführt. Das sind Jana Meier-Roberts Tipps:
Für junge Leserinnen und Leser empfiehlt sie: "Schau genau hin!" von Giselle Clarkson. Das knallig-grüne Buch vom Moritz Verlag trägt den Untertitel "Das außergewöhnliche Handbuch der Beobachtologie”.
Gemeint sind faszinierende Alltagsentdeckungen in der Natur in der unmittelbaren Umgebung von Kindern. "Das Gute ist, dazu braucht man keinen Garten oder eine Grünfläche in direkter Nähe", sagt Meier-Roberts. Um kleinste Lebewesen und ihr Verhalten zu erkunden, reiche eine Pfütze oder ein zugewucherter Fleck im Hinterhof. "Das Buch vermittelt, dass einem nie langweilig wird, wenn man in die Beobachtologie einsteigt." Je mehr man über Natur und Lebewesen wisse, desto spannender werde die eigene Umgebung, egal ob im Wald oder mitten in der Stadt. Vom Verlag wird das Buch ab acht Jahren empfohlen. Aber wenn man es zusammen lese, könnten auch Sechsjährige schon etwas damit anfangen, sagt Meier-Roberts.
Beliebt bei den Buchladenbesuchern sei aktuell der Titel "Schwimmbad”. In dem Bildersachbuch geht es um den Jungen Tomi und warum es so wichtig ist, Schwimmen zu lernen. Außerdem geht es um Schwimmabzeichen und was es rund um Schwimmbäder alles Spannendes zu entdecken gibt.
Wer das Draußensein mit dem Lesen verbinden möchte, dem empfiehlt Jana Meier-Roberts die saftigen Wiesen am Isarufer zwischen Landtag und Fluss. "Da ist an schönen Tagen nicht so irre viel los, wie weiter südlich an der Isar und man kann ein ruhiges Plätzchen im Schatten finden.” Zu Fuß erreiche man in wenigen 100 Metern das Café des frisch wiedereröffneten Alpinen Museums, mit einer lauschigen Terrasse.
Verwirrspiel mit Mafiaboss und Wackelkontakt
Sigrid Gatter ist Inhaberin der "Sendlinger Buchhandlung". Sie empfiehlt ein Buch mit einem fesselnden Verwirrspiel. Es ist der Roman "Wackelkontakt" von Wolf Haas. "Ein Hin- und her zwischen den Lebenswelten zweier Menschen, die nur über Bücher voneinander erfahren", sagt Gatter.
Darin wartet ein Mann auf einen Elektriker – seine Steckdose hat einen Wackelkontakt. In der Zeit liest er ein Buch über einen Mafiaboss, der auf seine Entlassung aus dem Gefängnis wartet. Und was liest wohl der Mafiaboss? Genau: Ein Buch über einen Mann, der zu Hause auf einen Elektriker wartet, weil dessen Steckdose einen Wackelkontakt hat. "Bis zum Schluss will man unbedingt wissen, wie es mit den beiden weitergeht", sagt die Buchhändlerin.
Wer ein gutes Buch an der frischen Luft genießen will, dem empfiehlt Sigrid Gatter den ruhigen Innenhof vom Café Schuntner, nicht weit entfernt vom Buchladen. Dort lasse sich das Lesevergnügen mit hausgemachtem Kuchen steigern.
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