Buch "Missbrauchte Kirche": Bischof zieht seine Klage zurück
München – Es sind aufwühlende Zeiten für Wolfgang Rothe, der nach eigenen Angaben selbst von einem Geistlichen missbraucht wurde. Das Gutachten, sein neues Buch, Hoffen auf Veränderung - er vergesse im Moment oft sogar zu essen, auch schlafe er wenig, sagt er der AZ.
Einen gerichtlichen Erfolg kann der Priester in eigener Sache nun verkünden: Der frühere Bischof aus Österreich, der juristisch gegen Rothes Buch "Missbrauchte Kirche" vorgegangen ist (AZ berichtete), hat seine Klage zurückgezogen. Zuvor hatte das Oberlandesgericht Wien eine Beschwerde des Bischofs abgelehnt.
Zur Erinnerung: In dem Buch legt der Pfarrvikar offen, dass er als Erwachsener missbraucht worden sei, und zwar von besagtem katholischen Bischof - 2004 in St. Pölten. Rothe nennt den Mann, der mittlerweile im Ruhestand und über 80 Jahre alt ist, auch namentlich.

Dieser leitete daraufhin gegen den Verlag Droemer Knaur beim Landesgericht für Strafsachen in Wien juristische Schritte ein. Aber überraschenderweise nicht wegen Rothes Missbrauchsvorwürfen, sondern weil sich der Bischof in dem Buch als homosexuell dargestellt fühlte. Dafür wollte er eine Entschädigung und ebenso, dass eine Mitteilung über das eingeleitete Verfahren veröffentlicht wird.
Das Gericht lehnte Letzteres ab. Dagegen reichte der Bischof eine Beschwerde beim Oberlandesgericht Wien ein, der zweiten Instanz. Ohne Erfolg. Nun hat er die Klage zurückgezogen.
Im Kern begründet das Gericht laut Rothe die Entscheidung damit, dass eine Person, die einen Missbrauch zur Sprache bringt, das Recht haben müsse, alle Fakten zu nennen, die diese These stützten. Rothe ist erleichtert, sagt aber auch: "Ich bin nicht nur froh darüber, ich hätte vor Gericht gern den Wahrheitsbeweis angetreten, damit das, was er getan hat, auch im staatlichen Rechtsbereich aktenkundig gemacht wird."
Den Rückzug des Bischofs erklärt er sich so: "Er hatte kaum noch Aussicht auf Erfolg, jedoch hätte er die Tortur eines langen Verfahrens mit vielen Zeugen auf sich nehmen müssen."
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