Bub (5) ist fünf Stunden vermisst und hält Münchner Polizei in Atem

Eigentlich ist der Bub eher ein ängstliches Kerlchen, doch am Samstag hält der Dreikäsehoch seine Eltern und die Polizei fünf Stunden in Atem. Er ist wie vom Erdboden verschluckt.
Nina Job |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Auf Radtour – aber mit den Eltern zusammen: Toni (5) am Sonntag am Starnberger See.
Daniel von Loeper Auf Radtour – aber mit den Eltern zusammen: Toni (5) am Sonntag am Starnberger See.

München - Allein in einer fremden Stadt, aber voller Abenteuerlust und kindlicher Energie: Der fünfjährige Toni aus Fulda versetzte seine Eltern am Samstag in Angst und Schrecken. Fast fünf Stunden war der Knirps mit seinem Radl wie vom Erdboden verschluckt.

Telefontechniker Frank M., seine Frau Simone und ihr Sohn Toni kommen im Urlaub regelmäßig nach München. Tonis Tante ist Münchnerin, sie kümmert sich immer um eine private Ferienunterkunft.

Nur eine kurze Unachtsamkeit – da ist der Bub verschwunden

Am Samstag reiste die Familie aus Fulda an. Dieses Mal wohnt sie in der Destouchesstraße in Schwabing. "Es war nur eine Minute der Unachtsamkeit – da war der Toni weg", erzählt sein Vater.

Die Eheleute waren gerade dabei, das Gepäck aus dem Auto zu holen, da strampelte Toni mit seinem Fahrrad davon. Das 20 Zoll kleine Zweirad – ausgestattet mit Hupe und roter Fahrradklingel – ist seit ein paar Monaten sein ganzer Stolz. Die Eltern hatten es ihm im Frühjahr zum Beginn der Radlsaison geschenkt.

"Wir dachten erst, dass er nur eine kleine Runde dreht und gleich zurück sein wird", erinnert sich Papa Frank M. Doch dem war nicht so. Aus zehn Minuten wurde eine halbe Stunde – von Toni keine Spur. Die Eltern liefen die Destouchesstraße ab, schauten in die Querstraßen. Auch nach einer Dreiviertelstunde war von Toni weit und breit nichts zu sehen. Simone M. und ihr Mann waren inzwischen höchst besorgt. Wo war ihr Sohn? Er kannte sich doch kaum aus in München. Um 15.45 Uhr riefen die Eltern aufgeregt die Notrufnummer 110 an. Nur wenige Minuten später wurde eine große Suche nach dem vermissten Kind ausgelöst.

"Fünfjähriger Bub, 130 Zentimeter groß, blonde Haare, rotes Hemd, rotes Fahrrad, blaues Käppi mit der Aufschrift Toni", lautete die Beschreibung. Später wurde auch ein Foto des Kindes elektronisch an die Polizisten versandt.
Eine Einsatzhundertschaft machte sich auf den Weg, 17 Streifenwagen mit jeweils drei Beamten durchkämmten Schwabing. Auch die Mantrailerhunde der Hundestaffel wurden alarmiert. "Mehr als 40 Beamte waren an der Suche beteiligt", sagt Polizeisprecher Sven Müller.

Mindestens vier Kilometer durch München

Doch Toni radelte auf seinem roten Pegasus-Radl an allen Polizeistreifen vorbei – quer durch Schwabing, schnurstracks in den Nordwesten der Stadt – über viele Kreuzungen und an großen Ausfallstraßen entlang. Irgendwann legte er einen Stopp an einer Bushaltestelle ein, wie die Eltern später erfahren sollten. Zuerst hatte er gedacht, dass die Mama und der Papa nachkommen würden. Der Fünfjährige legte mindestens 4,4 Kilometer zurück – wenn er denn den kürzesten Weg genommen hatte. "Es waren ganz, ganz schlimme Stunden", sagt der Vater.

Der erlösende Anruf kam um 19.45 Uhr. Ein Angestellter der Jet-Tankstelle am Frankfurter Ring meldete sich bei der Polizei: "Hier steht ein kleiner Junge mit Fahrrad, der seine Eltern nicht mehr findet", sagte der Angestellte.
Ein Pärchen hatte den Knirps zu der Tankstelle gebracht. Es hatte Toni mutterseelenallein mit seinem Rad an einer Bushaltestelle stehen sehen. "Ich finde Mama und Papa nicht mehr", hatte er leise gesagt.

Schnell war klar, dass es sich um den vermissten Knirps aus Fulda handeln musste, der längst in der ganzen Stadt gesucht wurde. Die Eltern, eben noch in großer Angst, konnten aufatmen. "Der Toni hat das offenbar alles nicht so schlimm gefunden. Er fing erst an zu weinen, als er gesehen hat, dass seine Mutter in Tränen aufgelöst war", erzählt sein Vater. "Für ihn ist die Zeit bestimmt schneller vergangen." "Zum Glück hat die Geschichte ein Happy End genommen. Wir sind der Polizei sehr, sehr dankbar, wie sie das gemanagt hat. Die haben auch in allen Kneipen und öffentlichen Einrichtungen nach unserem Sohn gefragt", berichtet Frank M. Gesprochen hat Toni über sein Abenteuer nicht. "Eigentlich ist er eher ein ängstlicher Bub. So was sind wir nicht von ihm gewöhnt", so sein Papa.

Am Sonntag konnte die Familie aus Fulda nach der ganzen Aufregung endlich ihren Urlaub beginnen. Traumatisiert ist Toni von seinem Erlebnis offensichtlich nicht – er wollte wieder Rad fahren. So stand eine kleine Tour am Starnberger See auf dem Programm. Von Münsing ging es am See entlang nach Starnberg.

Eine Möglichkeit, seinen Eltern davon zu strampeln, bekam Toni nicht. Papa Frank M.: "Wir haben ihn keine Sekunde aus den Augen gelassen."

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.