Brutaler Raubüberfall mit dem Vorschlaghammer

Prozess am Landgericht: Geständiger 36-Jähriger will seinen Komplizen beim Raubüberfall nicht verraten. Aus Angst vor dessen Rache.
von  John Schneider
Wurde selber verletzt: Der Angeklagte mit Dolmetscherin und Anwalt Christian Gerber.
Wurde selber verletzt: Der Angeklagte mit Dolmetscherin und Anwalt Christian Gerber. © jot

München Der Hammer wiegt schwer in der Hand. Sehr schwer. Auf der Richterbank lag am Montag das Corpus Delicti mit dem zwei Räuber am Mittag des 23. Juni in die Goldstube am Viktualienmarkt kamen, um den kleinen Uhren- und Schmuckladen auszurauben. Einer der beiden Täter nahm nun auf der Anklagebank des Landgerichts Platz. Während sein Komplize fliehen konnte, war Nikola J. (36) vom Sohn des Ladensbesitzers festgehalten worden und muss sich nun wegen schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung verantworten.

Und dem „unerlaubten Führen einer halbautomatischen Schusswaffe“. Denn Nikola J., getarnt mit Perücke und rotem Brillengestell, hatte eine ungarische Pistole dabei. Als er den Laden betrat, lud er die Waffe durch und richtete sie auf die Menschen im Verkaufsraum: den Inhaber des Geschäfts sowie dessen Sohn und den Cousin. Direkt hinter Nikola J, betrat der unbekannte Komplize mit dem Vorschlaghammer das enge Ladenlokal.

Einer Verkäuferin gelang es noch, sich in die hinteren Räumlichkeiten zurückzuziehen und die Polizei per Alarmknopf zu alarmieren. Dann schloss sie sich auf der Toilette ein.
Währenddessen spielen sich hochdramatische Szenen im Verkaufsraum ab: Der Inhaber Marco H. will seinen Sohn schützen und läuft trotz der vorgehaltenen Waffe auf Nikola J. zu. Der schießt nicht etwa, sondern weicht zurück.

Moritz H. (21), der Sohn des Ladenbesitzers, will nun seinerseits seinem Vater helfen und läuft zu den beiden kämpfenden Männern. Auch sein Onkel greift ein, rennt hinter den Tresen, wo der Komplize mit dem Vorschlaghammer gerade drei Uhren (55000 Eur) einsteckt. Der Räuber schwingt den Hammer, trifft aber nicht.

Parallel versucht der Ladeninhaber Nikoa J. die Pistole zu entwinden. Er bekommt mit der Pistole einen Schlag isn gesicht und erleidet eine stark blutende Platzwunde. Außerdem gelingt es dem Räuber, Moritz H. zurückzustoßen. Er verliert dabei aber Brille, Perücke und Pistole.

Sein Komplize bahnt sich mit einem Hammer-Schlag in den Rücken des Ladenbesitzers den Weg frei, lässt den Hammer danach fallen und läuft nach draußen. Per Motorroller gelingt ihm die Flucht.

Nikola J. aber wird nun seinerseits von Moritz H. mit dem Vorschlaghammer attackiert und am Kopf getroffen. Trotzdem läuft er nach draußen, wird aber wenige Meter später von einem Hammerschlag im Rücken getroffen und geht zu Boden. Moritz H. kann ihn bis zum Eintreffen der Polizei festhalten.

Der Angeklagte war zum Prozessauftakt geständig. Allein die Identität seines Komplizen wollte er nicht preisgeben. „Aus Angst“, wie sein Anwalt Christian Gerber erläuterte. Deswegen wolle er auch nicht weiter auf sein Motiv eingehen.

Der 36-Jährige gab nur preis, dass er große Schulden habe, die mit dem Raub zumindest teilweise verrechnen werden sollten. Nikola J. war in der Vergangenheit bereits einmal von mehreren Schüssen ins Bein getroffen worden. Von einem Unbekannten, wie der Angeklagte gestern sagte.

Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt. Dann soll auch schon ein Urteil verkündet werden.

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