Brunners qualvoller Tod: Die Täter schlugen 44 Mal zu

Vor fünf Wochen wurde der Geschäftsmann von zwei Jugendlichen totgeprügelt – weil er sich schützend vor eine Gruppe von Kindern gestellt hatte. Jetzt ist das ganze Ausmaß seiner schweren Verletzungen bekannt. Dominik Brunner erlitt 44 Verletzungen an Kopf und Oberkörper.
von  Abendzeitung
Ein Foto des S-Bahn-Helden Dominik Brunners
Ein Foto des S-Bahn-Helden Dominik Brunners © dpa

MÜNCHEN - Vor fünf Wochen wurde der Geschäftsmann von zwei Jugendlichen totgeprügelt – weil er sich schützend vor eine Gruppe von Kindern gestellt hatte. Jetzt ist das ganze Ausmaß seiner schweren Verletzungen bekannt. Dominik Brunner erlitt 44 Verletzungen an Kopf und Oberkörper.

Seit Tagen steht ein rotes Grablicht auf dem Schreibtisch in ihrem Zimmer. Sarah (13) hat die Kerze für den Mann gekauft, der sie und ihre drei Freunde vor den beiden Schlägern Markus S. (18) und Sebastian L. (17) beschützte. Für Dominik Brunner, der am S-Bahnhof Solln für die vier Kinder sein Leben opferte. Die Kerze ist für sein Grab in Ergoldsbach bestimmt. „Ich werde sie dort für ihn anzünden“, sagt die 13-Jährige.

Knapp fünf Wochen nachdem der mutige Geschäftsmann vor Sarahs Augen zu Tode geprügelt wurde, liegt der Staatsanwaltschaft nun das vorläufige Obduktionsergebnis vor. Markus S. und Sebastian L. richteten Dominik Brunner übelst zu. Die Rechtsmediziner zählten 22 sehr schwere Verletzungen gegen Kopf und Oberkörper sowie 22 leichtere wie Prellungen, Abschürfungen und Kratzer.

Immer und immer wieder schlugen und traten sie auf ihn ein – auch als ihr Opfer bereits hilflos am Boden lag. Zwei Stunden lang kämpften Notärzte um Dominik Brunners Leben. Sie reanimierten ihn eine Stunde am S-Bahnhof Solln, eine weitere im Krankenhaus. Ohne Erfolg.

„Zum Tod führte die Gesamtheit der Verletzungen“, bestätigte Oberstaatsanwältin Barbara Stockinger am Donnerstag. Markus S. und Sebastian L. erwartet nun eine Anklage wegen Mordes. Daran ändert auch nichts, dass Dominik Brunner laut Zeugenaussagen als erster zuschlug, als die Jugendlichen auf ihn zustürmten. Die Ermittler gehen von einer Notwehr- Situation aus. Barbara Stockinger: „Herr Brunner wurde eindeutig angegriffen.“

Ob die beiden Schläger noch in diesem Jahr angeklagt werden, ist unklar. Mit dem Prozess ist erst 2010 zu rechnen. Den zur Tatzeit 17 Jahre alten Sebastian L. erwartet eine Jugendstrafe von maximal zehn Jahren. Der ein Jahr ältere Markus S. gilt juristisch als Heranwachsender. Nur wenn Gutachter bei ihm eine Reifeverzögerung feststellten, würde auch er eine Jugendstrafe bekommen – sonst gilt für ihn bereits das Erwachsenenstrafrecht.

Es sieht für Mord nur eine Strafe vor: Lebenslang. Das bedeutet mindestens 15 Jahre hinter Gittern. Erst dann kann der Rest zur Bewährung ausgesetzt werden. Christoph T. (17), der Dritte im Bunde, wird sich wegen versuchter räuberischer Erpressung verantworten müssen. Er forderte von den Kindern am S-Bahnhof Donnersberger Brücke 15 Euro und schlug die Buben. Zum Abschied feuerte er seine Kumpels noch an: „Ciao! Besorgt es denen richtig!“

Sarah, ihrer Freundin (14) und den beiden Buben (14, 15), die am 12. September dabei waren, graut vor dem Prozess. Dann müssen sie den brutalen Schlägern wieder gegenüber treten. Die Polizei hat ihnen geraten, Kontakt zu der Opferorganisation „Der Weiße Ring“ aufzunehmen. Sarah: „Vor zwei Tagen waren sie bei mir. Sie werden mich zum Prozess begleiten.“

Nina Job

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