Buch "Missbrauchte Kirche": Bischof zieht seine Klage zurück

Der Peiniger des Münchner Priesters Wolfgang Rothe wird wohl keine weiteren rechtlichen Schritte gegen das Buch "Missbrauchte Kirche" einleiten.
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Der Münchner Priester Wolfgang Rothe machte sexuellen Missbrauch an seiner Person in einem Buch öffentlich. Ein Peiniger ging dagegen vor.
Der Münchner Priester Wolfgang Rothe machte sexuellen Missbrauch an seiner Person in einem Buch öffentlich. Ein Peiniger ging dagegen vor. © Christian Kaufmann

München – Es sind aufwühlende Zeiten für Wolfgang Rothe, der nach eigenen Angaben selbst von einem Geistlichen missbraucht wurde. Das Gutachten, sein neues Buch, Hoffen auf Veränderung - er vergesse im Moment oft sogar zu essen, auch schlafe er wenig, sagt er der AZ.

Einen gerichtlichen Erfolg kann der Priester in eigener Sache nun verkünden: Der frühere Bischof aus Österreich, der juristisch gegen Rothes Buch "Missbrauchte Kirche" vorgegangen ist (AZ berichtete), hat seine Klage zurückgezogen. Zuvor hatte das Oberlandesgericht Wien eine Beschwerde des Bischofs abgelehnt.

Zur Erinnerung: In dem Buch legt der Pfarrvikar offen, dass er als Erwachsener missbraucht worden sei, und zwar von besagtem katholischen Bischof - 2004 in St. Pölten. Rothe nennt den Mann, der mittlerweile im Ruhestand und über 80 Jahre alt ist, auch namentlich.

Dr. Dr. Wolfgang F. Rothe: Missbrauchte Kirche. Eine Abrechnung mit der katholischen Sexualmoral und ihren Verfechtern; Droemer Knaur; 20 Euro.
Dr. Dr. Wolfgang F. Rothe: Missbrauchte Kirche. Eine Abrechnung mit der katholischen Sexualmoral und ihren Verfechtern; Droemer Knaur; 20 Euro.

Dieser leitete daraufhin gegen den Verlag Droemer Knaur beim Landesgericht für Strafsachen in Wien juristische Schritte ein. Aber überraschenderweise nicht wegen Rothes Missbrauchsvorwürfen, sondern weil sich der Bischof in dem Buch als homosexuell dargestellt fühlte. Dafür wollte er eine Entschädigung und ebenso, dass eine Mitteilung über das eingeleitete Verfahren veröffentlicht wird.

Das Gericht lehnte Letzteres ab. Dagegen reichte der Bischof eine Beschwerde beim Oberlandesgericht Wien ein, der zweiten Instanz. Ohne Erfolg. Nun hat er die Klage zurückgezogen.

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Im Kern begründet das Gericht laut Rothe die Entscheidung damit, dass eine Person, die einen Missbrauch zur Sprache bringt, das Recht haben müsse, alle Fakten zu nennen, die diese These stützten. Rothe ist erleichtert, sagt aber auch: "Ich bin nicht nur froh darüber, ich hätte vor Gericht gern den Wahrheitsbeweis angetreten, damit das, was er getan hat, auch im staatlichen Rechtsbereich aktenkundig gemacht wird."

Den Rückzug des Bischofs erklärt er sich so: "Er hatte kaum noch Aussicht auf Erfolg, jedoch hätte er die Tortur eines langen Verfahrens mit vielen Zeugen auf sich nehmen müssen."

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2 Kommentare
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  • Leserin am 02.02.2022 22:17 Uhr / Bewertung:

    Ein mutiger Priester. Ich wünsche mir es gäbe mehr davon. Ich habe für mich den einfacheren Weg gewählt und bin schon vor langer Zeit ausgetreten.
    Ich würde mich gerne heute für die Aufhebung des Konkordatsvertrags zwischen der katholischen Kirche und dem Freistaat Bayern engagieren, weil ich die Organisation katholische Kirche für nicht reformierbar halte.

  • RMK am 31.01.2022 16:00 Uhr / Bewertung:

    Leider habe ich auch mit der Ignoranz der Katholischen Kirche Erfahrungen gesammelt. Wegen der Vorkommnisse in Ettal damals habe ich mich an das erzbischöfliche Ordinariat gewandt, da ich einen Freund hatte, der im Internat zusammen mit seinem Bruder war. Er erzählte von pädophilen "Klosterbrüdern", die ihn und besonders seinen Bruder missbraucht hatten. Tragischerweise hat sich der Bruder meines Freundes das Leben genommen. Da ich dies nicht nachvollziehen konnte kam es zu kontroversen Diskussionen und die Freundschaft zerbrach dadurch. All dies schilderte ich dem Ordinariat mit der gleichzeitigen Bitte mir das Prozedere eines Kirchenaustritts mitzuteilen. Über die Formalitäten wurde ich ausführlich unterrichtet. Die menschliche Tragödie aber wurde nur mit dem Satz abgetan, dass es leid tue, dass eine Freundschaft zerbrochen ist. Verantwortung übernehmen und Nachfragen "Fehlanzeige". Seit 2010 spende ich die ersparte Kirchensteuer sozialen, manchmal auch kirchlichen Einrichtungen.

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