Brunzkache! Die schönsten Münchner Schimpfworte

Können Sie noch gscheit fluchen? Die AZ hat zu Testzwecken ein paar Passanten beschimpft und sucht außerdem Ihre schönsten Schimpfworte. Fluchen Sie mit!
MÜNCHEN Mei, wär das schön: Wenn man einem echten Gschaftlhuaba immer auf den Kopf zusagen dürfte, dass er einer ist. Oder wenn man einer derben Frau ungestraft den Titel „Brunzkache“ verleihen dürfte. Doch bei vielen Münchnern scheitert so ein reinigendes Gewitter oft gar nicht mal am Anstand. Sondern allein an der Sprachkompetenz.
Die AZ hat sich umgehört, wie gschert in der Stadt noch dahergeredet wird. Und ein paar Lieblingsflüche eingesammelt. Doch dazu erst später. Grundsätzlich muss erst einmal festgestellt werden: Bairisch schimpfen und fluchen kann freilich nur, wer auch ansonsten Dialekt spricht. Und das tut die übergroße Mehrheit der Münchner bekanntlich nicht mehr. Gerhard Holz vom Förderverein Bairische Sprache und Dialekte: „I wer inzwischen als Isarpreiß bezeichnet als Münchner. Des hamma jetzt davo, dass wir die Kinder 30 bis 40 Jahre lang entwurzelt haben.“ In der Schule sei ihnen das Bairische lange abtrainiert worden. Inzwischen gebe es aber zum Glück ein Umdenken.
Wer beim Schimpfen noch eine Schulung braucht, bekommt nächstes Jahr Hilfe. Monat für Monat. Denn im Kalender „Zefix“ sind zwölf Ausdrücke erklärt. Kreative Verbalwatschn vom Haumdaucha (dieser Vogel leiht seinen Namen besonders gerne Schiedsrichtern) bis hin zum Zipfeklatscher. Prädikat: besonders wertvoll. Die AZ verlost zehn Exemplare (siehe unten).
Video: Und so schimpfen die Münchner:
„Im Bairischen kann man jemand freundlicher schimpfen als auf Hochdeutsch“, erklärt Experte Gerhard Holz. „Weil man die Dinge nicht direkt ausspricht, sondern schön umschreibt.“ Da wird eine Sache nicht gestohlen, sondern „kriagt Fiaß“. Und Pfenningfuchsa klingt doch auch netter als Geizhals, oder?
Ein Test in der Fußgängerzone: Welche Schimpfwörter sind wie geläufig? Michaela Hobl (50) aus Feldkirchen-Westerham war mit Sohn Maxi (13) gerade beim Einkaufen. Viele böse Worte fallen den beiden auf Anhieb nicht ein. „Ich wenn schimpf, red automatisch Hochdeutsch“, erklärt die Mutter in breitem Bairisch. Warum, weiß sie selbst nicht. Doch der passive Wortschatz ist dann doch recht ausgeprägt. Ein „gscherter Ramme“ ist rüpelhaft. Und wer wird als „Kaasloawe“ bezeichnet? „Oana, der ned in d’ Sonna kummt.“ Also ein blasser Mensch.
Joachim Rutka (22) und Peter Rückert (18) kommen aus dem Regierungsbezirk Schwaben und studieren Mechatronik. Um Schimpfwörter sind sie nicht verlegen. Zum Repertoire gehört zum Beispiel der „saubläde Muhagl“ – laut Internetportal „Regiowiki“ ein ungehobelter, sturer (aber gutwilliger) Mensch. Ebenfalls im Sprachgebrauch der beiden Burschen: Die Steigerung des normalen Deppen – der dann ein „Saudepp“ ist.
Rentner Richard Rückert (64) ist zwar aus München und spricht Mundart. Den Begriff „Ramme“ kennt er aber nicht. Auch wenn man gezielt nach einem „Nasen-Ramme“ fragt – besser bekannt als Popel. Seine Schwiegertochter kommt aus Oberhausen. Das hat Folgen: „Die Enkelkinder verstehen mich nicht ganz.“
Auf dem Weg zum Weißwurstessen machen auch Bernd Winkler (70) und Christine Fischer (47) kurz Halt, um übers Schimpfen nachzudenken. Er ist aus Stuttgart. Und da klingt das alles ganz anders als in unseren Breitengraden. Deshalb zum Schluss ein Blick über den Tellerrand des Weißwurstäquators. „Seckel ist bei uns ein Schimpfwort, das man benutzen kann. Aber Halbseckel darf man nicht sagen.“
Julia Lenders
Von Gletzn bis Pfiffkaas – so fluchen AZ-Mitarbeiter
Nicht, dass sie einen falschen Eindruck gewinnen: Bei der Abendzeitung wird nicht immer nur geflucht. Trotzdem haben einige Kollegen auf dem Gebiet einen recht breiten Wortschatz parat. Wir haben ein paar der Ausdrücke gesammelt. Und dabei festgestellt, dass sie regional zum Teil ganz unterschiedlich ausgesprochen und eingesetzt werden. Außerdem scheint es mehr böse Ausdrücke für Frauen als für Männer zu geben. Pfui. Eine Liste – ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Gletznsepp,-bene,-tauch
Verklaghaferl
Wir suchen Ihren Lieblingsfluch
Es gibt Kalender mit Seerosenfeldern, mit Katzenbabys oder sprechenden Schwämmen. Doch dieser hier ist anders, in „Zefix!“, „dem bayrischen Fluch- und Schimpfkalender“ (Süddeutsche Zeitung Edition, 16,90 Euro) gibt’s zu stimmungsvollen Fotografien mindestens so stimmungsvolle Wörter.
Neugierig? Die AZ verlost 10 Exemplare. Schreiben Sie uns bis 8. November Ihr Lieblings-Schimpfwort oder Fluch mit Begründung (nur Dialekt, egal welcher, zählt!) an lokalesaktion@abendzeitung.de . Oder an: Abendzeitung, Stichwort: Zefix!, 81028 München. Teilnahme nur mit Vorschlag.