Bub kommt im Streifenwagen zur Welt: "Halten Sie durch, nur nicht pressen!"

München - Ein Auto hatten Josef und Annemarie Schuder nicht vor 60 Jahren und auch kein Telefon. Morgens um 4 Uhr rannte der werdende Vater in Pantoffeln durch die verschneite Caracciolastraße. Da stand eine Telefonzelle.
Bei seiner Frau hatten die Wehen eingesetzt. Es war der 26.11.1957, morgens um 4 Uhr. "Vor lauter Aufregung wusste ich vom Roten Kreuz die Telefonnummer nimmer", erinnert sich der heute 87-Jährige. "Deshalb hab’ ich die Funkstreife gerufen".
Zum Glück waren Siegfried Leutner und sein Kollege Rudolf Klein mit "Isar 9" in der Nähe auf Streife. "Hat’s bei euch schon mal eine Geburt gegeben", fragte er seinen Kollegen. Er war erst zwei Wochen Polizist. Im selben Moment kam über Funk der Alarm: "Frau in Schwierigkeiten".
"Die Wehen kamen in immer kürzeren Abständen", sagt Annemarie Schuder, "ich wusste, es dauert nicht mehr lange". In einer Wehenpause schaffte sie es runter auf die Straße. Die werdenden Eltern setzten sich auf die Rückbank von "Isar9".

So berichtete die AZ in der Weihnachtsausgabe 1957.
Mit Blaulicht und Martinshorn ging es in Richtung Taxisklinik. "Der Rudolf ist gefahren, dass selbst ich Angst bekam", erzählt Siegfried Leutner (87). Hinten im Fond ging es dem werdenden Vater nicht besser. Josef Schuder: "Annemarie hat mich so fest in den Daumen gebissen, dass er am nächsten Tag noch immer blau war."
Die Polizisten machten der werdenden Mutter Mut. "Wir haben’s gleich geschafft", trösteten sie. Immer wenn die Wehen besonders heftig waren, riet Rudolf Klein: "Halten Sie durch. Nur nicht pressen." Kurz vor der Klinik kam Robert in der Funkstreife zur Welt. Die Hebamme durchtrennte die Nabelschnur, mehr gab’s für sie nicht zu tun. Robert war gesund und munter. Nur die Nerven der Eltern und der Polizisten hatten gelitten.
Ein paar Tage später durften Robert und seine Mamma nach Hause. Dort besuchte sie kurz vor Heiligabend eine Reporterin der Abendzeitung (siehe Ausriss oben).
Die Geschichte von seiner turbulenten Geburt haben ihm seine Eltern später oft erzählt. Robert Schuder: "In der Schule war ich der Held. Ich war der Einzige, der im Polizeiauto zur Welt gekommen ist."