Brust-OP: Sensation in München
MÜNCHEN - Sensation im Klinikum der Universität an der Maistraße: Bei der Operation einer 67-jährigen Patientin ist es Oberarzt Darius Dian gelungen, eine amputierte Brust durch Gewebe aus der verbliebenen Brust zu rekonstruieren. Der Eingriff ist weltweit zum ersten Mal geglückt.
Theresa W. (67, Name geändert) aus Dinkelsbühl war an Brustkrebs erkrankt – eine erschütternde Diagnose, die jährlich rund 50 000 Frauen in Deutschland trifft. Durchschnittlich 30 Prozent aller Erkrankten verlieren durch die Krankheit eine Brust. Sie muss amputiert werden. Da sich damit das gesamte bisherige Erscheinungsbild ändert, hat diese Operation häufig Auswirkungen auf die ganze Persönlichkeit. Ziel der Ärzte ist es deshalb, die entfernte Brust zu rekonstruieren.
Bislang hat man das durch ein Implantat gelöst
„Bislang hat man das entweder durch ein Implantat gelöst oder man hat Gewebe vom Bauch oder aus dem Rücken zur Rekonstruktion entnommen“, erklärt Darius Dian, leitender Oberarzt der Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde am Uni-Klinikum.
Die Folge: Abstoßungsreaktionen und große Narben. Dort, wo das Gewebe entnommen wird, entsteht außerdem eine Schwachstelle. Dr. Dian, der vorher Leiter der Plastischen Brustchirurgie am Hamburger Klinikum Eppendorf war, dachte während seiner Operationen oft darüber nach, warum es nicht möglich sein sollte, Gewebe aus der gesunden Brust für die Rekonstruktion zu verwenden. Denn auch die muss oft verkleinert werden, da das Gewebe, das aus Bauch oder Rücken verwendet wird, nicht reicht.
"Um es drastisch auszudrücken: Wir mussten Gewebe aus der erhaltenen Brust wegwerfen"
„Um es drastisch auszudrücken: Wir mussten Gewebe aus der erhaltenen Brust wegwerfen und dann Gewebe woanders entnehmen“, sagt der 45-jährige leitende Oberarzt.
Das Experiment war noch in keiner Klinik geglückt. In einem Krankenhaus in Innsbruck misslang der Eingriff 2001. Schließlich hatten die Ärzte doch auf Rücken-Gewebe zurückgegriffen.
Theresa W. hatte vor der Operation zwei sehr große Brüste. Um nicht mit einer kleinen (rekonstruierten) und einer großen leben zu müssen, sollte - wie üblich - auch ihre gesunde Brust verkleinert werden.
Die OP dauerte vier Stunden
Vier Stunden lag Theresa W. am 20. November auf dem OP-Tisch. Darius Dian operierte sie mit Unterstützung von zwei Kollegen. Dieses Mal landete das Brustgewebe nicht im Klinikmüll sondern wurde für die Rekonstruktion verwendet.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. „Sie war ganz happy“, sagt ihr Arzt. Am Freitag durfte Theresa W. die Klinik wieder verlassen und heim nach Dinkelsbühl fahren. In drei Monaten wird sie noch einmal in die Uni-Klinik kommen. Nach einem deutlich kürzeren Eingriff wird sie dann auch die Brustwarzen wieder an der richtigen Stelle haben.
Nina Job
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