Brunners letzter Notruf: Das LKA untersucht jetzt die Aufnahme
MÜNCHEN - Zwei Notrufe tätigte Dominik Brunner, bevor er brutal niedergeschlagen wurde. Der Mitschnitt des zweiten Anrufs wird momentan vom LKA untersucht. Im Prozess gegen die Täter kann diese Analyse entscheidend sein.
Ist ein Handy der wichtigste Zeuge des Todes von Dominik Brunner? Wie erst jetzt bekannt wurde, hat der Geschäftsmann, der am 12. September auf dem Bahnsteig in Solln erschlagen wurde, von dort ein zweites Mal die Polizei angerufen – sein erster Notruf kam aus der S-Bahn in Höhe Mittersendling. Der Mitschnitt des zweiten Anrufs wird derzeit vom Landeskriminalamt (LKA) untersucht. Das berichtete die Phonetik-Expertin Dagmar Boss (51) als Zeugin im Ursula-Herrmann-Prozess.
Im Prozess veranschaulichte die LKA-Beamtin, wie wichtig das menschliche Ohr bei der Analyse ist: „Auf dem Mitschnitt ist das ganze Tatgeschehen zu hören. Man hört fünf Stimmen gleichzeitig. Das ist nur noch mit dem Ohr zu unterscheiden.“ Der Mitschnitt kann viel beitragen zur Aufklärung der Tat am Sollner Bahnhof. Vermutlich sind darauf die letzten Worte von Dominik Brunner zu hören, aber auch die Stimmen der Täter und Zeugen sowie Geräusche von der Tat.
Die Experten der Phonetikabteilung um Dagmar Boss versuchen nun, die Textverständlichkeit des Mitschnitts zu verbessern, die Stimmen zu analysieren und zu vergleichen und Geräusche zu identifizieren. Trotz einiger Augenzeugen kann der Mitschnitt des Anrufs im Prozess gegen die beiden Schläger von Solln von entscheidender Bedeutung werden. Ein Video- oder Audio-Mitschnitt stellt im Gegensatz zu den subjektiven Zeugenaussagen einen objektiven Beweis dar. „Ein Mitschnitt kann grundsätzlich die Zeitabläufe genauer bestätigen“, erklärt der Sprecher der Münchner Staatsanwaltschaft, Hajo Tacke.
Die Aufnahme von Brunners Anruf könnte auch entlastende Beweise liefern und zum Beispiel die Augenzeugen-Version untermauern, wonach der 17-jährige Sebastian L. seinen Spezl Markus S. (18) am Ende der Schlägerei zurückhalten wollte.
Nachfragen zu ihrer Arbeit blockte Boss in der Augsburger Prozesspause aber ab: „Ich darf nichts sagen.“ Ein LKA-Pressesprecher bestätigte: „Weder Dagmar Boss noch einer ihrer Mitarbeiter darf während ihrer noch laufenden Zeugenaussage befragt werden.“ Weder zu dem Fall Ursula Herrmann noch zu dem Mitschnitt des Anrufs von Dominik Brunner.
John Schneider
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